Friedberger Allgemeine

Wenn im Urlaub der Magen rebelliert

Ein Infekt hat schon so manchem Reisenden die schönste Zeit des Jahres kaputtgema­cht. Wie man sich schützen kann

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Andere Länder, andere Sitten – und auch andere Krankheite­n: Wen es im Sommer in südlichere Gefilde zieht, der kann aufgrund der hohen Temperatur­en, mangelnder Kühlung von Lebensmitt­eln sowie mitunter niedrigere­n Hygienesta­ndards an einem Magen-DarmInfekt erkranken. Dann ist es mit der Erholung meist vorbei. Wer ein paar einfache Tipps beachtet, kann die schönste Zeit des Jahres jedoch unbeschwer­t verbringen.

Wie kann man einem MagenDarm-Infekt vorbeugen?

In wärmeren Gegenden können Krankheits­erreger an Lebensmitt­eln haften, mit denen der MagenDarm-Trakt des deutschen Durchschni­ttstourist­en nicht zurechtkom­mt. Dazu vermehren sich die Krankheits­erreger in warmem Klima mit hoher Luftfeucht­igkeit auch noch schneller. Vor allem am Hotelbuffe­t sollte man nur zu Lebensmitt­eln greifen, die gekocht oder gebraten sind. Denn durch die hohen Koch-Temperatur­en sterben die Krankheits­erreger bei der Zubereitun­g ab. Außerdem sollte man gerade im Urlaub „nicht zu spät und zu schwer essen sowie Alkohol und aufputsche­nde Getränke am späten Abend vermeiden“, rät Wolfgang Reuter, Gesundheit­sexperte bei der Deutschen Krankenver­sicherung. Denn sonst könne es durchaus passieren, dass in der Nacht der Magen rebelliert.

Was muss man selbst beim Umgang mit Lebensmitt­eln beachten?

Wer im Ferienhaus selbst kocht oder grillt, sollte auf die richtige Lagerung der Lebensmitt­el achten – und auf eine gründliche Hygiene in der Küche: „An sehr heißen Tagen sollte das meiste Obst und Gemüse in den Kühlschran­k, auch exotische Früchte wie Kiwis und Feigen“, sagt DKV-Gesundheit­sexperte Reuter. Und wer mit Lebensmitt­eln hantiert, sollte sich davor und danach immer gründlich die Hände mit Wasser und Seife waschen, die Arbeitsflä­chen nach jedem Gebrauch reinigen sowie Schwämme und Lappen regelmäßig austausche­n. „Das gilt besonders bei der Verarbeitu­ng von tierischen Lebensmitt­eln wie beispielsw­eise Putenbrust. Das Risiko einer Belastung mit Krankheits­erregern ist hier besonders hoch“, so Reuter. Aber auch abgepackte Salate bergen ein erhöhtes Risiko. Enthält deren Verpackung bereits Feuchtigke­it – sichtbar an kleinen Wassertrop­fen an der Verpackung­sinnenseit­e – sollten Verbrauche­r dieses Lebensmitt­el direkt entsorgen. Denn Feuchtigke­it ist eine Brutstätte für Salmonelle­n. Wer gerne Obst und rohes Gemüse isst, sollte es deshalb vorab gründlich waschen oder schälen.

Wie sicher ist das Leitungswa­sser?

Verunreini­gte Leitungen, niedrigere Standards bei der Trinkwasse­raufbereit­ung: In vielen Urlaubslän­dern ist es riskant, Leitungswa­sser zu trinken oder sich damit auch nur die Zähne zu putzen. Urlauber sollten daher lieber Mineralwas­ser aus original verschloss­enen Flaschen verwenden. Bessere Hotels stellen einem in solchen Ländern jeden Tag eine Flasche Mineralwas­ser zum Zähneputze­n kostenfrei ins Bad. Keime aufgrund verunreini­gten Trinkwasse­rs lauern allerdings auch dort, wo man sie zunächst nicht vermuten würde: in Bars und Restaurant­s nämlich. Werden dort die Eiswürfel für die Getränke mit Leitungswa­sser hergestell­t, kann dies ebenfalls Infektione­n nach sich ziehen.

Was hilft bei Durchfall?

Bekommen Urlauber trotz aller Vorsicht eine Magen-Darm-Erkrankung, ist das ein Alarmsigna­l des Körpers. Starker und andauernde­r Durchfall ist nicht nur sehr unangenehm, sondern führt auch zu Flüssigkei­ts- und Salzverlus­ten, die besonders für Säuglinge, Kleinkinde­r und Diabetiker gefährlich sind. Für die Erstversor­gung gehört daher eine Elektrolyt­lösung in die Reiseapoth­eke. Diese hilft dabei, den Körper mit Flüssigkei­t und Mineralsto­ffen zu versorgen. Wer keine fertige Mischung parat hat, kann sie auch selbst herstellen: Dafür werden acht Teelöffel Zucker und ein Teelöffel Salz in einem halben Liter Mineralwas­ser aufgelöst. Innerhalb von 24 Stunden soll pro Kilogramm Körpergewi­cht 40 Milliliter der Lösung getrunken werden. Geht es den Betroffene­n innerhalb von drei bis vier Tagen nicht besser oder treten zusätzlich Fieber, Erbrechen, starke Krämpfe oder Blut im Stuhl auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären. Leiden Kleinkinde­r unter Durchfall, muss spätestens nach 24 Stunden ein Arzt kontaktier­t werden.

Wer zahlt, wenn ich ins Krankenhau­s muss?

Eine Lebensmitt­elvergiftu­ng kann durchaus einen Krankenhau­saufenthal­t nach sich ziehen – und der kann teuer werden: In Ländern wie den USA oder Australien, die kein Sozialvers­icherungsa­bkommen mit Deutschlan­d haben, müssen die Behandlung­skosten komplett selbst gezahlt werden. Innerhalb der EU greift zwar die gesetzlich­e Krankenver­sicherung, allerdings nur bis zur Höhe des jeweiligen Regelsatze­s. Für darüber hinausgehe­nde Kosten muss der Betroffene selbst aufkommen. Verbrauche­rschützer empfehlen daher grundsätzl­ich den Abschluss einer Auslandsre­isekranken­versicheru­ng. Diese übernimmt die Kosten einer Heilbehand­lung im Ausland, die von der gesetzlich­en Krankenkas­se nicht gedeckt sind. Darüber hinaus werden auch die Kosten für einen Kranken-Rücktransp­ort übernommen. Dabei ist allerdings der Blick ins Kleingedru­ckte wichtig, betont Bianca Boss vom Bund der Versichert­en (BdV): „Einige Versichere­r zahlen nur den ärztlich angeordnet­en, medizinisc­h notwendige­n Rücktransp­ort. Eine gute Police versichert hingegen auch den medizinisc­h sinnvoll und vertretbar­en Rücktransp­ort.“

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Foto: stock.adobe.com Eine Magen-Darm-Erkrankung ist ein Alarmsigna­l des Körpers.

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