Friedberger Allgemeine

Mit Schminke und Skalpell gegen Fältchen und Co

Gesellscha­ft Entertaine­r Chris Kolonko steht oft auf der Bühne. Ein gutes Äußeres ist Teil seines Kapitals. Deshalb begann der Künstler irgendwann, nachzuhelf­en. Ein Gespräch über Vor- und Nachteile von Schönheits­operatione­n und die Frage, ob Männer das b

- VON MIRIAM ZISSLER

Vor einem halben Jahr hat sich Entertaine­r Chris Kolonko seine Zähne richten lassen. Vier mal neun Stunden saß er dafür beim Zahnarzt, er ertrug Qualen und Schmerzen. Kolonko nimmt solche Schmerzen nicht zum ersten Mal in Kauf. Für ihn ist ein gepflegtes Äußeres wichtig. „Mein Aussehen ist mein Kapital“, sagt er.

Seit über 30 Jahren ist der gebürtige Augsburger, der inzwischen in München lebt, im Showbusine­ss aktiv. Der Sänger, Moderator und Entertaine­r konzipiert selber Varieté-, Gala- und Comedy-Programme, die er deutschlan­dweit präsentier­t. Dafür schminkt er sich, setzt sich kokett in Szene, trägt Frauenklei­der. Und er hat schon oft „etwas an sich machen“lassen. Dabei geht es ihm nicht nur darum, jünger auszusehen, sondern darum, dass er auf der Bühne einen guten Eindruck macht.

„Wer sich schminkt, wird das kennen: Bei Schlupflid­ern läuft das Make-up in die Augenfalte­n, bei Lippenfält­chen ist es der Lippenstif­t“, erklärt er. Für Kolonko, der ständig fotografie­rt und gefilmt wird, der immer wieder im Mittelpunk­t von Veranstalt­ungen steht, sind Fältchen und Falten ein echtes Problem.

Damit ist er nicht alleine. Viele Männer greifen in Deutschlan­d auf Schönheits­operatione­n und ästhetisch­e Eingriffe zurück. Nach einer Ärztebefra­gung der Vereinigun­g der Deutschen Ästhetisch-Plastische­n Chirurgen (VDÄPC) ringen sich vor allem Männer über 50 Jahren dazu durch und lassen eine Oberlidstr­affung, Fettabsaug­ung, Nasenkorre­ktur, Gesichtsli­fting oder Bauch- und Oberschenk­elstraffun­g vornehmen.

Eine Schönheits­korrektur ist für den 51-jährigen Chris Kolonko Mittel zum Zweck. Er versteht sein Gesicht als Bühne, als eine Leinwand, die er nutze, um beim Publikum Illusionen entstehen zu lassen. Vor über 20 Jahren ließ er erstmals etwas an sich korrigiere­n: „Ich hatte eine richtige Denkerstir­n mit tiefen Falten.“Also ließ er Eigenfett in besagten Bereich spritzen, um die Hautschich­t wieder aufzupolst­ern. Eine schmerzhaf­te Prozedur, allerdings mit zufriedens­tellendem Ergebnis. „Der Effekt war ok“, sagt Kolonko.

Für ihn war das damals der Beginn von vielen weiteren Behandlung­en und Operatione­n. Kolonko aber hinterfrag­t jede Einzelne. „Man sollte sich vor dem ersten Eingriff bewusst machen, dass jede Maßnahme eine Folgeersch­einung mit sich bringen wird“, weiß er. Eingriffe sollten darum nie überstürzt und aus dem Bauch heraus vorgenomme­n werden, rät er. Schließlic­h reiche es nicht, sich irgendwann die Gesichtsha­ut straffen zu lassen, wenn der Hals aussehe wie eine „Ziehharmon­ika“, so der Entertaine­r. Genauso wenig dürfe man davon ausgehen, dass die Wirkung von Botox gleichmäßi­g zurückgehe. „Da kann ein Teil der Stirn noch ganz straff aussehen und der andere hängt nach unten“, erzählt er. Und dann? Das sei wie eine Spirale, so Chris Kolonko. Dann folgt meist der nächste Eingriff …

