Am Volk vorbei
In Dresden soll Annegret Kramp-Karrenbauer der CDU im Wahlkampf helfen. Doch sie findet nicht den richtigen Zugang
Berlin/Dresden Der noch amtierenden Kanzlerin Angela Merkel wäre das mit großer Sicherheit nicht passiert. Bei der Pressekonferenz zum Abschluss einer Präsidiumsklausur von CDU und CSU in Dresden verstolperte Annegret Kramp-Karrenbauer ausgerechnet den Namen eines sächsischen Unternehmers. Peinliche Stille trat ein, weil die CDU-Vorsitzende, Verteidigungsministerin und potenzielle MerkelNachfolgerin nicht mehr als ein „Krä…“über die Lippen brachte. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer musste aushelfen.
In normalen Zeiten wäre der AKK-Aussetzer nicht mehr als eine Randnotiz gewesen. Doch bei der CDU ist gerade wenig normal, schon gar nicht eine Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg. Die AfD sitzt den Parteien mit hohen Umfragewerten im Nacken und so sollte die Klausurtagung auch eine Unterstützung für die Wahlkämpfer sein.
Dafür reicht es nicht, einfach nur physisch vor Ort zu sein. Der brandenburgische CDU-Vorsitzende und Spitzenkandidat Ingo Senftleben analysierte treffend, die Politik habe in den letzten Jahren an Vertrauen eingebüßt und müsse sich wieder stärker den Menschen zuwenden. Senftleben hätte es da sicher gerne gesehen, wenn seine Chefin den Namen des Gastes aus Sachsen gekannt hätte.
Die anfangs gefeierte KrampKarrenbauer steht in der CDU schon seit langer Zeit unter verschärfter Beobachtung in ihrer Partei. Die immer wiederkehrende Frage ist: Kann AKK Kanzlerin? Und bei einigen Christdemokraten fängt die Antwort ebenfalls mit einem „K“an: Kann sie nicht.
Es sind Auftritte wie der in Dresden, bei denen der Eindruck entsteht, die 57-Jährige durchdringe die Sache nicht komplett. Statt mit handfesten Argumenten auf die Menschen einzugehen, sind eher Allgemeinplätze zu vernehmen.
Kretschmer war es, der in Dresden auf die Ankündigung des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen reagierte, sich nicht mehr im sächsischen Wahlkampf engagieren zu wollen. Maaßen habe „genügend Ärger gemacht“, erklärte er, wohl wissend, dass Maaßen im Osten eine große Nummer ist. Kramp-Karrenbauer hingegen ging dem Konflikt aus dem Weg. Es sei schon alles gesagt, beschied die CDU-Vorsitzende.
Dabei hätte Kramp-Karrenbauer allen Grund gehabt, auf Maaßen zu reagieren. Denn der wird auch von vielen ihrer Mitglieder hoch gehandelt. Maaßen steht für einen konservativen Kurs, den viele Parteimitglieder AKK nicht mehr zutrauen.
Die Landtagswahlen am Sonntag gelten auch als Test für KrampKarrenbauer. Sollte die CDU unter die Räder kommen, wäre das nicht AKKs Ende als Parteivorsitzende. Aber ihre Befähigung, Merkels Stuhl im Kanzleramt zu übernehmen, würde noch stärker in Zweifel gezogen.