Wenige Regionen sind so lebenswert wie unsere
Schnelles Internet, genügend Ärzte, gute Schulen: Vier Kreise stechen besonders heraus
Augsburg Der Strukturwandel trifft Deutschland unterschiedlich hart – diese Erkenntnis ist nicht neu. Seit Jahren ist bekannt, dass viele Kommunen und Landstriche unter starker Abwanderung leiden, Ärzte und Krankenhäuser fehlen, die Arbeitslosigkeit steigt. Nun hat das BerlinInstitut, eine Denkfabrik, in Kooperation mit der Wüstenrot-Stiftung eine Studie vorgestellt, die die Lebensverhältnisse hierzulande ausleuchtet – den „Teilhabeatlas“. Und wie sieht es in Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern aus?
Sehr gut, verglichen mit vielen anderen Regionen Deutschlands. Besonders die Landkreise NeuUlm, Augsburg-Land, Landsberg und das Oberallgäu stechen in den einzelnen Kategorien heraus. Hier gibt es in fast jedem Haushalt Internet mit hoher Bandbreite, eine ausreichende Zahl an Hausärzten und meist Versorgungswege von weniger als einem Kilometer. Wie in den meisten bayerischen Landkreisen liegt die Quote der Sozialhilfeempfänger bei unter fünf Prozent und die Einwohnerzahlen sollen, mit Ausnahme von Dillingen an der Donau, auch in Zukunft überall leicht wachsen – im Unterallgäu und in Neu-Ulm sogar um bis zu zehn Prozent. Insgesamt befinden sich alle Landkreise in Schwaben und den angrenzenden Regionen in der Spitzenkategorie der Studie – mit einer Ausnahme: Der Kreis Günzburg liegt eine Etage darunter. Er gehört zu den „ländlichen Regionen mit vereinzelten Problemen“, etwa einer schlechteren Nahversorgung oder mittlerem Steueraufkommen.
Bei den kreisfreien Städten belegt lediglich Memmingen einen Spitzenplatz. Kempten, Kaufbeuren und Augsburg finden sich in Kategorie zwei wieder. Damit gehören sie zwar noch immer zu den „attraktiven Großstädten“mit sehr viel Zuzug und einer sehr guten Nahversorgung. Allerdings beträgt die Zahl der Hartz-IV-Empfänger hier um die zehn Prozent. In Augsburg kommt überdies noch das niedrigste verfügbare Jahreseinkommen je Einwohner aller Städte und Landkreise in der Region dazu. Es beläuft sich im Durchschnitt auf weniger als 17500 Euro. Im Gegensatz dazu sind es in Memmingen – dem Spitzenreiter – 27500 Euro und mehr. Die übrige Region bewegt sich, je nach Stadt und Kreis, zwischen 20000 und 25000 Euro.
Die Autoren des „Teilhabeatlas“haben die Städte und Kreise der gesamten Bundesrepublik anhand von acht Indikatoren untersucht: die Lebenserwartung, der Wanderungssaldo der 18- bis 29-Jährigen, der Anteil der Hartz-IV-Bezieher, die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss, das jährlich verfügbare Haushaltseinkommen je Einwohner, die kommunale Steuerkraft, die Breitbandverfügbarkeit und die Nahversorgung mit Alltagsgütern,
Auch in prosperierenden Städten gibt es Probleme
öffentlichen Verkehrsmitteln und Dienstleistungen wie Ärzten oder Schulen.
„Besonders gut sind die Chancen in Baden-Württemberg, in Teilen Bayerns und im südlichen Hessen“, erklärt Reiner Klingholz, der Direktor des Berlin-Instituts. Vergleichsweise gute Möglichkeiten der Teilhabe gebe es nördlich davon nur vereinzelt, im Osten etwa lediglich im berlinnahen Landkreis DahmeSpreewald. Doch selbst in prosperierenden Städten seien die Menschen nicht durchweg zufrieden, erklärt der Autor der Studie, Manuel Slupina. Es gab etwa Klagen über zu hohe Mieten und Unverständnis über fehlende Schul- und Kitaplätze. Außerdem wurde über lange Staus sowie überfüllte Busse und Bahnen geklagt – Themen, die auch die Menschen in der Musterregion Schwaben umtreiben.