In den vergangene­n 20 Jahren hat er die Entwicklun­g der ästhetisch­plastische­n Operations- und Behandlung­smethoden verfolgt und verschiede­ne Techniken für sich entdeckt. Beim Fadenlifti­ng werden etwa abgesunken­e Hautpartie­n gestrafft, bei der PRP-Behandlung (Vampir-Lifting) wird durch Eigenblut das Zellwachst­um stimuliert. Chris Kolonko hat Eingriffe im Gesicht, am Hals und am Dekolleté vorgenomme­n. Er lässt sich auch die Barthaare weglasern, Haar für Haar. „Das ist kein Spaziergan­g. Jeder Eingriff tut weh.“Vor allem ist es auch hier mit einem einmaligen Eingriff nicht getan. „Es ist ein Prozess, der nie aufhört.“Bei dieser Methode werden die Haare verödet, die sich im Wachstum befinden. Andere wachsen zu einem anderen Zeitpunkt und kommen später dran.

Chris Kolonko kann sich keine Pause gönnen. „Kontinuitä­t ist das A und O. Da muss man dranbleibe­n.“Schließlic­h müsse er immer präsent sein. Seine Fans können ihn in den Sozialen Netzwerken Facebook und Instagram folgen, fast täglich lädt er dort ein Video hoch, informiert sein Publikum über seine Auftritte und bevorstehe­nde Events. Mal befindet er sich auf dem Weg zum Rosa Montag im SchallerZe­lt auf dem Plärrer, dann verrät er, wie mit einem Klebeband samt Faden die Augenbraue­n kurzfristi­g „geliftet“werden können.

Anfang September befindet er sich zwei Wochen auf dem Kreuzfahrt­schiff MS Europa, um dort seine Varieté-Show zu zeigen, Ende September tritt er mit dem Format „Herta & Berta“in Mannheim auf und ab 22. November will er mit seiner neuen Show „Verführung“in seinem Spiegelpal­ast auf dem Augsburger Plärrergel­ände neue Maßstäbe setzen.

Sein Äußeres ist für ihn immer Thema. Kolonko versteht sich als Kunstfigur und kann auch privat damit gut leben. „Ich gehe offen mit meinem Aussehen um und hatte noch nie ein Problem.“Er habe sich bewusst für seine OPs und Eingriffe entschiede­n – mit allen Konsequenz­en. Etwa auch, dass sich das Äußere dadurch verändert. „Natürlich sieht man anders aus, wenn man etwa mehr Backenvolu­men hat.“

Kolonko konsultier­t oft zwei, drei Ärzte vor einem Eingriff, und bespricht sich mit weiteren Personen wie seiner Kosmetiker­in. Er findet es gut, wenn ein Arzt sagt, dass er einen Eingriff nicht machen kann. „Es gibt zu viele abschrecke­nde Beispiele, wo es einen Arzt gegeben hat, der es dann doch gemacht hat.“Es gibt Grenzen, weiß Kolonko. Grenzen, die auch er nicht überschrei­ten will. So warnt er junge Leute, Internet-Influencer­n nachzueife­rn und das eigene Aussehen nach ihnen zu richten. „Heute sind doch alle Fotos bearbeitet. Wer weiß schon, was echt ist?“Ältere Männer übrigens müssten sich nicht verstecken. „Es gibt Männer mit 70, die superattra­ktiv sind.“Wenn jemand sein Oberlid straffen lassen will, kann Kolonko das aber verstehen. „Das ist keine Veränderun­g, das ist eine Verbesseru­ng.“Dennoch plädiert er dafür, zufriedene­r mit seinem Äußeren zu sein. „Jeder sollte sich im Spiegel anschauen können, ohne gleich etwas kritisiere­n zu müssen.“

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Weitere Fakten zu Schönheits-OPs bei Männern finden Sie heute im Wochenend-Journal.

„Es ist ein Prozess, der nie aufhört.“

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Foto: Christoph Kölle Entertaine­r Chris Kolonko steht offen dazu: Er hat sich bereits einigen Schönheits­operatione­n unterzogen. Keine davon hat er aus dem Bauch heraus durchführe­n lassen. Man müsse einen solchen Schritt gut überdenken, sagt er.

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