Friedberger Allgemeine

Attila erobert im Internet die Herzen

Tiere Der Verein Notfellche­n kümmert sich um einen Kater, der verwahrlos­t auf einem Bauernhof gefunden wurde. Erst sah es so aus, als würde das Tier nicht überleben, doch jetzt ist es sogar ein Helfer für seine Retter

- VON DIANA ZAPF-DENIZ

„Hallo liebe Welt. Ich bin Attila, ja, nach dem Hunnenköni­g. Ich war ganz alleine, weit und breit keine Mama mehr.“So beginnt der erste Beitrag auf Facebook Anfang August. Nur zwei Wochen alt, wurde in Affing auf einem Bauernhof das Kätzchen gefunden, das sich hier als Attila vorstellt. Mutterseel­enallein. Der Verein Augsburger Notfellche­n wurde gerufen und im Nu waren die Tierschütz­er vor Ort. „Der Kleine hätte nicht mehr lange überlebt“, erzählt Bettina Sattler. Er sei völlig unterkühlt gewesen. Kurzerhand schob Sattler ihn unter ihr Shirt, damit er schnell Wärme bekommt.

So wurde sie in einem Augenblick zur Katzenmama und Notfellche­n zur Pflegestat­ion. Seitdem Attila bei Sattler ist, wird die stetig wachsende Fangemeind­e im Sozialen Netzwerk mit lustig geschriebe­nen Texten verwöhnt. Darin erzählt der Kater, was er anstellt und durchlebt – mit vielen Bildern und manchmal auch mit Kurzvideos.

Doch zu Beginn waren es besorg- niserregen­de Beiträge. Die Chance, dass der Kater überlebt, lagen bei etwa fünf Prozent, so Michael Rutt- mann-Hlouschek, Vorsitzend­er des Vereins. Das zweite Posting begann nach einer aufregende­n Nacht mit „Guten Morgen allerseits. Ich bin noch da, war eine anstrengen­de Nacht“. Attila konnte so gut wie nichts zu sich nehmen. Sattler guckte in Attilas Rachen und zog einen Strohhalm heraus. Deshalb wurde er wohl von der echten Katzenmama zurückgela­ssen, da er nicht mehr richtig an den Zitzen saugen konnte, spekuliert sie. Der Darm funktionie­rte nicht richtig, der Po war wund und Schnupfen hatte Attila auch. Sattler zog alle Register, fütterte den Kleinen stündlich, badete ihn in Kamille und schlief bei ihm. Denn Attila hat ein eigenes Reich, einen großen runden Laufstall, in dem er eine kuschelige Höhle hat.

Fast hätte er es nicht geschafft, denn die Augen waren entzündet, er hatte Würmer und war entkräftet. Als Attila am nächsten Tag zeigte, dass es ihm gut geht, gab es hunderte von Likes. Das Video tags darauf, in dem Attila munter spielt, wurde von über 3000 Nutzern angeklickt. Eine Hürde waren noch die Zecken: Das Kätzchen mit den blauen Augen und dem schwarz-weißen Wuschelfel­l hatte sich in ein Zeckennest gesetzt. Sattler entfernte rund 130 Zecken aus dem kleinen Körper.

Mit 240 Gramm Körpergewi­cht kam Attila zu den Notfellche­n. zwei Wochen hatte er 600 Gramm. Inzwischen tobt er mit seinen Mitbewohne­rn, den Katzen Rocket und Luna, herum. Ob der kleine Hunnenköni­g bei seiner Pflegemama bleiben darf, ist nicht sicher. „Jetzt soll er erst einmal groß und eine gescheite Katze werden, und dann entscheide­n wir“, sagt Sattler. Sie hat ein paar Wochen Zeit für die Aufzucht. Dann muss die Kulturwiss­enschaftle­rin wieder zur Arbeit. Bettina Sattler war erst vor wenigen Monaten dem Verein beigetrete­n und traute sich die Aufgabe, ein Katzenbaby per Hand aufzuziehe­n, zu. Die Vorstandsm­itglieder der Augsburger Notfellche­n stellten alles zur Verfügung, angefangen von Aufzuchtmi­lch über Desinfekti­onsmittel bis zu Medikament­en.

Notfellche­n hat 55 Mitglieder. Kürzlich konnte der Verein seinen neuen Vereinsrau­m in Deubach beziehen, in Augsburg fand sich keine bezahlbare Immobilie. Da der Verein keine Förderung bekommt, ist es nicht leicht, für die Vereinskos­ten und jährlich etwa 25000 Euro Tierarztko­sten aufzukomme­n, so Ruttmann-Hlouschek.

Der Verein kann auch nicht immer alle Tiere aufnehmen. Manchmal gehe das Geld aus und sie können deshalb nicht helfen oder sie könnten helfen, haben aber keine Pflegestel­le. Zudem sei die Spendenber­eitschaft schon besser geweNach sen. Da tun die nun gut 6500 Follower auf Facebook gut und durch Attila werden es immer mehr. Es werden Futterspen­den geschickt, die Kommentato­ren überschlag­en sich: „Bin total begeistert und verliebt.“„Ihr könntet ein Kinderbuch über das Aufwachsen schreiben.“„Dieses Attila-Tagebuch zaubert einem wirklich täglich ein Lächeln auf die Lippen.“Inzwischen ist Attila stubenrein und auf dem besten Weg, ein stattliche­r Kater zu werden.

Im Internet Die Geschichte­n von Attila und vieles mehr von den Augsburger Notfellche­n gibt es unter: www.facebook.com/augsburger­notfellche­n oder unter: www.augsburger­notfellche­n.de.

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 ?? Foto: Diana Zapf-Deniz ?? Bettina Sattler freut sich sichtlich über den kleinen Kater Attila. Mit dem Verein Notfellche­n, im Bild Vorsitzend­er Michael Ruttmann-Hlouschek, hat sie sich des Tiers angenommen, das in verwahrlos­tem Zustand gefunden wurde.
Foto: Diana Zapf-Deniz Bettina Sattler freut sich sichtlich über den kleinen Kater Attila. Mit dem Verein Notfellche­n, im Bild Vorsitzend­er Michael Ruttmann-Hlouschek, hat sie sich des Tiers angenommen, das in verwahrlos­tem Zustand gefunden wurde.

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