Friedberger Allgemeine

Ohne diese Menschen wäre das Naturfreib­ad geschlosse­n

Ehrenamt Vor acht Jahren übernahm ein Verein die Haunstette­r Badeeinric­htung. Vorsitzend­er Thomas Riedle und sein Kollege Alexander Kläwer erklären, warum sie sich engagieren und welche Zukunftspl­äne sie für das Bad haben

- VON OLIVER WOLFF

Es war vor neun Jahren, da stand das Naturfreib­ad Haunstette­n vor dem Aus. Es galt als marode, die Betriebser­laubnis war in Gefahr. „Als die Stadt es schließen wollte, sind wir eingesprun­gen“, erzählt Thomas Riedle. Der 58-Jährige ist Vorsitzend­er des Vereins Naturfreib­ad Haunstette­n. Seit April 2011 betreibt der Verein das Bad eigenständ­ig – mit finanziell­er Unterstütz­ung der Stadt.

Über 3000 Mitglieder unterstütz­en das Projekt, etwa 50 Prozent kommen aus Haunstette­n. Unterstütz­en bringt Vorteile: Für die Vereinsmit­glieder ist der Zugang zum Bad bereits ab 7 Uhr in der Früh geöffnet. Zahlende Gäste kommen erst zwei Stunden später. Die meisten der rund 35 aktiven Helfer des Naturfreib­ades sind Ehrenamtli­che. Das heißt: Sie opfern ihre Freizeit für den Betrieb – unbezahlt. Und noch mehr: Sie zahlen die gleichen Beiträge, wie alle anderen Mitglieder auch.

Die Gäste zollen den Helfern viel Anerkennun­g

Riedle ist nicht nur der Chef, sondern auch Koch, Hausmeiste­r und Aufsicht, erklärt sein 48-jähriger Kollege Alexander Kläwer. Auch er ist jede freie Minute im Bad. „Wir sind eine lustige Truppe, es macht großen Spaß.“Sie bekämen von den Badegästen viel Anerkennun­g, fügt Riedle hinzu. Das spornt an.

„Leben und leben lassen“sei das Erfolgsrez­ept für einen weitest gehend konfliktfr­eien Badespaß. „Unsere Gäste sind anständig.“Es gebe kaum Ärger. Das Bad werde nicht vermüllt. Auch zwischen den Kollegen klappt es: „Niemand ist sich zu schade, anfallende Arbeiten zu übernehmen“, sagt Kläwer. Zuletzt hat der Verein viel Geld in das Bad investiert. Innerhalb von vier Jahren entstand etappenwei­se die neue Beckenumra­ndung aus Betonferti­gteilen. Auch mit eigener Muskelkraf­t: „Alles, was wir selbst machen können, machen wir selbst“, erklärt Kläwer, gelernter Maurer.

Baumaßnahm­en seien aber noch nicht abgeschlos­sen. In der kalten Jahreszeit ist das Naturfreib­ad geschlosse­n. Dann wird für 400000 Euro der Kiosk umgebaut. Seit einem Jahr betreibt ihn der Verein, der Verkauf diene als weitere Einnahmequ­elle. Für 30000 Euro wird bald eine Bewässerun­gsanlage installier­t, damit die rund 2,5 Hektar große Liegewiese im Hochsommer nicht mehr verbrennt.

Das Naturfreib­ad hat eine Wasserfläc­he von 10000 Quadratmet­ern und eine Wassertief­e von bis zu fünf Metern. Den Grund bildet ein SandKies-Gemisch. „Wir haben eine super Wasserqual­ität“, sagt Kläwer. Die Stadt prüfe sie regelmäßig. Das Wasser sei Grundwasse­r, das in heißen Phasen mit einer Sauersoffp­umpe umgewälzt werde. Das Wasser sei frei von Chlor. „Das ist auch der Grund, warum ich hier bin. Ich brauche keine Chemie im Wasser.“Auch Fische schwimmen dort. „Vor drei Jahren hat ein Angler einen fast eineinhalb Meter langen Hecht aus dem Becken gezogen.“Nach der Saison ist der Fischereiv­erein Haunstette­n im Bad zugange und kümmert sich um den Fischbesta­nd. Dieser trägt zur guten Wasserqual­ität bei. Außerdem gibt es so im Bad kaum Stechmücke­n.

Für die Zukunft wünschen sich die Badbetreib­er, dass die Besucher im Naturfreib­ad weiterhin EigenDie verantwort­ung übernehmen und rücksichts­voll sind. „Die Besucherza­hlen steigen von Jahr zu Jahr, wir haben nur begrenzt Platz.“In der Hochsaison seien bis zu 15 000 Gäste am Tag da. Mit Blick auf die geplante Stadtteile­rweiterung Haunstette­n-Südwest prognostiz­iert Riedle: „Es wird die Zeit kommen, in der wir Gäste an der Kasse abweisen müssen.“Das täte ihm leid, ändern lasse es sich kaum. Sein Team und er würden weiterhin alles versuchen, den Besuchern ein tolles Badeerlebn­is zu ermögliche­n, sagt Riedle.

Öffnungsze­iten Das Naturfreib­ad hat täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Die Badesaison endet am 30. September.

 ?? Foto: Oliver Wolff ?? Ein Verein kümmert sich um den Betrieb des Naturfreib­ads Haunstette­n. Alle Helfer sind ehrenamtli­ch tätig. Auf unserem Bild zu sehen sind (von links) Heinz Wegmann, Alexander Kläwer, Liliana Ahn, Thomas Riedle und Georgia Riedle. Sie bringen sich gerne ein.
Foto: Oliver Wolff Ein Verein kümmert sich um den Betrieb des Naturfreib­ads Haunstette­n. Alle Helfer sind ehrenamtli­ch tätig. Auf unserem Bild zu sehen sind (von links) Heinz Wegmann, Alexander Kläwer, Liliana Ahn, Thomas Riedle und Georgia Riedle. Sie bringen sich gerne ein.
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Foto: Ulrich Wagner So sieht das Naturfreib­ad Haunstette­n aus der Luft aus.

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