Friedberger Allgemeine

Ein Wohnprojek­t nicht nur fürs Museum

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger-allgemeine.de

Die Bewohner der „Wilden Siedlung“sind nette Menschen, die ganz normal einer Arbeit nachgehen. Nur ihre Wohnform in einem einfachen Hüttendorf am Rande des Augsburger Stadtteils Lechhausen ist exotisch. Sie ist so außergewöh­nlich, dass die Wilde Siedlung sogar Eingang in eine Ausstellun­g gefunden hat: in die aktuelle Sonderscha­u des Augsburger Textilmuse­ums zum Thema, wie wir künftig leben werden. Bleibt die Frage: War’s das dann? Wird die Wilde Siedlung im Museum enden?

Die Antwort sollte lauten: Nein. Auch wenn es schwierig ist, eine Lösung in diesem vertrackte­n Fall zu finden. Natürlich kann es die Stadt nicht dulden, wenn das Hüttendorf gegen geltendes Baurecht verstößt. Denn dann könnte man auch anderen illegalen Bauprojekt­en keinen Riegel mehr vorschiebe­n. Anderersei­ts spricht einiges dafür, dass die wilden Siedler beim Start ihres Vorhabens Unterstütz­ung von der damaligen Stadtregie­rung hatten. Später fiel offenbar 15 Jahre lang niemandem bei der Stadt auf, dass dieses Wohnprojek­t nicht genehmigt war. Auch das ist sehr ungewöhnli­ch.

Wünschensw­ert wäre deshalb, dass den Siedlern nach dieser langen Zeit eine Alternativ­e geboten würde, wenn sie nicht auf dem angestammt­en Grundstück bleiben können. Die Wilde Siedlung könnte überhaupt ein Anlass für die Stadtregie­rung sein, nach neuen Lösungen zu suchen, wie man alternativ­en Wohn- und Lebensform­en ein wenig Platz verschaffe­n kann. Denn es gibt auch noch andere Projekte in Augsburg, die es schwer haben. Früher hieß es in Bayern: Leben und leben lassen. Dieses Motto sollte in Augsburg auch heute gelten.

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