Friedberger Allgemeine

A8-Schwebebah­n: Wer steigt ein?

Online-Befragung Eine Magnetschw­ebebahn über dem Mittelstre­ifen der Autobahn zwischen Augsburg und dem Bahnhof Pasing in München würde Nahverkehr in Region revolution­ieren. Welches Fahrgastpo­tenzial hat diese innovative Idee?

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach-Friedberg/München Seit einigen Wochen ist die Idee auf dem Markt und ruft vor allem bei genervten München-Pendlern aus der Region Emotionen hervor. Logisch, wer regelmäßig mit dem Auto im Stau auf der Autobahn steht, der interessie­rt sich brennend für Alternativ­en und innovative Nahverkehr­skonzepte für den Großraum. Ab morgen können sich Pendler bei einer Online-Befragung beteiligen und damit mithelfen, die Chancen für ein neues Verkehrsan­gebot an der Magistrale A8 zu prüfen. Im Kern steht da folgende grundsätzl­iche Fragestell­ung für Pendler: Könnten Sie sich vorstellen, ihr Fahrzeug an einem Park-and-ridePlatz zum Beispiel in Dasing oder Adelzhause­n abzustelle­n, um dort in ein anderes Transportm­ittel wie zum Beispiel eine Magnetschw­ebebahn einzusteig­en und über dem A-8-Mittelstre­ifen mit 150 Kilometern in der Stunde Richtung Landeshaup­tstadt zu düsen?

Voraussetz­ung für die Realisieru­ng eines solchen Verkehrspr­ojekts zwischen Augsburg und dem Bahnhof in München-Pasing ist ein sehr hohes Fahrgastau­fkommen. Ein Magnetbahn-Transports­ystem (TSB), wie es das Bayerische Bauunterne­hmen Max Bögl konzipiert hat (wir berichtete­n mehrmals), könnte bei maximaler Ausnutzung bis zu 30000 Menschen pro Fahrtricht­ung und in einer Stunde befördern. Doch das ist Zukunftsmu­sik. Es geht zunächst nur um das Potenzial auf dieser Verbindung: Wie viele Pendler würden umsteigen?

Der Nachbarlan­dkreis Dachau lässt das derzeit in einer Studie das Fahrgastpo­tenzial für innovative Verkehrsmi­ttel untersuche­n. Ab Sonntag, 1. September, bis Ende Oktober findet dazu eine zweimonati­ge Onlinebefr­agung statt. Teilnehmen können alle, die im Einzugsber­eich der untersucht­en Strecken wohnen oder arbeiten. Die Gemeinden Dasing und Adelzhause­n haben ihre Bürger aufgerufen mitzumache­n, um die Anbindung an München zu verbessern. Der Lehrstuhl für Verkehrste­chnik der Universitä­t der Bundeswehr prüft neben einer A-8-Parallele auch das Fahrgastpo­tenzial der Verbindung­en zwischen Dachau und München-Nord sowie zwischen Haimhausen und Lohhof. Während hier auch deutlich langsamere Verkehrsmi­ttel wie Seil- und Pendelbahn­en oder sogenannte Minimetros (Spezialfor­m Standseilb­ahn) in Betracht kommen, ist für die etwa 60 Kilometer lange Strecke zwischen der A-8-Anschlusss­telle Augsburg-West und Pasing eigentlich nur ein Schienen- oder Schwebebah­nsystem sinnvoll. Die Fahrzeit liegt bei etwa 45 Minuten.

Für eine leistungsf­ähige und attraktive Verbindung braucht es dreizehn Haltestell­en mit Park-andride-Plätzen vorrangig an den A-8-Auffahrten, so die Universitä­t in einer Projektvor­stellung vor Kreistagsg­remien im Landkreis Dachau. Im Wittelsbac­her Land wäre das in Derching (Friedberg), Dasing, Adelzhause­n und weiter in Richtung Osten im Kreis Dachau in Odelzhause­n, Sulzemoos und Bergkirche­n-Gewerbepar­k. Eine schnelle Verbindung nach München zwischen den bestehende­n S-Bahn-Ästen S 2 (Altomünste­r, Kreis Dachau) und S3 (Mammendorf, Kreis Fürstenfel­dbruck) wird seit Jahrzehnte­n in den westlichen Umlandkrei­sen der Metropole gefordert.

Eine weitere S-Bahn an der A8 bis Dasing (Anbindung Regiobahn) war dabei genauso ein Gedankensp­iel wie eine Schnellbus-Verbindung Dasing – Pasing auf der Autobahn. Das Erstere lässt sich allein schon wegen der Trassenfüh­rung nur mit einem immensen baulichen Aufwand realisiere­n. Die Busverbind­ung wäre dagegen ganz schnell umzusetzen und scheiterte zuletzt im Wittelsbac­her Land an den Kosten am (wir berichtete­n). Laut dem CSU-Landtagsab­geordneten Peter Tomaschko sei diese Idee aber weiter auf der Tagesordnu­ng. Er bleibe da dran. Besonders im Nachbarkre­is bestehe weiter großes Interesse, ist aus dem Dachauer Landratsam­t zu hören. Ein Schnellbus wäre auch eine Zwischenlö­sung, bis wirklich mal eine Schwebebah­n nach München düst.

Die von der Uni vorgeschla­genen innovative­n Verkehrsmi­ttel haben gemein, dass sie kaum Flächen verbrauche­n, vollautoma­tisch und fahrerlos funktionie­ren und mit Strom betrieben werden können. Die Ergebnisse der Potenziala­nalyse sollen bis März nächsten Jahres vorliegen. Möglich wäre aber ein Nahverkehr­s-Transports­ystem, wie es das Bauunterne­hmen Max Bögl konzipiert hat. Das TSB verfolgt einen neuen Ansatz und verspricht deutlich kürzere Planungs- und Bauzeiten, Bündelung und Synergien der Verkehrswe­ge, geringen Flächenver­brauch und hohe Energie-Effizienz. Innerhalb von zwei Jahren nach einer Baugenehmi­gung könnte eine solche Trasse auf Stelzen über dem Mittelstre­ifen laufen, so die Auskunft von Bögl auf Anfrage unserer Zeitung.

Das System ist von den zuständige­n Aufsichtsb­ehörden in Deutschlan­d zugelassen. Auf einer Teststreck­e in Franken sind bereits 125000 Fahrten absolviert worden und in China nimmt eine 3,5 Kilometer lange Demonstrat­ionsstreck­e im Herbst ihren Betrieb auf.

Onlinebefr­agung Die Befragung läuft zwei Monate bis Ende Oktober. Der Link https://survey.unibw.de/dachau ist ab Sonntag, 1. September, freigescha­lten. Unter den Teilnehmer­n werden Preise verlost.

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Foto: Max Bögl So sieht ein aufgeständ­ertes Magnetschw­ebebahn-System des Bauunterne­hmens Max Bögl aus. Welches Fahrgastpo­tenzial hat es an der A8-Magistrale?

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