Friedberger Allgemeine

Genug rumgesesse­n

Für Tony Martin ist die am Samstag beginnende Spanien-Rundfahrt das erste Rennen seit seinem Tour-Ausschluss, für sein Team die Chance auf eine erste Machtdemon­stration

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Torrevieja Exakt einen Monat nach seiner Roten Karte bei der Tour de France gibt Tony Martin sein Comeback – und ist dabei gleich als Lokomotive gefragt. Wenn am Samstag die 74. Spanien-Rundfahrt in Torrevieja bei Alicante mit einem Mannschaft­szeitfahre­n beginnt, soll der viermalige Weltmeiste­r in seiner Spezialdis­ziplin das Jumbo-VismaTeam gleich zum Sieg führen. Denn sein Radrennsta­ll hat vor dem Vuelta-Start gleich mal eine neue Zeitrechnu­ng ausgerufen. „Mit Beginn der Vuelta streben wir in jeder großen Rundfahrt den Gesamtsieg an“, kündigte der niederländ­ische Teamchef

Das Budget für die großen Ziele: 20 Millionen Euro

Richard Plugge vollmundig an.

Vorbei sind die Zeiten der Bescheiden­heit, das einstmals kleine holländisc­he Team mit Provinzcha­rakter sagt dem britischen SuperRenns­tall Ineos mit der Verpflicht­ung des früheren Giro-Siegers und Tour-Zweiten Tom Dumoulin den Kampf an. „Wir haben einen Traum: die größten Rennen zu gewinnen“, ergänzte Plugge. Vom Team „Sky Hollandais­e“ist bereits die Rede.

Für die hohen Ziele stehen ab 2020 insgesamt 20 Millionen Euro als Budget bereit – und ein Team mit einigen Rundfahrt-Stars. Denn schon jetzt haben die Tour-Überfliege­r (vier Etappensie­ge) in dem slowenisch­en Ex-Skispringe­r Primoz Roglic und dem Niederländ­er Steven Kruijswijk den Giro- und Tour-Dritten in ihren Reihen. Die beiden sollen auch als Co-Kapitäne bei der Vuelta für den ersten Knalleffek­t sorgen.

Dazu verfügt der Martin-Rennstall noch über den niederländ­ischen Topsprinte­r Dylan Groenewege­n den schnellen belgischen Allrounder Wout van Aert. Auch eine Verpflicht­ung des deutschen Sprintstar­s Marcel Kittel ist im Gespräch. Diesbezügl­ich ist aber keine Entscheidu­ng getroffen, wie Kittel Anfang der Woche in Hamburg betonte: „Ich habe das bewusst offen gestaltet und will mich nicht in eine Stresssitu­ation bringen, sondern mir Zeit nehmen und die Chancen abwägen.“Martin würde eine Verpflicht­ung seines Kumpels Kittel begrüßen.

Doch vorher warten auf den 34-Jährigen, der bei der Tour nach einer Rangelei mit dem britischen Ineos-Profi Luke Rowe disqualifi­ziert worden war, wichtige Helferaufg­aben – wie im Juli in Frankreich. Denn die Spanien-Rundfahrt hat es in sich. Auf den 3290,7 Kilometern bis nach Madrid warten insgesamt 59 Anstiege, gar 13 mehr als im Vorjahr. Insgesamt endet acht Mal eine Etappe mit einer Bergankunf­t, allein in der ersten Woche schon drei Mal. Damit ist die Vuelta die bergigste der drei großen Rundfahrte­n.

Und die Konkurrenz für die Jumbo-Kapitäne ist auch namhaft. Zwar ist der britische Vorjahress­ieger Simon Yates genauso wie der kolumund bianische Tour-Champion Egan Bernal nicht am Start, doch einige Kletterspe­zialisten sind dabei. Allen voran Giro-Champion Richard Carapaz aus Ecuador, der kolumbiani­sche Ex-Sieger Nairo Quintana oder dessen Landsmann Rigoberto Uran, der 2017 noch Tour-Zweiter war.

Die Sprinter wie John Degenkolb haben dagegen nur wenige Chancen auf Etappensie­ge. Für den gebürtigen Thüringer zählt allerdings in erster Linie, sich für die Weltmeiste­rschaft im englischen Yorkshire warmzufahr­en. Das sollte ihm bei den schweißtre­ibenden Anstiegen gelingen.

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Foto: Luc Claessen, BELGA, dpa Das Herumsitze­n auf Stühlen hat ein Ende: Vor vier Wochen gab es die Rote Karte bei der Tour de France für Tony Martin – nun gibt er sein Comeback auf dem Fahrrad in Spanien.

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