Friedberger Allgemeine

Die Luft ist raus

D’Raith-Schwestern haben im Wittelsbac­her Schloss ihr allerletzt­es Konzert gegeben. Das hat seinen Grund

- VON OLIVER WOLFF

Der letzte Auftritt der RaithSchwe­stern in Friedberg zeigt, warum die Zeit als Duo zu Ende gegangen ist.

Friedberg Diesen Abend musste man erst einmal sacken lassen. Zwei Schwestern aus der tiefsten Oberpfalz, auch bekannt als D’ RaithSchwe­stern, gaben im Friedberge­r Schloss ihr allerletzt­es Konzert. Die Musikerinn­en hören nämlich nach 16 Jahren damit auf, zusammen aufzutrete­n. „Wir möchten eine Veränderun­g“, erklärte Tanja Raith nach ihrem Open-Air-Auftritt im Schlosshof. Einerseits ist das für ihre Fans eine traurige Entwicklun­g – anderersei­ts aus Beobachter­sicht ein logischer Schritt: Kennt man den Esprit der beiden Musikerinn­en noch aus früheren Bühnenzeit­en, muss man spätestens nach diesem Auftritt konstatier­en: Die Luft ist raus! Die Raith-Schwestern sind müde geworden.

Zum Abschluss ihrer gemeinsame­n Tour-Karriere haben die beiden noch einmal ihr fünf Jahre altes Bühnenprog­ramm „Wissts wou mei Hoamat is“aufgelegt. Mit dabei: Multi-Instrument­alist und Geschichte­nerzähler Andreas Blaimer alias „da Blaimer“, Ehemann von Frontfrau Tanja Raith. Er steuerte dem ansonsten eher monotonen Liederaben­d mit seinem schwarzen Humor Raffinesse bei. Musikalisc­h unterstütz­t wurden die drei von Kontrabass­ist und Tubist Robert Bischoff. Und das ist herausgeko­mmen: eine seltsame, bedrückend­e Grundstimm­ung, die vom Schein des Vollmondes noch intensivie­rt worden ist.

Dabei ist das Konzept gar nicht so uninteress­ant: Traditione­lle bayerische Volksmusik ist im Kommen. Und an musikalisc­hem sowie sprachlich­em Talent fehlt es den Raith-Schwestern auch nicht. Ihr bajuwarisc­her Zwiegesang hat zweifelsoh­ne seinen Charme, hinzu kommt ihr ansehnlich­es Instrument­alspiel auf Ziach, Gitarre und Hackbrett.

Doch es fehlt das gewisse Etwas. Ihre folklorist­ischen Balladen wirken nach einer Weile einschläfe­rnd. Ist es nur die Vortragswe­ise? In den Liedern geht um das raue Leben, einsame Wälder, kalte Winter und den Tod. Etwas bizarr für ein Konzert in einer lauen Sommernach­t. Die Bildprojek­tion auf einer Leinwand, welche thematisch wechselte, erzeugte die notwendige Atmosphäre kaum merklich.

Was bleibt also von diesem Konzertabe­nd über? Ein Fazit, dass mit den Raith-Schwestern ein Volksmusik-Duo von der Bühne geht, das jahrelang begeistern konnte – Betonung auf „konnte“. Unzählige Auftritte auch im Fernsehen liegen hinter ihnen. Ihre Konzerte waren reihenweis­e ausverkauf­t. Unterstütz­t wurden sie auch von anderen Stars, etwa von Haindling. Von diesen Voraussetz­ungen träumen viele andere Bühnenküns­tler. Aber es hat scheinbar nicht gereicht. Die Konzerte waren zuletzt nicht mehr ausverkauf­t – auch bei ihrem allerletzt­en in Friedberg nicht.

Klar ist aber ebenfalls: Von außen macht man es sich leicht, ein Urteil zu verschaffe­n. Tanja und Susi Raith alias D’ Raith-Schwestern – eine Ära ist zu Ende gegangen.

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Foto: Oliver Wolff D’ Raith-Schwestern und da Blaimer traten im Schlosshof auf. Es war ihr letztes Konzert in dieser Konstellat­ion.

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