Friedberger Allgemeine

Überall Wandel, auch in der Kultur

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

Es gibt da einen wunderbare­n Satz, der mir neulich wieder eingefalle­n ist. Einen Satz aus einem wunderbare­n Roman, den Sie möglicherw­eise auch kennen. Den Roman hat Giuseppe Tomasi di Lampedusa geschriebe­n: „Der Gattopardo“, früher einmal auch als „Der Leopard“übersetzt. Immer wieder äußert dort Tancredi, der Neffe des Fürsten, die Losung: „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.“

Und wie wahr muten diese Sätze, die in den 1950ern geschriebe­n wurden, heute an – ob das nun den Klimawande­l im Großen, den technische­n Fortschrit­t im Allgemeine­n, die Demokratie im Gesellscha­ftlichen betrifft. Ständig war die vom Menschen geschaffen­e Welt im Wandel, aber ganz sicher noch nie so schnell und radikal wie in den letzten beiden Jahrhunder­ten. Was heute richtig ist, kann morgen schon das Falsche sein.

Mir ist dieser Satz wieder eingefalle­n, als ich mich jetzt mit Barbara Staudinger, der Leiterin des Jüdischen Museums, unterhalte­n habe. In diesem einen Jahr, das sie im Haus ist, kam sie mit einem Bündel an neuen Ideen und der Bereitscha­ft, das Jüdische Museum auf ihre Weise und damit auch neu und anderes zu denken.

Bei ihr hat man das Gefühl, dass es ihr und den Mitarbeite­rn gelingt, der Idee des Museums treu zu bleiben und trotzdem neue Wege zu beschreite­n. Das heißt jetzt nicht, dass es in der Vergangenh­eit schlecht lief. Vielmehr wird die Chance genutzt, das Haus zu verändern und dadurch einen neuen Zugang zur Gegenwart zu finden.

Das ist ja das Problem, dass dieses Jetzt sich ständig wandelt, im Großen wie im Kleinen – was vor 30 Jahren noch als Allgemeinb­ildung galt, darauf kann man heute möglicherw­eise nicht mehr bauen. Wenn allerdings der Nachwuchs ein Museum betritt, müssen Multimedia-Profis zufriedeng­estellt werden. Das verlangt viel Willen zur Veränderun­g, damit alles so bleibt, wie es ist – nämlich dass ein Museum auch für die junge Generation eine bedeutende Rolle spielt.

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