Goethe und die Natur
Der Dichter forscht – eine Schau in Weimar
Weimar Unter dem Titel „Abenteuer der Vernunft“zeigt die Klassik Stiftung Weimar im Schiller-Museum vom morgigen Mittwoch an eine Ausstellung zu den naturwissenschaftlichen Forschungen des klassischen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Die Präsentation punktgenau zum 270. Geburtstag Goethes baue auf der aus etwa 23000 Objekten bestehenden Sammlung auf, die Goethe in fünf Jahrzehnten zusammengetragen habe, so die Präsidentin der Stiftung, Ulrike Lorenz.
Aus ihr würden nun rund 400 Gesteinsproben, Mineralien und Fossilien, Pflanzen- und Tierpräparate sowie physikalische und chemische Apparaturen gezeigt. Viele dieser seltenen und zum Teil auch kuriosen Objekte seien zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Aufgrund des Erhaltungszustands gelte die Sammlung als eine der herausragenden ihrer Art, so Lorenz. Darüber hinaus werden in Weimar einige außergewöhnliche Leihgaben zu sehen sein.
Die Ausstellung veranschaulicht die intensive Beschäftigung Goethes – der am Weimarer Hof auch für den Bergbau und die universitäre Bildung im nahen Jena Verantwortung trug – mit nahezu allen naturwissenschaftlichen Themenfeldern. Dabei erlaube die Präsentation es, zentrale Fragen und Probleme der Naturwissenschaften aus der Zeit um 1800 zu rekonstruieren und zu verstehen, betont Mitkurator Thomas Schmuck. Das schließe auch die damals hitzig geführten Kontroversen zu Fragen der Oryktognosie und Geognosie – damals die gebräuchlichen Fachbegriffe für Mineralogie und Geologie – mit ein.
Diesem Bereich geht der Ausstellungsteil „Zeit und Erde“nach. Das zweite Kapitel „Ordnung und Entwicklung“befasst sich mit den Vorstellungen über Konstanz und Wandel in der belebten Natur. Hier erwarten die Besucher Erläuterungen zu Goethes botanischen Studien, zur Anatomie und zur Abstammungslehre. Dazu werden verschiedene Schädel, Zeichnungen, Fossilien und Blätter aus Herbarien sowie das Mikroskop von Goethe präsentiert.
Das dritte Kapitel „Licht und Substanz“schließlich zeigt eine Auswahl aus den elektrischen und chemischen Experimentierapparaten des Dichters, der sich, so Ulrike Lorenz, lieber als Forscher gesehen habe. Neben Elektrisiermaschinen und Batterien steht hier auch die Farbenlehre Johann Wolfgang von Goethes im Mittelpunkt.
Zudem wird bis zum 5. Januar kommenden Jahres eines von weltweit nur drei verbliebenen Exemplaren der um 1814 entstandenen Joseph-Fraunhofer-Sonnenspektren präsentiert.