Friedberger Allgemeine

Römer: Eine Chance für den großen Wurf

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Die Situation für Römisches Museum und Stadtarchä­ologie war in Augsburg jahrelang unbefriedi­gend. Denn die Dominikane­rkirche ist ja nicht erst ein Problem, seit sie geschlosse­n ist. Schon vorher konnten dort keine Sonderauss­tellungen mehr organisier­t werden, weil man die tonnenschw­eren Exponate der ständigen Schau wegen der statischen Verhältnis­se nicht mehr bewegen durfte. Die Kunstsamml­ungen mühten sich, das Publikum mit kleinen Aktionen zu halten. An eine Akquise neuer Besucher aber war kaum zu denken.

Hinzu kam, dass viele bedeutende Funde aus der Region gar nicht für eine Ausstellun­g aufbereite­t werden konnten. Sie lagen in Kisten über zig Depots in ganz Augsburg verteilt. Zumindest diese missliche Lage hat sich verändert, seit das archäologi­sche Zentraldep­ot im Textilvier­tel eröffnet hat. So konnte die komplette Sammlung an einem Ort konzentrie­rt, katalogisi­ert und konservato­risch adäquat untergebra­cht werden. Die Zukunft des Römischen Museums dagegen steht weiter in den Sternen.

Die Kommunalpo­litiker scheuen aus mehreren Gründen vor einem Neubau nahe der Dominikane­rkirche zurück. Zum einen plagt sie die Angst, den Bürgern eine zweite kulturelle Großbauste­lle neben dem Theater schmackhaf­t zu machen. Zum anderen trauen sie sich nicht an ein anderes heikles Thema heran: Für einen Neubau neben der Dominikane­rkirche müsste die Fachakadem­ie für Ernährungs­und Versorgung­smanagemen­t weichen. Lehrer und Schulrefer­ent protestier­ten bislang mit Erfolg gegen eine Verlegung. Doch das städtische Grundstück in bester Lage wäre durch ein Museumszen­trum besser genutzt als durch eine Schule, die für den Großteil der Bürger gar nicht zugänglich ist.

Den meisten Stadträten dürfte klar sein, dass die Hängeparti­e fürs Römische Museum bald ein Ende haben muss. Augsburg verschenkt Potenzial, wenn es seine Funde nur im Interim zeigt und damit pro Jahr gerade einmal 20000 Besucher erreicht. Nur zum Vergleich: Der Archäologi­sche Park Xanten schafft das an guten Tagen. Außer Frage steht wohl auch, dass ein moderner Neubau neben der Dominikane­rkirche die einzig sinnvolle Lösung ist. Eine Überlegung wert wäre es übrigens, dort auch das Besucherze­ntrum fürs Welterbe anzusiedel­n. Es wäre ein großer Wurf, der dieser schönen Stadt gut anstünde.

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