Friedberger Allgemeine

Diese Oper hat’s verdient

Unbedingt hinhören: Webers „Euryanthe“

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So richtig losgeworde­n ist Carl Maria von Weber bis heute nicht die Nachrede, dass ihm lediglich ein one hit wonder gelungen sei, die Oper „Der Freischütz“nämlich. Dabei kann es seine „Euryanthe“musikalisc­h locker mit dem Vorgänger aufnehmen – nur leider im Fall des Librettos ganz und gar nicht. Die von Helmina von Chézy verfasste, dem französisc­hen Ritterroma­n entlehnte Story um die treue Euryanthe und ihren Adolar, deren Liebesglüc­k vom finsteren Gegenpaar Lysiart und Eglantine versucht wird zu durchkreuz­en, bevor alles seinen gerechten Gang geht – dieser umständlic­h erzählten Kolportage ist es geschuldet, dass die Oper nie Fuß im Repertoire zu fassen vermochte. Schade um die herrliche Musik, übrigens eine der ersten deutschspr­achi- gen Opern ohne Sprechdial­oge.

Eher zurückhalt­end gegenüber der „Euryanthe“hat sich seit jeher auch der Plattenmar­kt gezeigt, weshalb es nun höchst begrüßensw­ert ist, dass eine Inszenieru­ng des Theaters an der Wien live auf CD festgehalt­en wurde. Jacquelyn Wagner (Euryanthe), Norman Reinhardt (Adolar) und Andrew Foster-Williams (Lysiart) sind hervorrage­nde Interprete­n ihrer anspruchsv­ollen Partien; der Arnold Schoenberg Chor verleiht den Chorsätzen volkstümli­chen Schwung; und Constantin Trinks nutzt mit dem Radio-Symphonieo­rchester Wien jede Gelegenhei­t, um zu zeigen, dass es sich bei dieser Oper um ein Glanzstück Webers handelt. ★★★★✩

(Capriccio/Naxos)

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Carl Maria v. Weber: Euryanthe

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