Viel Lametta, noch mehr Vorfreude
Eishockey Die Augsburger Panther starten nächste Woche in die Champions Hockey League. Langsam wächst die Spannung, befeuert auch durch einen offiziellen Termin in München
Wer dem Herrn mit dem grau melierten Haar und sympathischen Schweizer Dialekt zuhört, den beschleicht schnell das Gefühl, gerade Teil von etwas ganz Großartigem zu sein. Die Champions Hockey League (CHL). Oder, wie es der Herr auch gerne nennt: das Produkt. Ein fantastisches Produkt. Ein Film über die vergangene Saison wird gezeigt. Dramatische Musik. Zeitlupen. Nahaufnahmen. Dann eine schicke Präsentation. Alle Charts, alle Trends streben nach oben. Immer mehr Preisgeld, immer mehr Zuschauer, immer mehr Länder, immer mehr Stunden im Fernsehen.
Der Herr heißt Martin Baumann und ist Geschäftsführer der CHL mit Sitz im Schweizerischen Zug. Und natürlich findet Herr Baumann sein Produkt gut. Seit fünf Jahren gibt es die europäische Königsklasse im Eishockey nun schon. 725 Spiele wurden seitdem gespielt, 77 Mannschaften waren beteiligt. In der kommenden Saison sind erstmals auch die Augsburger Panther in der CHL vertreten. Stolz waren am Dienstagnachmittag also auch Trainer Tray Tuomie, Kapitän Steffen Tölzer, Marketing-Manager Leo Conti und Teammanager Duanne Moeser nach München zum Media Meeting gereist.
Als Tabellendritter nach dem Ende der vergangenen Hauptrunde hatten sich die Augsburger zusammen mit Vizemeister München und Meister Mannheim für die CHL qualifiziert. Was damals im Rausch der Play-offs fast nebensächlich schien, nimmt nun Gestalt an. Schon am Donnerstag der nächsten Woche (29. August, 18 Uhr) steht beim schwedischen Topklub Luleå HF die erste Partie an, gefolgt vom Gastspiel bei den Belfast Giants am Samstag (31. August, 20.30 Uhr).
Zieht man die dicke Schicht Lametta von den Ausführungen Martin Baumanns herunter, bleibt zwar immer noch ein attraktiver und sportlich reizvoller Wettbewerb, der für die Panther aber höchstwahrscheinlich zum Draufzahlgeschäft wird. Speziell die ersten beiden Auswärtsspiele in Schweden und Nordirland gehen ins Geld. Die Panther reisen per Charterflug an. Die Kosten dafür werden durch die 40000 Euro Antrittsprämie und 12500 Euro Reisekostenzuschuss nicht annähernd gedeckt. Immerhin: Der dritte Gruppengegner Liberec in Tschechien ist problemlos mit dem Bus zu erreichen.
Die Vorfreude wollen sich die Augsburger von diesen Zahlen aber nicht kaputtmachen lassen. Ganz im Gegenteil, bei vielen Fans ist die Reiselust ausgebrochen. In Luleå werden bis zu 500 erwartet, in Belfast vielleicht doppelt so viele. Und nach Liberec soll es am 16. Oktober sogar einen Sonderzug geben.
In der Mannschaft werde das natürlich registriert, sagt Tölzer. „Das ist etwas ganz Besonderes für uns in Augsburg. Unsere Fans, die Mannschaft, der gesamte Verein hat sich die Teilnahme verdient“, sagt er. Und: „Klar, wir werden ein Außenseiter sein, aber das kann auch zu unserem Vorteil werden. Wir möchten Augsburg gut in Europa präsentieren und lassen das ganze Turnier auf uns zukommen.“
Sein Trainer Tray Tuomie freut sich vor allem darüber, „dass es sich die Jungs selbst erarbeitet haben, hier spielen zu dürfen“. Die erfolgreiche Mannschaft aus dem Vorjahr ist fast komplett zusammengeblieben. „Jeder weiß ganz genau, wie viel Arbeit es war, am Ende auf diesem dritten Platz zu stehen.“
Und einen Ausweg aus dem finanziellen Dilemma der CHL gibt es ja auch. Der Sieger des silbernen Pokals bekommt in der anstehenden Saison stattliche 425000 Euro überwiesen, in der vergangenen Spielzeit waren es noch 365000 Euro. Bisher gingen die dicken Schecks aber immer in den Norden Europas. In den fünf Jahren ihres Bestehens gewannen viermal Teams aus Schweden (dreimal davon Frölunda HC) und einmal eines aus Finnland die CHL.