Friedberger Allgemeine

Minister Müller: G7 müssen dem Regenwald helfen

Eindringli­cher Appell an den Gipfel angesichts der Katastroph­e im Amazonasge­biet

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Angesichts der verheerend­en Feuer im Amazonasge­biet fordert Entwicklun­gsminister Gerd Müller ein internatio­nales Hilfsprogr­amm für Schwellenl­änder zum Schutz der Regenwälde­r. „Es ist wichtig, die Amazonas-Waldbrände so schnell wie möglich zu löschen“, sagte der CSU-Politiker aus Kempten unserer Redaktion. „Die Brände müssen sofort gestoppt und die Schutzgebi­etszonen ausgeweite­t werden“, betonte Müller. „Die G7-Staaten müssen bis zum UN-Klimagipfe­l im September die Zusage verbindlic­h einlösen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschut­zprogramme in den hauptbetro­ffenen Ländern zu investiere­n.“

Bisher trügen die G7-Staaten zum globalen Regenwalds­chutz „nicht mehr als ein paar Wassertrop­fen an Unterstütz­ung bei“, kritisiert­e der Minister. Dies sei ein großes Defizit der internatio­nalen Klimapolit­ik. „Als nächsten Schritt brauchen wir ein weitergehe­ndes G7-Rettungspr­ogramm für die Regenwälde­r weltweit, denn alle vier Sekunden wird die Fläche eines Fußballfel­ds abgeholzt, vor allem für riesige Sojaund Palmölplan­tagen“, betonte der Entwicklun­gsminister. „Wirksamste­r Klimaschut­z ist der Regenwalds­chutz – auch im Kongo und Indonesien“, sagte Müller. „Und wir sollten auch Russland beim Kampf gegen die Feuer in Sibirien nicht alleine lassen“, forderte der Minister.

„Elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf die Waldzerstö­rung zurück“, betonte er. „Zum Vergleich: Deutschlan­d verursacht zwei Prozent. Wer nur über Maßnahmen in Deutschlan­d diskutiert, hat die Welt nicht verstanden.“Die Industries­taaten tragen nach den Worten von Minister Müller auch eine Mitverantw­ortung für die Zerstörung des Regenwalds: „Der Wald brennt nicht nur in Brasilien, sondern auch für billige Palmöleinf­uhr aus Indonesien.“

Nach der weltweiten Empörung über die verheerend­en Brände greifen nun die brasiliani­schen Streitkräf­te ein. Am Wochenende starteten in Porto Velho im Bundesstaa­t Rondônia zwei Löschflugz­euge der Luftwaffe zu ihren Löscheinsä­tzen, wie das Verteidigu­ngsministe­rium in Brasilia mitteilte. Auf Videos war zu sehen, wie die Piloten über den Waldbrandg­ebieten tausende Liter Wasser abwarfen. Darüber hinaus stehen zehntausen­de Soldaten zur Unterstütz­ung bereit.

Auf ihrem Gipfel im französisc­hen Biarritz zeigten die G7-Staaten weitgehend Einigkeit angesichts des Infernos am Amazonas. Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron sagte, die reichen Industriel­änder wollten sich weiter abstimmen, um den betroffene­n Ländern

Irans Außenminis­ter überrasche­nd in Biarritz

rasch zu helfen. Es gehe um „technische und finanziell­e Mittel“und Hilfe bei der Aufforstun­g.

Ein Gast am Rande wirbelte am Sonntag den Gipfel auf: Der iranische Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif kam auf Einladung seines französisc­hen Amtskolleg­en Jean-Yves Le Drian nach Biarritz. Mit dem Überraschu­ngscoup wollte Macron wieder Bewegung in die Lösung des gefährlich­en Konflikts zwischen dem Iran und den USA bringen. Frankreich sieht sich schon länger als Vermittler. Ein Sprecher des Außenminis­teriums in Teheran erklärte aber, es werde zu keinem Treffen Sarifs mit der US-Delegation in Biarritz kommen. »Kommentar

„G7-Gipfel sind von gestern“. »Politik

Hintergrün­de zu den Waldbrände­n und zum Gipfel in Biarritz. »Wirtschaft

Donald Trump bleibt auch in Biarritz stur im Handelsstr­eit mit China. Zu diesem Thema gibt es dort auch einen Kommentar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany