Eine perfekte Show
Eishockey Simon Sezemsky lässt die Augsburger Panther und deren Anhang in Schweden jubeln. Ein Eigengewächs genießt derzeit das Vertrauen von Trainer Tuomie. AEV trifft jetzt auf den schwächsten Gegner
Die Arena in Luleå ist von außen betrachtet ein ziemlich hässlicher Kasten. Wellblech schmückt die Außenfassade. Dazu trägt sie den Namen einer Supermarktkette, was die Sache noch weniger einladend macht. Innen allerdings haben die Schweden weder Kosten noch Mühen gescheut, ein beeindruckendes Rahmenprogramm zu gestalten. Da brennt das Eis und die Tribünen wackeln im Rhythmus der Musik, die aus den Boxen dröhnt. Eishockey-Puristen verstört das. Gut, dass zwischen all der Show auch am Donnerstagabend noch Eishockey gespielt wurde.
Und aus Sicht der Augsburger Panther war die Show sogar perfekt, als Simon Sezemsky um 20.41 Uhr mit einem verwandelten Penalty den Sieg sicherte. Sein Treffer war das Ende eines Tages voller Premieren. Das erste Spiel in der Champions Hockey League. Das erste Tor, erzielt von Jaroslav Hafenrichter. Die erste Strafe, abgesessen von Matt Fraser. Und eben, am allerwichtigsten, der erste Sieg.
Zufrieden stand Trainer Tray nach der Partie in den Katakomben der Arena und hörte zu, was sein Kollege Thomas Berglund in die Kameras sagte. Um es zusammenzufassen: Zufrieden war er nicht. Zu wenig effektiv seien die Seinen gewesen. Mit der Härte des Gegners sei man nicht ganz so gut zurechtgekommen. Penaltyschießen ist ein Glücksspiel. Und schließlich habe der Gegner in Olivier Roy einen überragenden Torwart gehabt. All das stimmte.
Tuomie nickte leicht. Er selbst monierte dann nur, dass es nicht ganz so geschickt gewesen sei, acht der 20 Minuten im ersten Drittel mit einem Mann weniger bestritten zu haben. „Wir haben gleich im zweiten Wechsel eine Strafe genommen, das hat nicht geholfen.“Körperbetont habe man zwar spielen wollen, aber vielleicht sei es anfangs etwas zu viel des Guten gewesen. „Trotzdem sind wir zurückgekommen, das zählt.“
Ein paar Meter weiter stand Marco Sternheimer, verschwitzt aber glücklich. „Wir sind für unsere Leistung belohnt worden“, sagte er. Die Mannschaft habe sich vorgenommen, die Großen zu ärgern. „Das haben wir im ersten Spiel gleich mal gemacht. Wir haben gezeigt, was wir können. Am Ende war es der Kampfgeist, der den Unterschied ausgemacht hat.“Perfekt sei es noch längst nicht gewesen, was die Panther zeigten. „Aber für dieTuomie sen frühen Zeitpunkt in der Saison war das schon ganz in Ordnung.“Er selbst, das fiel am Donnerstag auf, genießt im Moment das Vertrauen des neuen Chef-Trainers. Tuomie gewährte dem Augsburger Eigengewächs viel Eiszeit und ließ ihn sogar einen Penalty schießen, den er allerdings vergab. „Warum soll ich ihn nicht schießen lassen? Er ist ein guter Eishockeyspieler. In den letzten Jahren hat er hart gearbeitet und sich eine Chance verdient“, sagte Tuomie.
Einig war sich Sternheimer mit seinem Kapitän Steffen Tölzer darin, dass es momentan wohl keine andere Mannschaft in der CHL gibt, die von derart euphorisierten Anhängern begleitet wird. 300 hatten sich auf den Weg nach Schweden gemacht, in Belfast werden am Samstagabend bis zu 1000 erwartet. „Wahnsinn, was die Fans hier machen und wie sie uns in Europa repräsentieren“, sagte Sternheimer. Tölzer bedankte sich bei allen, die nach Schweden gereist waren. „Das ist wirklich nicht selbstverständlich. Die Fans haben uns unglaublich unterstützt. Die Stimmung war echt geil.“
In Belfast wartet nun am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 online) der nominell schwächste Gegner in der Gruppe C. Allerdings gelang auch den Nordiren gegen Liberec ein Sieg zum Auftakt. „Wir werden sicherlich kein Team unterschätzen. Du kannst gegen jeden schlecht aussehen. Die können alle Eishockey spielen. Wir müssen zu hundert Prozent unser Ding durchziehen.“So wie gegen Luleå. Tölzer: „Die Jungs haben 65 Minuten geackert und sich den Sieg verdient.“Und immer wenn es brenzlig wurde, „hat uns Olli überragend im Spiel gehalten“. Roy hatte tatsächlich einen Sahnetag erwischt und brachte die schwedischen Stürmer gleich reihenweise zum Verzweifeln. „Er hat uns die Möglichkeit gegeben, hier zu gewinnen. Und am Schluss haben wir es ausnutzen können“, lobte Tölzer.
In Belfast dürfte allerdings ein Gegner warten, der mit einem ähnlichen Plan ins Spiel geht wie die Panther. Viel Einsatz, viel Kampf. Das weiß auch Tuomie. „Wir werden auf eine gute Mannschaft treffen. Ich kann mir vorstellen, dass sie auch etwas körperbetonter spielen.“