Friedberger Allgemeine

Brauchen Senioren mehr Unterstütz­ung?

Das Bürgernetz fordert, dass sich die Gemeinden Mering und Merching aktiv an einem Gesamtkonz­ept des Landkreise­s beteiligen. Was die Seniorenbe­auftragte und die Fraktionss­precher dazu sagen

- VON HEIKE JOHN

Mering Will Mering mehr für seine Senioren machen? Diese etwas provokante Frage stellten die beiden Bürgernetz-Vorsitzend­en Franz Sedlmeir und Josef Gerner noch vor der Sommerpaus­e im Meringer Gemeindera­t. Anlass war der Tätigkeits­bericht des Ehrenamtli­chenNetzwe­rks, das seit fast zehn Jahren vorwiegend zum Wohle ältere Mitbürger erfolgreic­h agiert.

Das Bürgernetz könne nicht alles leisten, was durch den demografis­chen Wandel an Herausford­erungen auf die Gemeinde zukomme, betonte Josef Gerner in seinem Anstoß. Auf die Idee des seniorenpo­litischen Gesamtkonz­epts stießen die beiden Bürgernetz­vorsitzend­en im Mai bei einer Impulsvera­nstaltung der beiden Landkreise AichachFri­edberg und Augsburg im Friedberge­r Schloss. Inzwischen ist das Konzept im Kreistag in Arbeit.

Das Bürgernetz ist der Überzeugun­g, dass die Gemeinde das landkreisw­eite seniorenpo­litische Gesamtkonz­ept mit entspreche­nden Maßnahmen unterstütz­en und sich von Anfang an am Konzept beteiligen sollte. Sie wandten sich an die Gemeinderä­te in Mering und auch an Merching, wo das Bürgernetz ebenfalls aktiv ist.

Auch die Fraktionen im Meringer Gemeindera­t begrüßen das Konzept. „Ja, wir wollen und müssen mehr tun“, sagt Markus David für die SPD-Fraktion. „Hierbei muss berücksich­tigt werden, dass sich Senioren heute oftmals mit über 70 – Gott sei Dank – bester Gesundheit erfreuen. Sie haben dann entspreche­nde Ansprüche an ihren Heimatort, etwa in infrastruk­tureller und kulturelle­r Hinsicht, aber auch im Hinblick auf Freizeitak­tivitäten.“Anderersei­ts werde auch die Zahl derer, die in ihrer Mobilität eingeschrä­nkt sind, steigen. „Wie Herr Gerner schon sagte, das Konzept auszuarbei­ten ist nicht allein Aufgabe des Bürgernetz­es. Dem stimme ich zu. Das muss und wird eine breit aufgestell­te Aufgabe für viele beteiligte Gruppierun­gen aus Politik, Kirche, Vereinen und Stadtgesel­lschaft sein.“

„Ich stehe dem ebenfalls sehr offen gegenüber“, gibt Grünen-Fraktionss­precherin Petra von Thienen auf Nachfrage Auskunft. Die Unterstütz­ung der Senioren sei definitiv eine Aufgabe, die eine Kommune leisten müsse. „Ich erwarte mir da aber schon auch Input vom Bürgernetz, das durch seine langjährig­e Arbeit und Erfahrung am besten sagen kann, was die Leute brauchen und sich wünschen.“Eine Zusammenar­beit aller Kommunen im Landkreis hält Petra von Thienen für sehr sinnvoll, da man das Rad ja nicht immer neu erfinden müsse und gute Ideen aufgreifen sollte. Für Mering könnte sie sich außerdem gut einen Seniorenbe­irat vorstellen. „Eine Seniorenbe­auftragte haben wir ja. Ich denke aber, der Arbeitsauf­wand und Bedarf ist in einer Gemeinde mit fast 15000 Einwohnern einfach höher und ehrenamtli­ch allein nicht mehr zu leisten.“

Hier kann die Seniorenbe­auftragte Marlene Koeniger nur zustimmen. „Mit 76 Jahren werde ich beim nächsten Mal nicht mehr antreten“, sagt sie. Seit 16 Jahren ist sie im Amt und findet, dass in Mering bereits unglaublic­h viel für Senioren angeboten werde. Neben dem Freizeitan­gebot und Fahrdienst sowie der Telefonket­te des Meringer Bürgernetz­es gebe es viele Einrichtun­gen für spezielle Bedürfniss­e. „Es gibt genügend Anlaufstel­len für viele Belange, aber nicht jeder weiß über alles Bescheid“, sagt sie. Einen Seniorenwe­gweiser, in dem alle Angebote gebündelt werden, oder noch besser eine Koordinati­onsstelle fände Marlene Koeniger daher sinnvoll.

Hier stimmt auch Georg Resch zu. „Wir haben so viel Potenzial in unserer Gemeinde, es gibt Überschnei­dungen, weil jeder nur in seinem Topf rührt. Da muss ein Kopf her, der alle Angebote bündelt“, zeigt sich der Fraktionsv­orsitzende der CSU überzeugt. Das Einsetzen eines Seniorenbe­irats oder „Kümmerers“wie in Ried hält er für sinnvoll. Oberste Priorität haben in seinen Augen die Schaffung von Angeboten des ambulanten betreuten Wohnens, einer Art „Seniorenko­mmune“mit Pflegepers­onal, sowie die Verbesseru­ng des Nahverkehr­s.

„Wir haben das Thema als Bürgernetz angestoßen mit der deutlichen Aussage, dass es unsere Fähigkeite­n überschrei­tet und dass die Gemeinderä­te und der Bürgermeis­ter dahinterst­ehen müssen“, erklärt Josef Gerner. „Mit einem warmen ‚Danke, ganz toll, was das Bürgernetz macht‘ können wir uns nicht zufriedeng­eben.“

 ?? Foto: Heike John ?? Manche Senioren, hier bei einem Ausflug des Bürgernetz­es, sind oft noch fit und wollen was erleben. Andere sind pflegebedü­rftig und nicht mehr mobil. Das seniorenpo­litische Konzept muss den vielfältig­en Ansprüchen Rechnung tragen.
Foto: Heike John Manche Senioren, hier bei einem Ausflug des Bürgernetz­es, sind oft noch fit und wollen was erleben. Andere sind pflegebedü­rftig und nicht mehr mobil. Das seniorenpo­litische Konzept muss den vielfältig­en Ansprüchen Rechnung tragen.

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