Friedberger Allgemeine

Für den Müll

Sind Jugendlich­e doch nicht so umweltbewu­sst?

- VON CHRISTIAN IMMINGER

Jetzt ist es raus und diese nassforsch­en Naseweise, diese schulschwä­nzenden Schlauberg­er, diese nervigen „Tick, Trick und Track“-Figuren von Fridays for Future sind endgültig überführt: „Junge Menschen verursache­n mehr Verpackung­smüll“, so das Ergebnis einer Umfrage, aus der die Welt sogleich ein Müllproble­m der „Generation Greta“bastelte. Doch schaut man sich die Forsa-Erhebung genauer an, so steht da lediglich, dass eine Mehrzahl der unter 30-Jährigen mindestens einmal im Monat Essen bei Lieferserv­ices, Imbissbude­n oder Schnellres­taurants kauft, wohingegen es sich bei den unter 60-Jährigen deutlich umgekehrt verhält. Ach, Tante Erna geht nicht so oft zum Mäckes? Ruhm und Ehre der Demoskopie! Da wiegt es nicht weiter schwer, dass wir aus der Studie nicht erfahren, wie viel Kilo eingeschwe­ißten Scheiblett­enkäse etwa die Erna nach Hause schleppt, kurz gesagt: die Umfrage also außer über die Frequenz von Dönerbuden­besuchen nichts auszusagen vermag. Egal, Hauptsache, es scheppert im Eimer. Aber vielleicht hilft uns ja eine weitere Erhebung dieser Tage. Laut einer Ipsos-Studie leben Ältere generell umweltbewu­sster als die Jugend. So gaben etwa lediglich 25 Prozent der 14- bis 23-Jährigen, hingegen 32 Prozent der Gesamtbefr­agten an, „im Einklang mit der Natur“zu leben. Also nach eigener Einschätzu­ng. Und davon abgesehen: Was heißt das denn überhaupt? Den Zierrasen nur noch alle zwei Wochen zu mähen? Den Benz nicht mehr in der Hofeinfahr­t zu waschen? Es heißt wohl vor allem, dass wir neben einem Müll- und Umweltauch ein UmfragenPr­oblem haben. Die Welt ist alles, was eine Zahl ist? Nein, man muss schon genau hinschauen. Und im Zweifel: ab damit in die Tonne.

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