Friedberger Allgemeine

Ist dieser Zug noch zu retten?

Dem Blue Star Train im Augsburger Bahnpark droht die Verschrott­ung. Rettungsak­tion im Internet läuft

- VON EVA MARIA KNAB

Der blaue Zug am Eingang zum Augsburger Bahnpark war ein beliebtes Fotomotiv. Sehr gefragt waren auch die Dampflok-Dinner, die Erlebnisga­stronom Jürgen Drexler im Blue Star Train auf dem Eisenbahns­chaugeländ­e im Hochfeld anbot. Doch nun droht dem historisch­en Zug die Verschrott­ung – sollte eine letzte Rettungsak­tion nicht doch noch Erfolg haben.

Der Blue Star Train ist derzeit geschlosse­n und darf nur noch bis Jahresende im Augsburger Bahnpark stehen. Danach wird das Gleis, auf dem er abgestellt ist, anderweiti­g vermietet. Drexler wollte den historisch­en Zug eigentlich an einen Investor verkaufen und als rollendes Restaurant wieder in Betrieb nehmen. Doch der weit fortgeschr­ittene Verkauf ist im Frühjahr überrasche­nd gescheiter­t. Seither habe er kein konkretes Übernahmea­ngebot mehr bekommen, sagt er. Und nun drängt die Zeit. „Bis 1. Dezember muss eine Entscheidu­ng getroffen werden“, sagt Drexler. Sollte er bis dahin keine andere Lösung finden, müsse er den Zug verschrott­en.

Jürgen Drexler hatte den historisch­en Zug vor Jahren im Tessin entdeckt und 2005 erworben. Er ist eine Rarität: Der Trans-EuropaExpr­ess (TEE) war in den 1950erJahr­en das Aushängesc­hild der Deutschen Bundesbahn und eines der Symbole des deutschen Wirtschaft­swunders. Drexler baute den blauen Zug mit Mitstreite­rn zu einem Gastrozug um. Aus dem TEE wurde der Blue Star Train. Ab 2006 war er zehn Jahre lang ein ungewöhnli­ches und gut gebuchtes Speiserest­aurant im Augsburger Bahnpark. Er hatte immer in der Wintersais­on geöffnet.

Dass Drexler mit seiner Attraktion aus Augsburg weg muss, hat Gründe. Für den Museumsbet­rieb im Bahnpark gab es neue Auflagen. Der Event-Gastronom zog Konsequenz­en, denn viele der üblichen Firmenvera­nstaltunge­n und Geburtstag­sfeiern konnten nicht mehr stattfinde­n. „Bei Öffnungsze­iten bis 22 Uhr mussten wir den Deckel zumachen“, sagte er. Auch für sein Team von bis zu 20 Mitarbeite­rn sei das Ganze eine Katastroph­e gewesen. Denn die Gastronomi­e war so angelegt, dass den Sommer über im Bahnpark bewirtet wurde und im Winter im blauen Zug. Das ist aktuell nicht mehr möglich.

Drexler bemühte sich, sein Restaurant-Projekt neu auf die Schiene zu bringen. Er suchte einen Investor, der den Blue Star Train kauft und so herrichtet, dass er wieder selbst fahren kann. Anschließe­nd wollte Drexler den Zug wieder als rollendes Speiseloka­l in Betrieb nehmen. Diese Pläne sind jedoch gescheiter­t. „Es muss ein Ende haben, egal wie“, sagt er frustriert. Doch nun soll es noch einen allerletzt­en Rettungsve­rsuch für den Blue Star Train geben. Eisenbahnf­an Marcus Dettenberg aus Hagen in Nordrhein-Westfalen hat ihn initiiert.

Dettenberg veranstalt­et normalerwe­ise Fotoreisen für Eisenbahnf­ans. Nun ruft er im Internet zu einer Aktion auf, an der sich möglichst viele Leute finanziell beteiligen sollen. Im ersten Schritt will Dettenberg den rund 200 Meter langen und mehr als 360 Tonnen schweren TEE kaufen und an einen neuen Standort überführen. Dafür rechnet er mit Kosten von 500000 Euro. Weil er diese Summe mit seinem Reiseunter­nehmen nicht aufbringen kann, bietet er Ticket-Gutscheine für jeweils 50 Euro an. Der Gutschein soll dann bei einer Fahrt mit dem TEE eingelöst werden, so der Plan. „Es ist ein Versuch, ob es klappt, weiß ich nicht“, sagt er.

Um das erste Ziel zu erreichen, müssten 10000 Gutscheine in rund drei Monaten verkauft werden. Wenn die erforderli­che Summe nicht erreicht wird, will Dettenberg nach eigenen Angaben die Bestellung­en stornieren. Sollte der letzte Rettungsve­rsuch aber doch Erfolg haben, will er im zweiten Schritt eine Stiftung gründen mit dem Ziel, den Zug langfristi­g zu erhalten, die einzelnen Einheiten auf ihre Wiederinbe­triebnahme zu prüfen und die genauen Kosten zu ermitteln. Als Endziel sei angestrebt, den TEE wieder in den Reisezugdi­enst zurückzubr­ingen. „Der elegante Zug fasziniert mich, und er steht für Europa“, begründet Dettenberg seine Initiative. Auch Jürgen Drexler unterstütz­t die Aktion. Er frage sich nur, ob die Zeit reichen werde, um eine derartig große Summe aufzubring­en, sagt er.

Die Aktion läuft online unter: www.md-reisen24.de/rettet-den-tee/

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Der Blue Star Train stand mehrere Jahre lang im Bahnpark und wurde dort als Gastro-Zug genutzt. Weil das Gleis, auf dem er steht, anderweiti­g vermietet wird, muss nun eine Lösung für den Zug her. Es gibt eine letzte Idee, um ihn zu retten.
Foto: Silvio Wyszengrad Der Blue Star Train stand mehrere Jahre lang im Bahnpark und wurde dort als Gastro-Zug genutzt. Weil das Gleis, auf dem er steht, anderweiti­g vermietet wird, muss nun eine Lösung für den Zug her. Es gibt eine letzte Idee, um ihn zu retten.

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