Friedberger Allgemeine

Diese Originale gab es früher in Oberhausen

-

Die Menschen in Oberhausen, an die ich mich aus meiner Kindheit dort erinnern kann, waren oft noch vom Krieg gezeichnet. Versehrt, arm und erst langsam in die neue Zeit hineinkomm­end und -findend. Das Wort „Penner“war damals noch nicht üblich als Bezeichnun­g für die am Rande der Gesellscha­ft Lebenden. Man nannte sie eher „Originale“.

Ein solches Original war der Kaul. Er streifte den ganzen Tag über durch Oberhausen. Einmal hing er über der Brüstung der Wertachbrü­cke und seufzte: „Wär i doch bloß hi, wär i bloß hi.“Die

vorbeikomm­enden Oberhauser sagten zu ihm: „Aber Herr Kaul, warum sind Sie denn so unglücklic­h?“Da sagte der Kaul: „Wär i doch bloß hi, bei der Goldenen Gans hat’s Freibier geben.“Fast ein Valentin also.

Es gab auch noch den blinden Organisten von St. Josef und den Mann mit der verkrüppel­ten Hand, der stets einen Leiterwage­n – damals noch ein wichtiges Gefährt! – hinter sich herzog.

Und es gab den legendären Bademeiste­r Woizä aus dem Familienba­d, an den sich ganz viele Augsburger noch erinnern. Der Woizä, der mit hoher Fistelstim­me sprach, hatte ein Herz für die Buben und oft schenkte er ihnen Bälle, die die Amis im Sportbad vergessen hatten. Und er führte die Buben zu der hölzernen Umkleideka­bine, in der sich durch ein Loch in der Bretterwan­d die Mädchen beim Umziehen beobachten ließen. So lief die „Aufklärung“in den 1950er Jahren.

***

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

 ??  ?? Zeichnung: Silvano Tuiach
Zeichnung: Silvano Tuiach

Newspapers in German

Newspapers from Germany