Diese Originale gab es früher in Oberhausen
Die Menschen in Oberhausen, an die ich mich aus meiner Kindheit dort erinnern kann, waren oft noch vom Krieg gezeichnet. Versehrt, arm und erst langsam in die neue Zeit hineinkommend und -findend. Das Wort „Penner“war damals noch nicht üblich als Bezeichnung für die am Rande der Gesellschaft Lebenden. Man nannte sie eher „Originale“.
Ein solches Original war der Kaul. Er streifte den ganzen Tag über durch Oberhausen. Einmal hing er über der Brüstung der Wertachbrücke und seufzte: „Wär i doch bloß hi, wär i bloß hi.“Die
vorbeikommenden Oberhauser sagten zu ihm: „Aber Herr Kaul, warum sind Sie denn so unglücklich?“Da sagte der Kaul: „Wär i doch bloß hi, bei der Goldenen Gans hat’s Freibier geben.“Fast ein Valentin also.
Es gab auch noch den blinden Organisten von St. Josef und den Mann mit der verkrüppelten Hand, der stets einen Leiterwagen – damals noch ein wichtiges Gefährt! – hinter sich herzog.
Und es gab den legendären Bademeister Woizä aus dem Familienbad, an den sich ganz viele Augsburger noch erinnern. Der Woizä, der mit hoher Fistelstimme sprach, hatte ein Herz für die Buben und oft schenkte er ihnen Bälle, die die Amis im Sportbad vergessen hatten. Und er führte die Buben zu der hölzernen Umkleidekabine, in der sich durch ein Loch in der Bretterwand die Mädchen beim Umziehen beobachten ließen. So lief die „Aufklärung“in den 1950er Jahren.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.