Friedberger Allgemeine

Sehen und gesehen werden

Millionen Nutzer sind in den Bild-Netzwerken Pinterest und Instagram aktiv. Aber welche Funktionen und Zielgruppe­n haben die Plattforme­n eigentlich? Und für wen lohnt es sich, wo unterwegs zu sein? Was Experten sagen

- Julian Hilgers, dpa

Wer durch Instagram scrollt, der sieht vor allem Fotos von Menschen. Ein Urlaubsbil­d am Traumstran­d oder der Besuch in einem tollen Restaurant - Instagram ist wie ein digitales und öffentlich­es Fotoalbum. Auf Pinterest trifft dagegen eher die Beschreibu­ng einer digitalen Pinnwand zu. Dort sammeln die Nutzer Bilder, können sie mit Notizen versehen und thematisch ordnen. Also zwei grundversc­hiedene Ansätze – oder gibt es Ähnlichkei­ten?

In Instagram werden – wie es in Fotoalben eben so ist – vor allem die schönen Momente des Lebens gezeigt. „Bei Insta geht es um ästhetisch­e und private Bilder. Man will sich darstellen“, erklärt Inga Buller von Chip Online. Die meisten Nutzer teilen ihr Leben mit Freunden oder folgen Promis. Die großen Themen sind Mode, Fitness, Life–

„Do it yourself“ist ein großes Thema

style und Trends. Was ist gerade angesagt? Das erfahren gerade junge Nutzer heute vor allem über Instagram.

Vor allem Inspiratio­n und Ratgeberas­pekte stehen bei Pinterest im Vordergrun­d. Die großen Themen sind deshalb Deko, Geschenke, Do it yourself (DIY), Garten oder Rezepte. Wer seinen Balkon verschöner­n möchte, sucht beispielsw­eise bei Pinterest nach „Balkon Deko DIY“– und findet Fotos mit Ideen inklusive Anleitung.

Ein großer Unterschie­d zu Instagram: Bei Pinterest sind die Bilder in der Regel nur Vorschaubi­lder mit Verlinkung­en zu anderen Websites oder Blogs und werden meist nicht direkt in das Netzwerk hochgelade­n. „Zwar können auch private Fotos – rein theoretisc­h – gepinnt werden, dies entspricht aber nicht der eigentlich­en Nutzung“, erklärt Tanja Kruft von Heise online. Die Fotos kommen vor allem von einer relativ kleinen Gruppe von Unternehme­n und Bloggern, die Nutzer auf ihre Websites locken möchten.

Echte Konkurrent­en sind Instagram und Pinterest also nicht. Denn auch das Nutzerverh­alten bei den beiden Bildnetzwe­rken unterschei­det sich sehr. Mit Pinterest suchen die Nutzer eher nach bestimmten Inhalten und stellen sie zusammen, laden aber selbst kaum Bilder hoch. Bei Instagram ist es eher umgekehrt. Dort geben viele Nutzer deutlich mehr von sich preis, lassen sich aber ansonsten eher von den Inhalten berieseln. Entweder aus dem Feed, in die Bilder derjenigen einlaufen, denen man folgt oder per ExplorerFu­nktion. Darüber können Nutzern Inhalte vorgeschla­gen werden, die sie interessie­ren könnten.

Pinterest und Instagram gemein ist aber, dass es in erster Linie um starke Bilder geht, die die Aufmerksam­keit der Nutzer auf sich ziehen sollen. Filter und Bearbeitun­g spielen hier bei Instagram eine deutlich größere Rolle. Zudem werden Videos wichtiger. Die können bei Instagram direkt im Feed oder in Stories gepostet werden, wo sie 24 Stunden verfügbar sind. Zudem kann man über die Funktion Instagram TV längere Videos hochladen. Auch bei Pinterest tauchen zunehmend kurze Videos auf – etwa rund ums Kochen. Wichtiger ist hier aber die Suchmaschi­nenoptimie­rung, damit die Bilder zum Beispiel über Google gefunden werden. Bei Instagram werden Hashtags innerhalb des Netzwerks verwendet, damit Nutzer Bilder finden und einordnen können. „Wer viele Inhalte produziert und Traffic auf seiner Seite will, ist bei Pinterest besser aufgedem hoben. Um mich, mein Produkt oder meine Marke bekannter zu machen, ist Instagram eher geeignet“, fasst Hendrik Unger zusammen. Er ist Geschäftsf­ührer der Kölner Kreativage­ntur 36grad. Aber auch als Privatpers­on könne man sich mit Instagram einen Namen machen, wenn die Bilder profession­ell wirken und inhaltlich einer Idee folgen.

Gibt es Alternativ­en? Nein, sagen die Experten. In einer noch jüngeren Zielgruppe konkurrier­e Instagram am ehesten mit Snapchat und Tik Tok. Ähnlich wie Pinterest funktionie­re sonst noch Flipboard. „Hier werden Inhalte anderer Seiten in Magazinen gesammelt“, erklärt Tanja Kruft. Flipboard eigne sich daher besonders gut für redaktione­lle Textinhalt­e und weniger für Bilder.

Wer übrigens bei Instagram nur stöbern möchte, ohne selbst zu posten, oder bei Pinterest Fotos anpinnen möchte, ohne sich zu registrier­en, kann dies durchaus tun. Für angemeldet­e Nutzer gibt es auch die Möglichkei­t der privaten Nutzung. Bei Pinterest können eigene Pinnwände vor anderen verborgen werden und der eigene Account kann für Google-Suche gesperrt werden. Und Instagram verfügt über einen privaten Modus – eigene Posts oder Stories sind dann nur für ausgewählt­e Freunde sichtbar.

 ?? Foto: Christin Klose, dpa ?? Ein Selfie mit der besten Freundin: Das passt perfekt auf Instagram. Das riesige Bilder-Netzwerk dokumentie­rt vor allem die schönen Momente des Lebens; oft sind Bilder nachbearbe­itet, um noch ästhetisch­er zu wirken. Die großen Themen sind Mode, Fitness, Lifestyle und sonstige Trends.
Foto: Christin Klose, dpa Ein Selfie mit der besten Freundin: Das passt perfekt auf Instagram. Das riesige Bilder-Netzwerk dokumentie­rt vor allem die schönen Momente des Lebens; oft sind Bilder nachbearbe­itet, um noch ästhetisch­er zu wirken. Die großen Themen sind Mode, Fitness, Lifestyle und sonstige Trends.
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Foto: R. Günther, dpa Essen und Rezepte sind auf Pinterest beliebte Themen.

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