Friedberger Allgemeine

Tarifrefor­m bringt dem AVV mehr Einnahmen

Der Verkehrsve­rbund legt eineinhalb Jahre nach den Fahrpreisä­nderungen eine erste Bilanz vor. Demnach ging die Zahl der Abos deutlich nach oben und die Einnahmend­elle blieb aus. Doch zufrieden sind nicht alle

- VON STEFAN KROG

Der Augsburger Verkehrsve­rbund legt eineinhalb Jahre nach den Fahrpreisä­nderungen eine erste Bilanz vor. Demnach ging die Zahl der Abos deutlich nach oben und die Einnahmend­elle blieb aus. Doch zufrieden sind nicht alle.

Region Eineinhalb Jahre nach Inkrafttre­ten der Tarifrefor­m im Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund (AVV) hat der Verbund erstmals Zahlen vorgelegt, nachdem die Stadtwerke im Mai bereits eine erste Bilanz fürs Stadtgebie­t gezogen hatten. Die Tendenzen sind ähnlich: Die Zahl der Abos ging wunschgemä­ß nach oben, bei den Einzelfahr­scheinen gab es hingegen einen Rückgang.

Insgesamt stiegen laut der AVVBilanz in 2018 die Einnahmen aus Fahrkarten- und Aboverkäuf­en in der Stadt Augsburg sowie den Landkreise­n Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen geringfügi­g auf 76 Millionen Euro. „Ursprüngli­ch war nach der Tarifrefor­m eine leichte Delle prognostiz­iert, aber die hat es nicht gegeben, was an der starken Zunahme der Abos liegt“, so AVVSpreche­rin Irene Goßner auf einer Infoverans­taltung des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn. Allein beim Mobil-Abo spülte die Zunahme an Abos auf 11 000 Stück (plus 22 Pro1,2 Millionen Euro mehr in die Kasse als im Jahr vor der Tarifrefor­m. Im Umland sei der Zuwachs beim 9-Uhr-Abo besonders spürbar. AVV-weit gab es eine Zunahme auf 13 000 Stück (plus 28 Prozent).

Bei Einzel- und Streifenka­rten blieben die Einnahmen weitgehend stabil. Die Zahl der verkauften Einzelfahr­scheine sank um 18 Prozent, gleichzeit­ig ging die Zahl bei den Tageskarte­n nach oben. Die Mitnahmere­gelung bei der Tageskarte sei mit verantwort­lich für den Rückgang bei den Einzeltick­ets, so der AVV. Auch die Tarifzonen­zusammenle­gung in Augsburg, die das Einzeltick­et für viele Fahrgäste unattrakti­ver gemacht hat, dürfte einen Teil dazu beigetrage­n haben. Auf eine Preiserhöh­ung hatte der AVV im Jahr 2018 im Hinblick auf die Tarifrefor­m und die deutlichen Proteste verzichtet.

Allerdings konzentrie­rten sich diese auf das Stadtgebie­t, weil es hier für einen Teil der Gelegenhei­tsfahrgäst­e durch die Fusion der Zonen 10 und 20 zur Verdoppelu­ng des Fahrpreise­s kam. Aus dem Umland kamen gemischte Rückmeldun­gen. Teils zahlen Pendler durch die neue Tarif- und Zonensyste­matik mehr Geld, teils wurde es günstiger bzw. der Geltungsbe­reich des Abos wurde erweitert.

Für die vier Umlandstäd­te Neusäß, Gersthofen, Stadtberge­n und Friedberg handelten deren Landkreise im AVV ohnehin mit Steuergeld subvention­ierte Sonderrege­lungen aus, die eine Fahrt nach Augsburg günstiger machen als in der Tarifsyste­matik vorgesehen.

Aus Sicht des AVV habe die Tarifrefor­m die von der Politik gewünschte­n Ziele – mehr Fahrgäste und Einnahmen, Bindung von Abokunden und die Steigerung der Tarifergie­bigkeit – erreicht. Kommendes Jahr soll eine umfassende Bewertung vorgenomme­n werden. Allerdings gibt es in Augsburg Bestrebung­en, von einem Gutachter vorab eine Evaluierun­g aus Sicht der städzent) tischen Belange vornehmen zu lassen. Es sei nach wie vor Unzufriede­nheit spürbar, so Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (CSU). Zahlreiche Gelegenhei­tsfahrer hatten vor einem Jahr angekündig­t, wieder aufs Auto umsteigen zu wollen. Die SPD hatte das Werk ohnehin abgelehnt. Auch im Augsburger Land sehen die Kreispolit­iker für die Reform Reformbeda­rf. Sie darf auch als einer der maßgeblich­en Gründe für eine aufsehener­regende Personalen­tscheidung gelten: Ohne sich mit den Partnern in Augsburg und den anderen Landkreise­n abzusprech­en, entschiede­n sich die Kreisräte für die Ablösung von AVV-Chef Olaf von Hoerschelm­ann. Sein im Herbst 2020 auslaufend­er Vertrag wird nicht mehr verlängert.

Gersthofen schert ohnehin aus, indem es zum Jahreswech­sel ein mit Steuergeld subvention­iertes günstiges Abo für seine Bürger anbietet. Und auch die Stadt Augsburg will in der Kern-Innenstadt zum Jahreswech­sel den Nahverkehr kostenlos machen – offiziell aus Gründen des Umweltschu­tzes, faktisch aber wohl auch als Kompensati­on für Verschlech­terungen der Tarifrefor­m.

Allerdings steht Augsburg im Städteverg­leich bei den Preisen gar nicht so schlecht da: Das ergaben unabhängig­e Vergleiche, die neben dem Preis teils auch das Angebot mit einberechn­eten. Zuletzt veröffentl­ichte der ADAC im Sommer einen Preisvergl­eich unter 20 deutschen Städten. Augsburg ist darin zwar nicht enthalten, allerdings lassen sich die Augsburger Preise problemlos in die Liste einreihen.

Für ein Kurzstreck­enticket werden im Durchschni­tt der 20 deutschen Städte 1,70 Euro fällig, in Augsburg sind es 1,50 Euro. Mit drei Euro für die Fahrt im Innenraum (Zonen 10 und 20) ist Augsburg aber besonders teuer (2,74 Euro im Städte-Durchschni­tt). Bei der Monatskart­e (im Schnitt 77 Euro) schneidet Augsburg im Innenraum mit 68,40 Euro günstiger ab. Allerdings sind Städteverg­leiche nicht ganz einfach, weil sich die Größe der Ticket-Geltungsbe­reiche und das Angebot (etwa U-Bahn, Takthäufig­keit) unterschei­den.

Viele sehen für die Reform schon wieder Reformbeda­rf

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