A8-Schwebebahn: Wer steigt ein?
Online-Befragung Eine Magnetschwebebahn über dem Mittelstreifen der Autobahn zwischen Augsburg und dem Bahnhof Pasing in München würde Nahverkehr in Region revolutionieren. Welches Fahrgastpotenzial hat diese innovative Idee?
Aichach-Friedberg/München Seit einigen Wochen ist die Idee auf dem Markt und ruft vor allem bei genervten München-Pendlern aus der Region Emotionen hervor. Logisch, wer regelmäßig mit dem Auto im Stau auf der Autobahn steht, der interessiert sich brennend für Alternativen und innovative Nahverkehrskonzepte für den Großraum. Ab morgen können sich Pendler bei einer Online-Befragung beteiligen und damit mithelfen, die Chancen für ein neues Verkehrsangebot an der Magistrale A8 zu prüfen. Im Kern steht da folgende grundsätzliche Fragestellung für Pendler: Könnten Sie sich vorstellen, ihr Fahrzeug an einem Park-and-ridePlatz zum Beispiel in Dasing oder Adelzhausen abzustellen, um dort in ein anderes Transportmittel wie zum Beispiel eine Magnetschwebebahn einzusteigen und über dem A-8-Mittelstreifen mit 150 Kilometern in der Stunde Richtung Landeshauptstadt zu düsen?
Voraussetzung für die Realisierung eines solchen Verkehrsprojekts zwischen Augsburg und dem Bahnhof in München-Pasing ist ein sehr hohes Fahrgastaufkommen. Ein Magnetbahn-Transportsystem (TSB), wie es das Bayerische Bauunternehmen Max Bögl konzipiert hat (wir berichteten mehrmals), könnte bei maximaler Ausnutzung bis zu 30000 Menschen pro Fahrtrichtung und in einer Stunde befördern. Doch das ist Zukunftsmusik. Es geht zunächst nur um das Potenzial auf dieser Verbindung: Wie viele Pendler würden umsteigen?
Der Nachbarlandkreis Dachau lässt das derzeit in einer Studie das Fahrgastpotenzial für innovative Verkehrsmittel untersuchen. Ab Sonntag, 1. September, bis Ende Oktober findet dazu eine zweimonatige Onlinebefragung statt. Teilnehmen können alle, die im Einzugsbereich der untersuchten Strecken wohnen oder arbeiten. Die Gemeinden Dasing und Adelzhausen haben ihre Bürger aufgerufen mitzumachen, um die Anbindung an München zu verbessern. Der Lehrstuhl für Verkehrstechnik der Universität der Bundeswehr prüft neben einer A-8-Parallele auch das Fahrgastpotenzial der Verbindungen zwischen Dachau und München-Nord sowie zwischen Haimhausen und Lohhof. Während hier auch deutlich langsamere Verkehrsmittel wie Seil- und Pendelbahnen oder sogenannte Minimetros (Spezialform Standseilbahn) in Betracht kommen, ist für die etwa 60 Kilometer lange Strecke zwischen der A-8-Anschlussstelle Augsburg-West und Pasing eigentlich nur ein Schienen- oder Schwebebahnsystem sinnvoll. Die Fahrzeit liegt bei etwa 45 Minuten.
Für eine leistungsfähige und attraktive Verbindung braucht es dreizehn Haltestellen mit Park-andride-Plätzen vorrangig an den A-8-Auffahrten, so die Universität in einer Projektvorstellung vor Kreistagsgremien im Landkreis Dachau. Im Wittelsbacher Land wäre das in Derching (Friedberg), Dasing, Adelzhausen und weiter in Richtung Osten im Kreis Dachau in Odelzhausen, Sulzemoos und Bergkirchen-Gewerbepark. Eine schnelle Verbindung nach München zwischen den bestehenden S-Bahn-Ästen S 2 (Altomünster, Kreis Dachau) und S3 (Mammendorf, Kreis Fürstenfeldbruck) wird seit Jahrzehnten in den westlichen Umlandkreisen der Metropole gefordert.
Eine weitere S-Bahn an der A8 bis Dasing (Anbindung Regiobahn) war dabei genauso ein Gedankenspiel wie eine Schnellbus-Verbindung Dasing – Pasing auf der Autobahn. Das Erstere lässt sich allein schon wegen der Trassenführung nur mit einem immensen baulichen Aufwand realisieren. Die Busverbindung wäre dagegen ganz schnell umzusetzen und scheiterte zuletzt im Wittelsbacher Land an den Kosten am (wir berichteten). Laut dem CSU-Landtagsabgeordneten Peter Tomaschko sei diese Idee aber weiter auf der Tagesordnung. Er bleibe da dran. Besonders im Nachbarkreis bestehe weiter großes Interesse, ist aus dem Dachauer Landratsamt zu hören. Ein Schnellbus wäre auch eine Zwischenlösung, bis wirklich mal eine Schwebebahn nach München düst.
Die von der Uni vorgeschlagenen innovativen Verkehrsmittel haben gemein, dass sie kaum Flächen verbrauchen, vollautomatisch und fahrerlos funktionieren und mit Strom betrieben werden können. Die Ergebnisse der Potenzialanalyse sollen bis März nächsten Jahres vorliegen. Möglich wäre aber ein Nahverkehrs-Transportsystem, wie es das Bauunternehmen Max Bögl konzipiert hat. Das TSB verfolgt einen neuen Ansatz und verspricht deutlich kürzere Planungs- und Bauzeiten, Bündelung und Synergien der Verkehrswege, geringen Flächenverbrauch und hohe Energie-Effizienz. Innerhalb von zwei Jahren nach einer Baugenehmigung könnte eine solche Trasse auf Stelzen über dem Mittelstreifen laufen, so die Auskunft von Bögl auf Anfrage unserer Zeitung.
Das System ist von den zuständigen Aufsichtsbehörden in Deutschland zugelassen. Auf einer Teststrecke in Franken sind bereits 125000 Fahrten absolviert worden und in China nimmt eine 3,5 Kilometer lange Demonstrationsstrecke im Herbst ihren Betrieb auf.
ⓘ
Onlinebefragung Die Befragung läuft zwei Monate bis Ende Oktober. Der Link https://survey.unibw.de/dachau ist ab Sonntag, 1. September, freigeschalten. Unter den Teilnehmern werden Preise verlost.