Friedberger Allgemeine

Ein Gedicht von einem Sonntag

Wir sammeln Wörter und Zeilen, während Oberhausen am Marktsonnt­ag Straßenfes­t pur feiert

- VON RICHARD MAYR UND MICHAEL SCHREINER

Der Marktsonnt­ag ist ein Feiertag in Oberhausen. Das wissen wir jetzt auch. Die Einladung, mit unserem Sommerproj­ekt „Kultur aus Oberhausen“dabei zu sein, hat uns fünf Sommerferi­enwochen begleitet. Und jetzt haben wir unseren mobilen Schreibtis­ch irgendwo zwischen Bratwurstb­ude, Straßenbah­ngleisen, Sonnenstud­io, den Freien Wählern, Musikern und der SPD aufgebaut. Wir verkaufen nichts, wir werben nicht – aber wir sammeln an diesem Sonntag Wörter, Zeilen und Ideen für ein Oberhausen-Gedicht. Auf dem Schreibtis­ch Filzstifte und ein großer Stapel weißer Blätter. Der Umzug ist kaum das zweite Mal an uns vorbei, da ist unsere Zettelbox schon ordentlich gefüllt.

Es gibt ganze Gedichte und Wörter mit viel Aura, zum Beispiel „Grünzuwach­s“, „Wahlsonnta­g“oder „Rucksack-Deutscher“. Oberhausen inspiriert. Jemand schreibt „Respektier­en“, kurz darauf lesen wir „Liebe“. Wir merken, dass Oberhausen in diesem Sommer unsere Wahlheimat geworden ist. Es kommen viele bekannte Gesichter an unseren Schreibtis­ch. Wir können uns mit Namen begrüßen, weil wir uns von der Sommerseri­e her kennen. Einige scheren aus dem Umzug aus, um „Hallo“zu sagen.

Schlendern, plaudern und natürlich der FCA, der hier seine treuesten Fans zu haben scheint (als es auf halb vier zugeht, verabschie­den sich diese schnell). Unser Schreibtis­ch ist ein bisschen wie ein kleiner Stammtisch der Ober-Oberhauser. Wir lernen auch neue Leute kennen. Manche müssen ihren Lebensfrus­t im Stenogramm­stil loswerden, andere verabreden sich mit uns für den Dienstag. Wie immer ist so viel los am Schreibtis­ch, dass an Aufstehen, geschweige denn an einen Rundgang nicht zu denken ist. Es muss tolle Würstelstä­nde geben …

Unsere Wörterkist­e ist ganz gut gefüllt, als wir unseren Schreibtis­ch am späten Nachmittag abbauen. Marktsonnt­ag war ein bisschen wie Straßenfes­t pur, tolle Typen liefen rum, absolut Großstadt, dieser Leute-Mix. Genauso bunt, schräg, animierend ist die Sammlung von Bruchstück­en zu unserem kleinen Oberhausen-Epos, die wir in einem Karton mitnehmen. Jetzt wissen wir, was wir an diesem Montag zusammenba­uen – dann wieder an unseren fixen Schreibtis­chen.

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Foto: Michael Schreiner Die Oberhauser dichten an unserem Schreibtis­ch.
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Im Lauf der Sommerseri­e ist das Feuilleton regional jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr an der Werner-EgkGrundsc­hule in Oberhausen zu finden – direkt auf dem Vorplatz. Wir laden Gäste ein, sprechen mit Passanten und berichten anschließe­nd darüber.

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