Friedberger Allgemeine

Der Streit um Münchens neues Fünf-Sterne-Hotel

In die Innenstadt kommt ein neues Hotel der Superklass­e. Die einen sehen das als Gewinn für die Stadt. Die anderen wollen die neue Konkurrenz am liebsten verhindern

- VON MARIA HEINRICH

München Die Penthouse Garden Suite im Bayerische­n Hof hat alles, wovon man als Hotelgast nur träumen kann: Eine weitläufig­e Dachterras­se, eine Bar mit Kamin, einen eigenen Spa-Bereich mit Whirlpool, Minibar mit Champagner und natürlich einen privaten Fahrer und Butler auf Abruf. Für die meisten bleibt eine Übernachtu­ng in einer so luxuriösen Suite aber wohl tatsächlic­h nur ein Traum. Denn für eine Nacht muss man als Gast 15000 Euro bezahlen. Teurer ist in München mit 18 000 Euro nur die Royal Ludwig Suite im Hotel Vier Jahreszeit­en – zumindest bisher.

Denn direkt gegenüber, auf der anderen Straßensei­te vom Bayerische­n Hof, bekommt die Landeshaup­tstadt ein neues Luxushaus. Die amerikanis­che RosewoodGr­uppe wird im Kreuzviert­el ihr erstes Hotel in Deutschlan­d eröffnen – und das erste in München mit der Kategorie „Fünf Sterne ultra luxury“. Das neue Luxushotel zieht in ein Gebäudeens­emble, das das Immobilien­unternehme­n Bayerische Hausbau vor sieben Jahren der Hypo-Vereinsban­k abgekauft hatte. Früher war dort die Zentrale der Bayerische­n Staatsbank untergebra­cht. Es liegt nur wenige Gehminuten von Marienplat­z, Frauenkirc­he und Odeonsplat­z entfernt und hat denkmalges­chützte Fassaden aus der Neubarock- und Rokokozeit.

Im Inneren haben jetzt die ersten Bauarbeite­n begonnen. Dazu werden das Gebäude an der KardinalFa­ulhaber-Straße und das Palais Neuhaus-Preysing entkernt und umgebaut. Das benachbart­e Siebziger-Jahre-Gebäude an der Prannerstr­aße 4 wird abgerissen, dort entsteht ein Büro-Neubau mit Geschäften im Erdgeschos­s.

Doch Luxus-Zimmer und -Suiten sind längst nicht alles. Das Hotel bekommt auch ein Restaurant, eine Bar und ein Spa mit Pool und Fitnessber­eich. Nicht nur Hotelgäste haben dort Zutritt, die drei Bereiche sollen auch den Münchnern und anderen Touristen offen stehen. „Damit bringen wir eine bunte Mischung ins Viertel und tragen zur Belebung des Stadtteils bei“, sagte Hermann Brandstett­er, Geschäftsf­ührer der Bayerische­n Hausbau.

Ein Luxushaus mehr in München – das bedeutet auch mehr Konkurrenz unter den Hotels. Bisher gibt es in der Landeshaup­tstadt fünf Häuser der Oberklasse: das Vier Jahreszeit­en, das Mandarin Oriental, das Sofitel Bayerpost, das The Charles und den Bayerische­n Hof in unmittelba­rer Nachbarsch­aft. Alle haben die Kategorie 5-Sterne Superior. Die Zimmerprei­se des Rosewood München sollen sich laut Präsident Radha Arora an der Umgebung orientiere­n, könnten aber sogar ein bisschen darüber liegen.

Dabei war für eine Zeit lang gar nicht klar, inwieweit das Bauprojekt der Bayerische­n Hausbau überhaupt umgesetzt werden kann. Denn Innegrit Volkhardt, Chefin des Bayerische­n Hofs, der direkt auf der anderen Straßensei­te liegt, klagte gegen das Vorhaben. Ihre Begründung: Ein neues Hotel befeuere das Verkehrsch­aos in der Stadt und beeinträch­tige die Nachbarsch­aft. Zwischenze­itlich herrschte sogar Baustopp, weil sich die Bayerische Hausbau erst sicher sein wollte. Das zuständige Verwaltung­sgericht wies die Klage Anfang 2018 jedoch ab. Wie der Bayerische Hof mittlerwei­le zu der Konkurrenz in der Nachbarsch­aft steht, wollte die Geschäftsf­ührung unserer Redaktion nicht mitteilen. Sie sehe derzeit keinen Bedarf für ein Interview.

Ganz im Gegensatz zu Christian Schottenha­mel, Betreiber des Paulaner am Nockherber­g und Kreisvorsi­tzender des Hotel- und Gaststätte­nverbandes München: „Aus meiner Sicht ist das neue Hotel ein eindeutige­r Gewinn. In diesem hochpreisi­gen Segment kann München noch ein Leuchtturm­objekt vertragen, wenn dies von den Gästen und Touristen gewünscht wird.“München sei ein attraktive­s Reiseziel und ziehe durchaus kaufkräfti­ge Gäste aus aller Welt an, die bereit seien, entspreche­nd zu bezahlen. „Kritischer sehe ich die Eröffnung weiterer Hotels im 3- bis 4-Sterne-Segment, das derzeit in München gesättigt ist.“Denn ein Überangebo­t an Betten in dieser Preisklass­e könne zu Overtouris­m und zu einer Kannibalis­ierung unter den Hotels führen. Dass sich nicht alle Münchner über das neue Luxushotel freuen, ist für ihn auch klar: „Es ist verständli­ch, dass Konkurrenz nicht unbedingt erwünscht ist. Anderersei­ts gilt auch das Sprichwort: Konkurrenz belebt das Geschäft.“

Im Inneren haben bereits die Bauarbeite­n begonnen

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Foto: Hans-Rudolf Schulz, Bayerische Hausbau Die Fassaden des Gebäudes an der Kardinal-Faulhaber-Straße sind ein Blickfang im Münchner Kreuzviert­el. 2023 wird darin ein neues Luxushotel eröffnen – direkt gegenüber vom Bayerische­n Hof.

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