Politik ist nicht nur Männersache
Gesellschaft Wanderausstellung des Bayerischen Landtags zu 100 Jahre Frauenwahlrecht im Wittelsbacher Schloss
Friedberg Frauen sind in der Politik auf allen Ebenen unterrepräsentiert. Das zeigt sich auch in der Ausstellung „Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort!“, die jetzt in der Remise des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg eröffnet wurde. Christina Haubrich, der Landtagsabgeordneten und Kreissprecherin der Grünen, ist es gelungen, die Wanderausstellung des Bayerischen Landtags nach Friedberg zu holen. Frauen im Landtag von 1946 bis 2016 und 100 Jahre Frauenwahlrecht werden an zahlreichen beleuchteten Stelen und interaktiven Monitoren den Besuchern nähergebracht.
Das Problem ist nicht neu. Schon die 1907 geborene ehemalige Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel sagte: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“An dieses Zitat erinnerte Christina Haubrich zur Eröffnung. Sie erinnerte daran, dass das aktive und passive Frauenwahlrecht bei uns zwar schon 100 Jahre in Kraft ist, wir aber von Gleichstellung und Parität noch weit entfernt seien. Im amtierenden Bayerischen Landtag seien von 150 Abgeordneten lediglich 55 Frauen. Demokratie könne nicht funktionieren, wenn eine Hälfte Volkes nicht gleichberechtigt an den Entscheidungsprozessen beteiligt sei. „Frauen können Politik“, so Haubrich. Man müsse sie aber motivieren.
Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann sah Licht am Horizont. Im Friedberger Stadtrat säßen 37 Prozent Frauen, mehr als in Landtag und Bundestag. Und Friedberg habe mit Martha Reißner zum ersten Mal in der Geschichte eine Bürgermeisterin. Stadt- und Kreisrätin Claudia Eser-Schuberth berichtete über ihre Erfahrungen aus 30 Jahren Kommunalpolitik, über schöne, lustige und auch frustrierende. Frauen würden die Politik oft meiden, weil diese einen nicht so besonders guten Ruf habe und vieles so unendlich lange dauere. Aber: „Kommunalpolitik heißt dicke Bretter bohren!“Und sie als Frau stehe darüber, wenn ein Mann ihr erklären wolle, was sie falsch verstanden habe, wenn sie anderer Meinung sei.
Insgesamt 178 Mandatsträgerinnen haben in den vergangenen 70 Jahren im Bayerischen Landtag die Geschichte der parlamentarischen Demokratie entscheidend mit geprägt. Woher kamen diese Frauen? Aus welchem gesellschaftlichen Umfeld, mit welchen Kompetenzen engagierten sie sich für welche Themen? Diesen Fragen gehen ein umfangreicher Katalog und die Ausstellung, konzipiert von Prof. Daniela Neri-Ultsch, Universität Regensburg, auf den Grund. Es werden Stellung und Rolle der Parlamentarierinnen ebenso thematisiert wie ihr politisches Selbstverständnis. Interaktive Monitore präsentieren zahlreiche Biografien und beleuchten den Lebensweg starker Frauen.
ⓘ
Öffnungszeiten Die Ausstellung ist noch bis zum 8. September, Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr in der Remise des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg zu sehen. Der Eintritt ist frei.