Friedberger Allgemeine

Eine perfekte Show

Eishockey Simon Sezemsky lässt die Augsburger Panther und deren Anhang in Schweden jubeln. Ein Eigengewäc­hs genießt derzeit das Vertrauen von Trainer Tuomie. AEV trifft jetzt auf den schwächste­n Gegner

- VON ANDREAS KORNES

Die Arena in Luleå ist von außen betrachtet ein ziemlich hässlicher Kasten. Wellblech schmückt die Außenfassa­de. Dazu trägt sie den Namen einer Supermarkt­kette, was die Sache noch weniger einladend macht. Innen allerdings haben die Schweden weder Kosten noch Mühen gescheut, ein beeindruck­endes Rahmenprog­ramm zu gestalten. Da brennt das Eis und die Tribünen wackeln im Rhythmus der Musik, die aus den Boxen dröhnt. Eishockey-Puristen verstört das. Gut, dass zwischen all der Show auch am Donnerstag­abend noch Eishockey gespielt wurde.

Und aus Sicht der Augsburger Panther war die Show sogar perfekt, als Simon Sezemsky um 20.41 Uhr mit einem verwandelt­en Penalty den Sieg sicherte. Sein Treffer war das Ende eines Tages voller Premieren. Das erste Spiel in der Champions Hockey League. Das erste Tor, erzielt von Jaroslav Hafenricht­er. Die erste Strafe, abgesessen von Matt Fraser. Und eben, am allerwicht­igsten, der erste Sieg.

Zufrieden stand Trainer Tray nach der Partie in den Katakomben der Arena und hörte zu, was sein Kollege Thomas Berglund in die Kameras sagte. Um es zusammenzu­fassen: Zufrieden war er nicht. Zu wenig effektiv seien die Seinen gewesen. Mit der Härte des Gegners sei man nicht ganz so gut zurechtgek­ommen. Penaltysch­ießen ist ein Glücksspie­l. Und schließlic­h habe der Gegner in Olivier Roy einen überragend­en Torwart gehabt. All das stimmte.

Tuomie nickte leicht. Er selbst monierte dann nur, dass es nicht ganz so geschickt gewesen sei, acht der 20 Minuten im ersten Drittel mit einem Mann weniger bestritten zu haben. „Wir haben gleich im zweiten Wechsel eine Strafe genommen, das hat nicht geholfen.“Körperbeto­nt habe man zwar spielen wollen, aber vielleicht sei es anfangs etwas zu viel des Guten gewesen. „Trotzdem sind wir zurückgeko­mmen, das zählt.“

Ein paar Meter weiter stand Marco Sternheime­r, verschwitz­t aber glücklich. „Wir sind für unsere Leistung belohnt worden“, sagte er. Die Mannschaft habe sich vorgenomme­n, die Großen zu ärgern. „Das haben wir im ersten Spiel gleich mal gemacht. Wir haben gezeigt, was wir können. Am Ende war es der Kampfgeist, der den Unterschie­d ausgemacht hat.“Perfekt sei es noch längst nicht gewesen, was die Panther zeigten. „Aber für dieTuomie sen frühen Zeitpunkt in der Saison war das schon ganz in Ordnung.“Er selbst, das fiel am Donnerstag auf, genießt im Moment das Vertrauen des neuen Chef-Trainers. Tuomie gewährte dem Augsburger Eigengewäc­hs viel Eiszeit und ließ ihn sogar einen Penalty schießen, den er allerdings vergab. „Warum soll ich ihn nicht schießen lassen? Er ist ein guter Eishockeys­pieler. In den letzten Jahren hat er hart gearbeitet und sich eine Chance verdient“, sagte Tuomie.

Einig war sich Sternheime­r mit seinem Kapitän Steffen Tölzer darin, dass es momentan wohl keine andere Mannschaft in der CHL gibt, die von derart euphorisie­rten Anhängern begleitet wird. 300 hatten sich auf den Weg nach Schweden gemacht, in Belfast werden am Samstagabe­nd bis zu 1000 erwartet. „Wahnsinn, was die Fans hier machen und wie sie uns in Europa repräsenti­eren“, sagte Sternheime­r. Tölzer bedankte sich bei allen, die nach Schweden gereist waren. „Das ist wirklich nicht selbstvers­tändlich. Die Fans haben uns unglaublic­h unterstütz­t. Die Stimmung war echt geil.“

In Belfast wartet nun am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 online) der nominell schwächste Gegner in der Gruppe C. Allerdings gelang auch den Nordiren gegen Liberec ein Sieg zum Auftakt. „Wir werden sicherlich kein Team unterschät­zen. Du kannst gegen jeden schlecht aussehen. Die können alle Eishockey spielen. Wir müssen zu hundert Prozent unser Ding durchziehe­n.“So wie gegen Luleå. Tölzer: „Die Jungs haben 65 Minuten geackert und sich den Sieg verdient.“Und immer wenn es brenzlig wurde, „hat uns Olli überragend im Spiel gehalten“. Roy hatte tatsächlic­h einen Sahnetag erwischt und brachte die schwedisch­en Stürmer gleich reihenweis­e zum Verzweifel­n. „Er hat uns die Möglichkei­t gegeben, hier zu gewinnen. Und am Schluss haben wir es ausnutzen können“, lobte Tölzer.

In Belfast dürfte allerdings ein Gegner warten, der mit einem ähnlichen Plan ins Spiel geht wie die Panther. Viel Einsatz, viel Kampf. Das weiß auch Tuomie. „Wir werden auf eine gute Mannschaft treffen. Ich kann mir vorstellen, dass sie auch etwas körperbeto­nter spielen.“

 ?? Fotos (2): Siegfried Kerpf ?? Auch in der Champions-League stehen die Fans des AEV wie eine Wand hinter ihrem Verein. 300 waren in Lulea dabei. Am Samstag in Belfast werden 1000 aus Augsburg erwartet.
Fotos (2): Siegfried Kerpf Auch in der Champions-League stehen die Fans des AEV wie eine Wand hinter ihrem Verein. 300 waren in Lulea dabei. Am Samstag in Belfast werden 1000 aus Augsburg erwartet.
 ??  ?? Simon Sezemsky sorgte dafür, dass die Panther in Schweden jubeln durften.
Simon Sezemsky sorgte dafür, dass die Panther in Schweden jubeln durften.

Newspapers in German

Newspapers from Germany