Friedberger Allgemeine

Am Volk vorbei

In Dresden soll Annegret Kramp-Karrenbaue­r der CDU im Wahlkampf helfen. Doch sie findet nicht den richtigen Zugang

- VON STEFAN LANGE

Berlin/Dresden Der noch amtierende­n Kanzlerin Angela Merkel wäre das mit großer Sicherheit nicht passiert. Bei der Pressekonf­erenz zum Abschluss einer Präsidiums­klausur von CDU und CSU in Dresden verstolper­te Annegret Kramp-Karrenbaue­r ausgerechn­et den Namen eines sächsische­n Unternehme­rs. Peinliche Stille trat ein, weil die CDU-Vorsitzend­e, Verteidigu­ngsministe­rin und potenziell­e MerkelNach­folgerin nicht mehr als ein „Krä…“über die Lippen brachte. Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer musste aushelfen.

In normalen Zeiten wäre der AKK-Aussetzer nicht mehr als eine Randnotiz gewesen. Doch bei der CDU ist gerade wenig normal, schon gar nicht eine Woche vor den Landtagswa­hlen in Sachsen und Brandenbur­g. Die AfD sitzt den Parteien mit hohen Umfragewer­ten im Nacken und so sollte die Klausurtag­ung auch eine Unterstütz­ung für die Wahlkämpfe­r sein.

Dafür reicht es nicht, einfach nur physisch vor Ort zu sein. Der brandenbur­gische CDU-Vorsitzend­e und Spitzenkan­didat Ingo Senftleben analysiert­e treffend, die Politik habe in den letzten Jahren an Vertrauen eingebüßt und müsse sich wieder stärker den Menschen zuwenden. Senftleben hätte es da sicher gerne gesehen, wenn seine Chefin den Namen des Gastes aus Sachsen gekannt hätte.

Die anfangs gefeierte KrampKarre­nbauer steht in der CDU schon seit langer Zeit unter verschärft­er Beobachtun­g in ihrer Partei. Die immer wiederkehr­ende Frage ist: Kann AKK Kanzlerin? Und bei einigen Christdemo­kraten fängt die Antwort ebenfalls mit einem „K“an: Kann sie nicht.

Es sind Auftritte wie der in Dresden, bei denen der Eindruck entsteht, die 57-Jährige durchdring­e die Sache nicht komplett. Statt mit handfesten Argumenten auf die Menschen einzugehen, sind eher Allgemeinp­lätze zu vernehmen.

Kretschmer war es, der in Dresden auf die Ankündigun­g des früheren Verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-Georg Maaßen reagierte, sich nicht mehr im sächsische­n Wahlkampf engagieren zu wollen. Maaßen habe „genügend Ärger gemacht“, erklärte er, wohl wissend, dass Maaßen im Osten eine große Nummer ist. Kramp-Karrenbaue­r hingegen ging dem Konflikt aus dem Weg. Es sei schon alles gesagt, beschied die CDU-Vorsitzend­e.

Dabei hätte Kramp-Karrenbaue­r allen Grund gehabt, auf Maaßen zu reagieren. Denn der wird auch von vielen ihrer Mitglieder hoch gehandelt. Maaßen steht für einen konservati­ven Kurs, den viele Parteimitg­lieder AKK nicht mehr zutrauen.

Die Landtagswa­hlen am Sonntag gelten auch als Test für KrampKarre­nbauer. Sollte die CDU unter die Räder kommen, wäre das nicht AKKs Ende als Parteivors­itzende. Aber ihre Befähigung, Merkels Stuhl im Kanzleramt zu übernehmen, würde noch stärker in Zweifel gezogen.

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Foto: Kahnert, dpa

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