Überall Wandel, auch in der Kultur
Es gibt da einen wunderbaren Satz, der mir neulich wieder eingefallen ist. Einen Satz aus einem wunderbaren Roman, den Sie möglicherweise auch kennen. Den Roman hat Giuseppe Tomasi di Lampedusa geschrieben: „Der Gattopardo“, früher einmal auch als „Der Leopard“übersetzt. Immer wieder äußert dort Tancredi, der Neffe des Fürsten, die Losung: „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.“
Und wie wahr muten diese Sätze, die in den 1950ern geschrieben wurden, heute an – ob das nun den Klimawandel im Großen, den technischen Fortschritt im Allgemeinen, die Demokratie im Gesellschaftlichen betrifft. Ständig war die vom Menschen geschaffene Welt im Wandel, aber ganz sicher noch nie so schnell und radikal wie in den letzten beiden Jahrhunderten. Was heute richtig ist, kann morgen schon das Falsche sein.
Mir ist dieser Satz wieder eingefallen, als ich mich jetzt mit Barbara Staudinger, der Leiterin des Jüdischen Museums, unterhalten habe. In diesem einen Jahr, das sie im Haus ist, kam sie mit einem Bündel an neuen Ideen und der Bereitschaft, das Jüdische Museum auf ihre Weise und damit auch neu und anderes zu denken.
Bei ihr hat man das Gefühl, dass es ihr und den Mitarbeitern gelingt, der Idee des Museums treu zu bleiben und trotzdem neue Wege zu beschreiten. Das heißt jetzt nicht, dass es in der Vergangenheit schlecht lief. Vielmehr wird die Chance genutzt, das Haus zu verändern und dadurch einen neuen Zugang zur Gegenwart zu finden.
Das ist ja das Problem, dass dieses Jetzt sich ständig wandelt, im Großen wie im Kleinen – was vor 30 Jahren noch als Allgemeinbildung galt, darauf kann man heute möglicherweise nicht mehr bauen. Wenn allerdings der Nachwuchs ein Museum betritt, müssen Multimedia-Profis zufriedengestellt werden. Das verlangt viel Willen zur Veränderung, damit alles so bleibt, wie es ist – nämlich dass ein Museum auch für die junge Generation eine bedeutende Rolle spielt.