Die Luft ist raus
D’Raith-Schwestern haben im Wittelsbacher Schloss ihr allerletztes Konzert gegeben. Das hat seinen Grund
Der letzte Auftritt der RaithSchwestern in Friedberg zeigt, warum die Zeit als Duo zu Ende gegangen ist.
Friedberg Diesen Abend musste man erst einmal sacken lassen. Zwei Schwestern aus der tiefsten Oberpfalz, auch bekannt als D’ RaithSchwestern, gaben im Friedberger Schloss ihr allerletztes Konzert. Die Musikerinnen hören nämlich nach 16 Jahren damit auf, zusammen aufzutreten. „Wir möchten eine Veränderung“, erklärte Tanja Raith nach ihrem Open-Air-Auftritt im Schlosshof. Einerseits ist das für ihre Fans eine traurige Entwicklung – andererseits aus Beobachtersicht ein logischer Schritt: Kennt man den Esprit der beiden Musikerinnen noch aus früheren Bühnenzeiten, muss man spätestens nach diesem Auftritt konstatieren: Die Luft ist raus! Die Raith-Schwestern sind müde geworden.
Zum Abschluss ihrer gemeinsamen Tour-Karriere haben die beiden noch einmal ihr fünf Jahre altes Bühnenprogramm „Wissts wou mei Hoamat is“aufgelegt. Mit dabei: Multi-Instrumentalist und Geschichtenerzähler Andreas Blaimer alias „da Blaimer“, Ehemann von Frontfrau Tanja Raith. Er steuerte dem ansonsten eher monotonen Liederabend mit seinem schwarzen Humor Raffinesse bei. Musikalisch unterstützt wurden die drei von Kontrabassist und Tubist Robert Bischoff. Und das ist herausgekommen: eine seltsame, bedrückende Grundstimmung, die vom Schein des Vollmondes noch intensiviert worden ist.
Dabei ist das Konzept gar nicht so uninteressant: Traditionelle bayerische Volksmusik ist im Kommen. Und an musikalischem sowie sprachlichem Talent fehlt es den Raith-Schwestern auch nicht. Ihr bajuwarischer Zwiegesang hat zweifelsohne seinen Charme, hinzu kommt ihr ansehnliches Instrumentalspiel auf Ziach, Gitarre und Hackbrett.
Doch es fehlt das gewisse Etwas. Ihre folkloristischen Balladen wirken nach einer Weile einschläfernd. Ist es nur die Vortragsweise? In den Liedern geht um das raue Leben, einsame Wälder, kalte Winter und den Tod. Etwas bizarr für ein Konzert in einer lauen Sommernacht. Die Bildprojektion auf einer Leinwand, welche thematisch wechselte, erzeugte die notwendige Atmosphäre kaum merklich.
Was bleibt also von diesem Konzertabend über? Ein Fazit, dass mit den Raith-Schwestern ein Volksmusik-Duo von der Bühne geht, das jahrelang begeistern konnte – Betonung auf „konnte“. Unzählige Auftritte auch im Fernsehen liegen hinter ihnen. Ihre Konzerte waren reihenweise ausverkauft. Unterstützt wurden sie auch von anderen Stars, etwa von Haindling. Von diesen Voraussetzungen träumen viele andere Bühnenkünstler. Aber es hat scheinbar nicht gereicht. Die Konzerte waren zuletzt nicht mehr ausverkauft – auch bei ihrem allerletzten in Friedberg nicht.
Klar ist aber ebenfalls: Von außen macht man es sich leicht, ein Urteil zu verschaffen. Tanja und Susi Raith alias D’ Raith-Schwestern – eine Ära ist zu Ende gegangen.