Römer: Eine Chance für den großen Wurf
Die Situation für Römisches Museum und Stadtarchäologie war in Augsburg jahrelang unbefriedigend. Denn die Dominikanerkirche ist ja nicht erst ein Problem, seit sie geschlossen ist. Schon vorher konnten dort keine Sonderausstellungen mehr organisiert werden, weil man die tonnenschweren Exponate der ständigen Schau wegen der statischen Verhältnisse nicht mehr bewegen durfte. Die Kunstsammlungen mühten sich, das Publikum mit kleinen Aktionen zu halten. An eine Akquise neuer Besucher aber war kaum zu denken.
Hinzu kam, dass viele bedeutende Funde aus der Region gar nicht für eine Ausstellung aufbereitet werden konnten. Sie lagen in Kisten über zig Depots in ganz Augsburg verteilt. Zumindest diese missliche Lage hat sich verändert, seit das archäologische Zentraldepot im Textilviertel eröffnet hat. So konnte die komplette Sammlung an einem Ort konzentriert, katalogisiert und konservatorisch adäquat untergebracht werden. Die Zukunft des Römischen Museums dagegen steht weiter in den Sternen.
Die Kommunalpolitiker scheuen aus mehreren Gründen vor einem Neubau nahe der Dominikanerkirche zurück. Zum einen plagt sie die Angst, den Bürgern eine zweite kulturelle Großbaustelle neben dem Theater schmackhaft zu machen. Zum anderen trauen sie sich nicht an ein anderes heikles Thema heran: Für einen Neubau neben der Dominikanerkirche müsste die Fachakademie für Ernährungsund Versorgungsmanagement weichen. Lehrer und Schulreferent protestierten bislang mit Erfolg gegen eine Verlegung. Doch das städtische Grundstück in bester Lage wäre durch ein Museumszentrum besser genutzt als durch eine Schule, die für den Großteil der Bürger gar nicht zugänglich ist.
Den meisten Stadträten dürfte klar sein, dass die Hängepartie fürs Römische Museum bald ein Ende haben muss. Augsburg verschenkt Potenzial, wenn es seine Funde nur im Interim zeigt und damit pro Jahr gerade einmal 20000 Besucher erreicht. Nur zum Vergleich: Der Archäologische Park Xanten schafft das an guten Tagen. Außer Frage steht wohl auch, dass ein moderner Neubau neben der Dominikanerkirche die einzig sinnvolle Lösung ist. Eine Überlegung wert wäre es übrigens, dort auch das Besucherzentrum fürs Welterbe anzusiedeln. Es wäre ein großer Wurf, der dieser schönen Stadt gut anstünde.