Wo Altes und Neues harmonieren
Am Sonntag ist Tag des offenen Denkmals und er wird in Ulm bundesweit eröffnet. Überall darf besichtigt werden
Wenn das Ulmer Münster am Samstag nachts in einen Rausch aus Farben und Tönen verfällt, dann hat die Eröffnungsfeier zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals 2019 am
Sonntag, 8. September, bereits begonnen. Offiziell findet die Sause am Sonntag um 12.30 Uhr auf dem Münsterplatz statt mit einem Konzert der Gospelsängerin Siyou zusammen mit Bassist Hellmut Hattler und einer Gesprächsrunde „Wann ist ein Denkmal modern? Und welche Rolle spielen dabei Umbrüche in Kunst, Architektur und Archäologie?“. Gefeiert wird in Ulm den ganzen Tag – einschließlich einer Donauüberfahrt nach Neu-Ulm zu St. Johann Baptist mit zwei Führungen (13 und 15 Uhr) im Kirchendachstuhl (Anmeldung unter info@tagdes-offenen-denkmals.de).
Auch die Bastion 7 in der Turmstraße, Teil der Bundesfestung Ulm rechts der Donau lässt sich erkunden. Und im Salon Harand (Dieselstraße 4), der einst im Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch stand, zeigt man original erhaltene Friseurplätze, wo so berühmte Persönlichkeiten wie die Königin von Griechenland und deutsche Filmstars wie Heinz Rühmann, Theo Lingen und Grethe Weiser bedient wurden. „Herrn Zopfs Friseurmuseum“ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Im gesamten Land öffnen sich die Denkmäler – ob Burgruine (Steinekirch, Kreis Augsburg), Kloster (Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld, Prämonstratenserkloster Roggenburg), Kirchen, Pfarrhöfe, Mühlen (Thierhaupten), Mälzerei (Schwabmünchen) oder Bauten der klassischen Moderne wie das Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen bei Augsburg. In Gebenhofen bei Affing (Kreis Aichach-Friedberg) findet rund um die alte Schule ein buntes Programm statt (11-15 Uhr). Und in Friedberg öffnen neben historischen Bürgerhäusern auch das ehemalige Krankenhaus, Jesuitengasse 11 (14-15.30 Uhr).
In der 1865 erbauten Alten Schule
Wollishausen (Kreis Augsburg) hat sich der Maler Harry Meyer sein Atelier eingerichtet (10-17.30 Uhr). Den Geist der ausgehenden bayerischen Monarchie atmet das Künstlerhaus Gasteiger in Holzhausen bei Utting am Ammersee. Von 1905 bis 1913 wohnten dort der Bildhauer Matthias und die Malerin Anna Sophie Gasteiger, seit 1994 ist es Museum mit Landschaftspark.
Die Europäische Holocaustgedenkstätte im Landsberger Stadtteil
Erpfting (KZ-Lager Kaufering VII) zeigt nicht nur die menschenverachtende Seite des Nationalsozialismus, sondern beeindruckt auch bautechnisch mit seinen sechs Tonröhrenbaracken (13-17 Uhr). Technischen Fortschritt anderer Art dokumentiert der Schacky-Park in Dießen am Ammersee. Schon 1908 ließ ihn Ludwig Freiherr von Schacky elektrisch beleuchten, um seine Gäste abends durch den illuminierten Park zu führen. Dank großzügiger Spender wurden 20 historische Lampen nachgebildet und an ihren originalen Standorten aufgestellt. Am Sonntag gibt es Führungen (11, 13, 15 Uhr) und ein Flötenstreichkonzert mit Airtria (14 Uhr) am Monopteros.
Der Kulturkreis Haunstetten im Augsburger Stadtteil führt am Sonntag (10 Uhr) zum historischen Grenzstein-Ensemble im Siebentischwald, wo die Abtei St. Ulrich und Afra, das Kurfürstentum Bayern und die Reichsstadt Augsburg angrenzten. Auf den Spuren von Kaiser Karl dem Großen wandeln die archäologisch-historischen und naturkundlichen Wanderungen am
Karlsgraben/Fossa Carolina, die im Treuchtlinger Stadtteil Graben starten (10, 12, 14 Uhr).
In Kellmünz an der Iller können Interessierte den Archäologischen Park Caelius Mons ganztags besichtigen und mehr über die römische Provinz Rhaetien erfahren. Das bayerische Bienenmuseum im Vöhlinschloss Illertissen bietet im Denkmal Natur- und Kulturgeschichte zugleich (13 bis 17 Uhr). In Dillingen darf man das ehemalige Kapuzinerkloster, jetzt Akademie für Lehrerfortbildung, besichtigen (13-18 Uhr). Auch die frisch renovierte Basilika St. Peter lädt zur Erkundung mit Führungen ein (14-17 Uhr).
Nur unregelmäßig zu sehen ist das Orgelbaumuseum Steinmeyer in
Oettingen im Ries; am Sonntag hat es von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Auch nur ab und zu öffnet die Ehemalige Synagoge Fellheim bei Memmingen, wo man ein Kulturprogramm auflegt. Oliver Schnyder spielt am 7. September, 20 Uhr, Piano solo und am 8. September, 11 Uhr, im Trio. Von 13.30 bis 15.30 Uhr ist Offenes Haus, um 16 Uhr dann Klezmer mit Helmut Voltz & Sebastian Eisel.
Die älteste erhaltene Synagoge in Bayerisch-Schwaben im Augsburger Stadtteil Kriegshaber, heute eine Dependance des Jüdischen Museums Augsburg, kann am Aktionstag zwischen 13 und 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden und gratis steht der Multimedia-Guide zur Verfügung, mit dem man sich auf die Spuren des jüdischen Lebens im Viertel begeben kann.
Viel los ist am Sonntag in Ichenhausen (Kreis Günzburg), wo das bayerische Schulmuseum, die ehemalige Synagoge, das Brauereimuseum Autenried unterm riesigen Eichen-Dachstuhl und das Ikonenmuseum im Schloss Autenried öffnen. In der historischen Werkstatt „Zum alten Mayr“lernt man die Berufswelt des Mechanikers kennen. Einige Woche später am 6. Oktober darf man in Gundelfingen die alte Münzmühle besichtigen, wo vor dem Mehlmahlen einst das Fürstentum Pfalz-Neuburg die Münzen prägte.