Integration kostet – aber sie zahlt sich aus
Die neuen Zahlen aus dem Innenministerium zeigen: Bayern hat viel richtig gemacht. Flüchtlinge finden immer leichter einen Job. Doch es gibt einen Knackpunkt
Die neuen Zahlen aus dem bayerischen Innenministerium zeigen: Bayern ist auf einem guten Weg. Eine wachsende Zahl von Flüchtlingen findet im Freistaat Arbeit. Insgesamt sind inzwischen 35 Prozent der Menschen mit Fluchthintergrund beschäftigt, und dass nicht nur in einfachen Helferjobs. Das ist gut, denn eine Anstellung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration. Wer arbeitet, erfährt Wertschätzung, kann sich selbst das Leben finanzieren, wird unabhängiger und knüpft leichter Kontakte.
Dass es in Bayern so gut läuft, liegt zum Teil daran, dass der Freistaat, die Arbeitsagenturen, aber auch Wirtschaftsverbände verschiedene Programme auf den Weg gebracht haben, die wirken. Der Erfolg ist aber auch dem Engagement vieler Unternehmen zu verdanken,
die sich von bürokratischen Hürden nicht haben abschrecken lassen. Die dafür gekämpft haben, dass Flüchtlinge, die eine Ausbildung machen, bleiben dürfen. Obwohl sie um die Schwierigkeiten wussten, sind viele Unternehmer nicht zurückgeschreckt. Der Grund? Sie setzen große Hoffnungen in die Geflüchteten. Rechneten sich aus, mit ihrer Hilfe Stellen besetzen zu können, die lange offen waren. Glaubten, Angestellte für Mangelberufe zu finden. Mitarbeiter für die Logistik, Gastronomie und Gebäudereinigung.
Mittlerweile ist klar: Ganz so einfach ist es nicht. Die Geflüchteten konnten gar nicht alle Hoffnungen erfüllen. Denn ein Großteil der Menschen kam ohne berufliche Ausbildung. Wer eine hat, für den ist es oft schwer, sie anerkennen zu lassen. Im Schnitt ist auch das Bildungsniveau der Geflüchteten niedriger als das der deutschen Gesamtgesellschaft. Dazu kommen viele bürokratische Hindernisse: Welchen Aufenthaltsstatus hat ein Flüchtling? Wo darf er wohnen? Wie kommt er zur Arbeit? Themen, mit denen sich Firmen auseinandersetzen müssen. Aber die vergangenen vier Jahre haben verdeutlicht: Die Mühe lohnt sich oft.
Damit ein Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt, sind vor allem zwei Dinge notwendig: eine enge Betreuung und die Sprache. Pilotprojekte haben ergeben: Flüchtlinge, die betreut werden, zum Beispiel durch einen Lotsen, finden sich leichter im neuen Alltag zurecht. Weil sie einen Ansprechpartner haben, der auch bei Fragen weiterhilft, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. So machten etwa Azubis mit Fluchthintergrund, die sich mit Fragen an einen Mentor wenden konnten, sehr viel häufiger erfolgreich einen Abschluss als solche, die nicht betreut wurden. Und auch häufiger als deutsche Jugendliche.
Ähnlich wichtig ist die Sprache. Flüchtlinge, die Deutsch sprechen, haben viel höhere Chancen, eine Anstellung zu finden, als solche, die sich nur schlecht verständigen können. Letztere landen oft in schlecht bezahlten Helferjobs. Eine Perspektive sieht anders aus. Ein Selbstläufer ist die Einbindung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt also nicht. Um es wirklich zu schaffen, muss der Freistaat Flüchtlingsprojekte weiter und auch ausdauernd fördern.
Statistiken zeigen aber einen anderen Knackpunkt: Bisher gelingt vor allem jungen Männern der Einstieg in den Arbeitsmarkt. Frauen profitieren selten von den Fördermaßnahmen. Männer lernen sehr viel häufiger Deutsch als Frauen – vor allem als Frauen, die sich um kleine Kinder kümmern. Auch deshalb haben Männer höhere Chancen, eine Anstellung zu finden. Die Wahrscheinlichkeit einer Flüchtlingsmutter, einen Job zu finden, geht gegen null. Aber gerade weil Arbeit eng mit einer gelingenden Integration verknüpft ist, dürfen die Frauen nicht aus dem Blick geraten. Sie müssen mit speziellen Programmen gefördert werden.
Bisher gelingt vor allem Männern der Einstieg in den Beruf