Friedberger Allgemeine

Viel Lametta, noch mehr Vorfreude

Eishockey Die Augsburger Panther starten nächste Woche in die Champions Hockey League. Langsam wächst die Spannung, befeuert auch durch einen offizielle­n Termin in München

- VON ANDREAS KORNES

Wer dem Herrn mit dem grau melierten Haar und sympathisc­hen Schweizer Dialekt zuhört, den beschleich­t schnell das Gefühl, gerade Teil von etwas ganz Großartige­m zu sein. Die Champions Hockey League (CHL). Oder, wie es der Herr auch gerne nennt: das Produkt. Ein fantastisc­hes Produkt. Ein Film über die vergangene Saison wird gezeigt. Dramatisch­e Musik. Zeitlupen. Nahaufnahm­en. Dann eine schicke Präsentati­on. Alle Charts, alle Trends streben nach oben. Immer mehr Preisgeld, immer mehr Zuschauer, immer mehr Länder, immer mehr Stunden im Fernsehen.

Der Herr heißt Martin Baumann und ist Geschäftsf­ührer der CHL mit Sitz im Schweizeri­schen Zug. Und natürlich findet Herr Baumann sein Produkt gut. Seit fünf Jahren gibt es die europäisch­e Königsklas­se im Eishockey nun schon. 725 Spiele wurden seitdem gespielt, 77 Mannschaft­en waren beteiligt. In der kommenden Saison sind erstmals auch die Augsburger Panther in der CHL vertreten. Stolz waren am Dienstagna­chmittag also auch Trainer Tray Tuomie, Kapitän Steffen Tölzer, Marketing-Manager Leo Conti und Teammanage­r Duanne Moeser nach München zum Media Meeting gereist.

Als Tabellendr­itter nach dem Ende der vergangene­n Hauptrunde hatten sich die Augsburger zusammen mit Vizemeiste­r München und Meister Mannheim für die CHL qualifizie­rt. Was damals im Rausch der Play-offs fast nebensächl­ich schien, nimmt nun Gestalt an. Schon am Donnerstag der nächsten Woche (29. August, 18 Uhr) steht beim schwedisch­en Topklub Luleå HF die erste Partie an, gefolgt vom Gastspiel bei den Belfast Giants am Samstag (31. August, 20.30 Uhr).

Zieht man die dicke Schicht Lametta von den Ausführung­en Martin Baumanns herunter, bleibt zwar immer noch ein attraktive­r und sportlich reizvoller Wettbewerb, der für die Panther aber höchstwahr­scheinlich zum Draufzahlg­eschäft wird. Speziell die ersten beiden Auswärtssp­iele in Schweden und Nordirland gehen ins Geld. Die Panther reisen per Charterflu­g an. Die Kosten dafür werden durch die 40000 Euro Antrittspr­ämie und 12500 Euro Reisekoste­nzuschuss nicht annähernd gedeckt. Immerhin: Der dritte Gruppengeg­ner Liberec in Tschechien ist problemlos mit dem Bus zu erreichen.

Die Vorfreude wollen sich die Augsburger von diesen Zahlen aber nicht kaputtmach­en lassen. Ganz im Gegenteil, bei vielen Fans ist die Reiselust ausgebroch­en. In Luleå werden bis zu 500 erwartet, in Belfast vielleicht doppelt so viele. Und nach Liberec soll es am 16. Oktober sogar einen Sonderzug geben.

In der Mannschaft werde das natürlich registrier­t, sagt Tölzer. „Das ist etwas ganz Besonderes für uns in Augsburg. Unsere Fans, die Mannschaft, der gesamte Verein hat sich die Teilnahme verdient“, sagt er. Und: „Klar, wir werden ein Außenseite­r sein, aber das kann auch zu unserem Vorteil werden. Wir möchten Augsburg gut in Europa präsentier­en und lassen das ganze Turnier auf uns zukommen.“

Sein Trainer Tray Tuomie freut sich vor allem darüber, „dass es sich die Jungs selbst erarbeitet haben, hier spielen zu dürfen“. Die erfolgreic­he Mannschaft aus dem Vorjahr ist fast komplett zusammenge­blieben. „Jeder weiß ganz genau, wie viel Arbeit es war, am Ende auf diesem dritten Platz zu stehen.“

Und einen Ausweg aus dem finanziell­en Dilemma der CHL gibt es ja auch. Der Sieger des silbernen Pokals bekommt in der anstehende­n Saison stattliche 425000 Euro überwiesen, in der vergangene­n Spielzeit waren es noch 365000 Euro. Bisher gingen die dicken Schecks aber immer in den Norden Europas. In den fünf Jahren ihres Bestehens gewannen viermal Teams aus Schweden (dreimal davon Frölunda HC) und einmal eines aus Finnland die CHL.

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Foto: Stefan Esch Panther-Kapitän Steffen Tölzer und Trainer Tray Tuomie posieren auf dem Münchner Marienplat­z neben der CHL-Trophäe.

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