Friedberger Allgemeine

Paaren, bis der Brexit kommt!

Warum britische Zoos hektisch Tiere aus Europa importiere­n

- VON MICHAEL STIFTER

Es ist an der Zeit, die Trennung zu akzeptiere­n. Schluss mit Rosenkrieg und Melancholi­e. Stellen wir uns der Realität, auch wenn sie so bitter schmeckt wie englische Orangenmar­melade. Das mit uns und den Briten, das wird nichts mehr. Isch over, wie Wolfgang Schäuble sagen würde. Und wie das so ist im Angesicht einer Scheidung: Sind die rosamundep­ilchereske­n Abschiedst­ränen erst mal getrocknet, folgen die banalen Alltagspro­bleme. Schon lange legen die Briten zum Beispiel Vorräte für den Fall eines chaotische­n Brexits an. Italienisc­he Salami und so. Und nun droht auch noch tierischer Ärger.

Bislang tauschen britische Zoos regelmäßig Tiere mit den Kollegen vom Festland aus. Das ist wichtig, um Inzucht zu vermeiden, und hilft, bedrohte Arten zu retten. Innerhalb der EU geht das einigermaß­en unbürokrat­isch. Aber das dürfte sich für Großbritan­nien ja demnächst erledigt haben. Viele Zoos setzen deshalb dort auf Lastminute-Paarungen und importiere­n hektisch Tiere aus ganz Europa. Hamsterkäu­fe im wahrsten Sinne des Wortes quasi. Wir stellen uns das Königreich also als riesige Arche Noah vor. Den Untergang vor Augen, versammeln sich die Letzten ihrer Art zum Speed-Dating auf der Insel. Okapis, Zebras und Co. – paare sich, wer kann!

Auch an unserer Region geht das nicht spurlos vorbei. Nashorn Keeva musste Augsburg beinahe in einer Art Nacht-und-Nebel-Aktion Richtung England verlassen, weil man sich dort Sorgen machte, dass nach dem Brexit alles wahnsinnig schwierig werden würde. Stichwort Papierkram. Aber so ist das jetzt eben mit uns und den Briten. Beziehungs­status: Es wird komplizier­t.

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Foto: dpa Was wird aus den Okapis?

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