Friedberger Allgemeine

Das Koalitions-Klima erwärmt sich

Union und SPD steuern nach Angaben von Insidern auf eine Lösung bei der CO2-Bepreisung zu

- VON STEFAN LANGE UND CHRISTIAN GRIMM

Berlin Knapp zwei Wochen vor der entscheide­nden Sitzung des Klimakabin­etts steuern die Koalitions­partner Union und SPD auf eine Lösung zur Reduzierun­g des CO2-Ausstoßes zu. Nach außen hin sind die Fronten zwar noch verhärtet, doch intern zeichnet sich nach Einschätzu­ng beteiligte­r Politiker langsam eine Linie ab.

Selbst zwischen CDU und CSU hatte es zu Beginn der Verhandlun­gen über ein Klimapaket zunächst geknirscht. Mittlerwei­le gibt es in der Union aber „ein ganz hohes Maß an Gemeinsamk­eit“, wie UnionsFrak­tionsvize Andreas Jung am Donnerstag unserer Redaktion sagte. Der Konstanzer CDU-Abgeordnet­e hat von seiner Partei den Auftrag bekommen, zusammen mit Georg Nüßlein von der CSU ein Konzept für Steuern und Abgaben im Energieber­eich zu entwickeln.

Das Ziel ist klar: Im Jahr 2030 soll Deutschlan­d 55 Prozent weniger Treibhausg­as in die Atmosphäre blasen als noch 1990. Für die Union steht mittlerwei­le auch einer der Königswege dahin fest: der Emissionsh­andel. Bisher gibt es ihn für die Bereiche Industrie und Stromerzeu­gung. Künftig wären auch der Verkehr und das Heizen einbezogen. Unternehme­n müssen für ihren Treibhausg­as-Ausstoß Rechte (Zertifikat­e) kaufen. Sparen sie CO2 ein, dürfen sie diese Zertifikat­e verkaufen. Sie können somit Gewinn machen, wenn sie sich umweltfreu­ndlich verhalten. Für diese Form der CO2-Bepreisung habe sich bei einer Klausurtag­ung in Potsdam „ungewohnt deutlich“auch Kanzlerin Angela Merkel ausgesproc­hen, sagte Jung.

Die SPD lehnt einen solchen Zertifikat­ehandel offiziell ab. Teile der Partei, vor allem Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze, sind für eine CO2-Steuer. Doch dazu ist wiederum aus Fraktionsk­reisen zu hören, dass dieser Kurs nicht zwingend eine Mehrheit bei den Sozialdemo­kraten findet. Einer der Hauptgründ­e ist die Europäisch­e Union. Eine deutsche Regelung zur CO2-Bepreisung soll nämlich auch in europäisch­es Recht überführt beziehungs­weise mit bestehende­n EU-Regeln kompatibel gemacht werden. Für bestimmte Bereiche gibt es einen EU-Emissionsh­andel schon. Die künftige EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (CDU) hatte sich kürzlich erst für eine Ausweitung ausgesproc­hen. Eine EUCO2-Steuer hingegen wäre deshalb nicht durchsetzb­ar, weil Brüssel keine Steuerkomp­etenz hat.

Damit die SPD beim Klimakabin­ett am 20. September auch zur ihrem Recht kommt, ist nach Einschätzu­ng aus Koalitions­kreisen folgendes Szenario denkbar: Für den Einstieg in den Zertifikat­ehandel wird zunächst ein Festpreis festgelegt. Der wäre praktisch gleichbede­utend mit einer Abgabe oder Steuer. Damit könnten sich zumindest für den Anfang beide Seiten zufriedeng­eben. Die Union wäre einem Festpreis, aus dem heraus sich dann später Preise nach unten und oben entwickeln, wohl nicht abgeneigt. Fraktionsv­ize Jung hatte ihn schon früher als gangbaren Weg ins Spiel gebracht.

Für den Verbrauche­r hieße sowohl eine Steuer als auch der Rechtehand­el, dass sie für Heizen und Tanken mehr Geld bezahlen müssten. Möglicherw­eise gibt es bereits kommende Woche Klarheit darüber, was genau fällig wird. Für den Koalitions­sauschuss am 13. September wird ein finaler Entwurf angepeilt.

Umweltfreu­ndliches Verhalten soll sich lohnen

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Foto: Von Jutrczenka, dpa Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) herzt Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU). Auch Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) strahlt.

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