Söder trifft Greenpeace
Der Ministerpräsident gibt sich am Fuß der Zugspitze als Kumpel und sagt: „Wir müssen etwas tun“
Garmisch-Partenkirchen Da steht sie, die protestierende Jugend, und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) macht mit seinem Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) auf Kumpel. „Das ist der Thorsten“, sagt Söder, „und ich bin der Markus.“
Es ist noch früher Morgen hier am Fuß der Zugspitze. Söder und Glauber haben zu einer „Klimatour“mit Journalisten hinauf auf den Gipfel geladen. Rund ein Dutzend jugendliche Greenpeace-Aktivisten und eine Handvoll weiterer Demonstranten sind schon da. Einige sind sogar aus Hessen und Niedersachsen angereist. Ihre Plakate sind fordernd: „Söder, sei kein Blöder. Diesel-Fahrverbot jetzt.“Andere wiederum lassen den CSUChef als Hoffnungsträger erscheinen: „Söder, Mann, der unsere Zukunft retten kann.“
Auch zwei Augsburgerinnen – Nina Greisert, 17, und Livia Wunderwald, 15, – sind bei den Greendabei. Sie haben vier Urnen mitgebracht als Symbol für die geschmolzenen bayerischen Gletscher. Und sie bestehen darauf, dass schnell etwas gegen den Klimawandel getan wird. „Es ist ein guter Zeitpunkt, Druck auf die Politik auszuüben, weil jetzt im September beschlossen werden soll“, sagt Livia Wunderwald. Söder zeigt Verständnis: „Wir müssen etwas tun. Da kann sich keiner mehr wegducken.“
Ganz so einfach, wie die Demonstranten sich das vorstellen, sieht der CSU-Chef die Sache mit dem Klipeace-Aktivisten maschutz allerdings nicht. Oben an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus erklärt er gemeinsam mit dem Hydrologen Matthias Bernhardt, der den alpinen Wasserkreislauf erforscht, dass es in seiner Klimapolitik um zweierlei geht: um Klimaschutz durch CO2-Reduktion und um den Umgang mit den Folgen des Klimawandels. „Wir müssen sehen, dass es nicht schlimmer wird, und wir brauchen Anpassungsmaßnahmen“, sagt Söder.
Der Professor von der Universität für Bodenkultur in Wien lässt keinerlei Zweifel daran zu, dass der Klimawandel von Menschen verursacht und längst im Gang ist. Welche Folgen das hat, lasse sich hier am Schneeferner Gletscher besonders gut zeigen. Der Anstieg der Durchschnittstemperatur sei hier oben mit 1,4 Grad doppelt so hoch wie weltweit. Der Gletscher werde als Wasserspeicher bald ausfallen. „Er ist nicht mehr zu retten.“Deshalb müsse man sich darum kümmern, das Wasser auf andere Weise in der Fläche zu halten, durch Wälviel der und Moore zum Beispiel oder durch intelligenten Hochwasserschutz. „Man kann sehr viel tun in Bayern,“sagt Bernhardt.
Söder und Glauber sehen sich dadurch bestärkt. „Wir wissen, dass Deutschland alleine das Klima nicht retten wird, aber wir können einen Beitrag dazu leisten“, sagt Söder. Glauber mahnt, zur Tat zu schreiten: „Aktenordner voll Gesetzen helfen nichts, wenn wir nicht mit konkreten Maßnahmen rangehen.“
Die letzte Station der Klimatour liegt tief im Berg in dem rund 800 Meter langen Stollen, der hier einst für Skitouristen gebaut wurde, die unter dem Gipfel der Zugspitze zwischen Österreich und Deutschland hin und her pendelten. Rund 650 Meter sind es vom Schneefernerhaus bis zum „Permafroststollen“, der zu Forschungszwecken angelegt wurde. Dort beobachten die Wissenschaftler, dass nicht nur Gletscher schmelzen, sondern auch das angeblich „ewige Eis“.
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