Friedberger Allgemeine

Uduokhai ist auf einem guten Weg

FCA Die Abstimmung­sprobleme mit seinen Kollegen will der 21-Jährige in der Länderspie­lpause abstellen. Dabei soll ein Testspiel helfen. Und vielleicht kann er auch den Löwen noch Gutes tun

- VON ROBERT GÖTZ

Am Ende des Trainings hatte Stephan Lichtstein­er am Mittwochvo­rmittag noch Redebedarf. Der 35-jährige Schweizer Routinier und Rechtsvert­eidiger nahm sich Youngster und Innenverte­idiger Felix Uduokhai, 21, zur Seite und redete auf ihn ein. Nach einer paar gemeinsame­n Trainingse­inheiten für den FC Augsburg, die man noch an zwei Händen abzählen kann, ist es nicht verwunderl­ich, dass es noch genügend Themen in der Abwehrarbe­it gibt, die zu diskutiere­n sind.

„Es waren Kleinigkei­ten in der Defensive, über die wir unterschie­dlicher Meinung waren, aber bei denen wir auf einen Nenner kommen müssen, dass nicht jeder sein eigenes Zeug macht“, berichtete Uduokhai kurze Zeit später über den Inhalt des kurzen Dialogs.

Diese Abstimmung­sprobleme in der FCA-Abwehr werden derzeit in der Bundesliga sofort bestraft. Wie beim 1:0-Führungstr­effer der Bremer am Sonntag. „Da gehe ich raus, jetzt glaube ich, dass es besser gewesen wäre, wenn ich geblieben wäre“, erzählt Uduokhai. „Aber das sind Fragen, die man zusammen besprechen muss: Wer bleibt, wer sichert ab, wenn einer rausgeht.“

Diese Fehler werden, so erklärt Uduokhai, während der Videoanaly­se thematisie­rt und dann wird auf dem Trainingsp­latz geübt. Das brauche Zeit und Erfahrunge­n in Spielen, meint Uduokhai. Auch deshalb bestreitet der FCA am heutigen Donnerstag (15.30 Uhr) in der WWK-Arena ein Testspiel gegen den Schweizer Zweitligis­ten FC Schaffhaus­en. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Zu sehen ist das Spiel trotzdem: auf der vereinseig­enen Facebookse­ite oder dem Youtube-Kanal.

In der Länderspie­lpause sollen nun die Abläufe eingeübt und automatisi­ert werden, was bisher nicht möglich war. Quasi am offenen Herzen, also erst nach dem Bundesliga­Start, hatte Manager Stefan Reuter seine Viererkett­e neu aufstellen können. Lichsteine­r hatte am 19. August seinen Ein-Jahres-Vertrag in Augsburg unterschri­eben, Tin Jedvaj einen Tag später (er ist ein Jahr von Leverkusen ausgeliehe­n) und Uduokhai erst am 28. August das Papier, das seine einjährige­n Leihe vom VfL Wolfsburg plus Kaufoption offiziell machte.

Vorher hatten alle drei gehofft, bessere Angebote (Lichtstein­er) oder mehr Spielzeit (Jedvaj und Uduokhai) zu bekommen.

Als das nicht der Fall war, war der FCA zur Stelle. Wie bei Uduokhai. Den hätte man schon gerne nach Augsburg geholt, als er im Juli 2017 den damaligen Zweitliga-Absteiger TSV 1860 München verließ. Doch Wolfsburg stach den FCA aus. Uduokhai: „Das Paket des VfL hatte mich noch mehr überzeugt.“

Als Zehnjährig­er war er nach dem Umzug seiner Familie von Sachsen nach München zu den Löwen gekommen. „Es war eine schöne Zeit, auch wenn nicht immer alles gut war. Aber es war immer mein Traum, einmal bei den Profis zu spielen.“Was gelang. Das ganze Chaos im und um den Traditions­verein sieht er mit etwas Abstand locker: „Das sind halt die 60er. Trotzdem hat man sie doch immer irgendwie lieb.“Vielleicht kann er den Münchnern („Meine zweite Heimat“) ja noch Gutes tun. Sollte der FCA die Kaufoption ziehen (geschätzte zehn Millionen Euro), müsste Wolfsburg zehn Prozent an die Löwen abführen.

Uduokhai ist zwar im ICETempo in Augsburg angekommen – er stand schon fünf Tage nach Unterschri­ft in der Startelf – trotzdem muss der einzige Linksfuß in der Innenverte­idigung zu sich und seinen Kollegen finden. Deshalb ist er auch ein aufmerksam­er Zuhörer, wenn so ein erfahrener Profi wie Lichtstein­er spricht. „Er hat bei Juve und Arsenal gespielt. Man kann von solchen Spielern lernen, was es heißt, zu gewinnen und auch von ihrer Profession­alität, auch im Training, kann man sich viel abschauen.“

Blöd nur, dass Lichtstein­er und Uduokhai das nächste Heimspiel in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt am 14. September nicht gemeinsam bestreiten werden. Lichtstein­er ist nach seiner GelbRoten Karte in Bremen gesperrt.

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Foto: Ulrich Wagner Felix Uduokhai fährt mit dem Rad zum Trainingsp­latz.

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