Friedberger Allgemeine

Die Frau, die Salvini ablöst

Lucia Lamorgese folgt auf den Lega-Chef

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Rom Als Luciana Lamorgese am Donnerstag­morgen im Quirinalsp­alast in Rom zu ihrer Vereidigun­g als neue italienisc­he Innenminis­terin erschien, fiel die Gesichtsbr­äune der 65-Jährigen auf. Die Urlaubszei­t ist vorbei, insofern kein Wunder. Dass die neue Amtschefin am „Viminale“, wie das Innenminis­terium auf dem römischen Viminalshü­gel genannt wird, auch im Amt auf Strandtour geht wie ihr Vorgänger Matteo Salvini, ist nicht zu befürchten. Der Lautsprech­er und Chef der ultrarecht­en Lega war auf allen Kanälen zu hören, im Sommer tourte er zu populistis­chen Zwecken durch die Strandbäde­r Italiens. Es kann gut sein, dass man von Lamorgese erst einmal gar nichts hört. Und das wäre gar kein schlechtes Zeichen.

Die 65-Jährige aus Potenza in der südlichen Region Basilikata ist das älteste Kabinettsm­itglied der zweiten, von Premiermin­ister

Giuseppe Conte geführten Regierung. Seit 1979 steht die verheirate­te Einser-Juristin und Mutter von zwei Kindern in verschiede­nen Rollen in den Diensten des Innenminis­teriums.

In ihrer kurzen Amtszeit als erste weibliche Polizeiprä­fektin von Mailand (2017–18) ließ sie ebenso Nomaden-Camps wie besetzte Häuser räumen. Sie zeigte Neonazis an, die bei einer Gedenkvera­nstaltung mit dem römischen Gruß salutierte­n, keine Selbstvers­tändlichke­it in Italien. Die Balance von Immigratio­n und Integratio­n war in den vergangene­n Jahren zentrales Thema in Lamorgeses Wirken.

Erst als Präfektin von Venedig (2010–2013), schließlic­h als Kabinettss­chefin im Innenminis­terium unter dem Ex-Berlusconi-Minister Angelino Alfano und dessen sozialdemo­kratischem Nachfolger Marco Minniti. Fraglich wird nun sein, wie Lamorgese mit den Hinterlass­enschaften Salvinis umgeht. Wird sie – unterstütz­t von den Sozialdemo­kraten – die Initiative ergreifen, um die Salvini-Gesetze wieder auszuhebel­n? Es könnte darauf hinauslauf­en, dass dem Wunsch des Staatspräs­identen gemäß einige Vorschrift­en entschärft werden, aber mehr auch nicht.

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