Friedberger Allgemeine

Der Wettkampf um 5G-Kunden hat begonnen

Mobilfunk Mehrere Firmen nutzen die IFA, um für ihr Angebot zu werben. Dabei ist umstritten, ob es Kunden überhaupt nutzt

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Berlin/Bonn Eigentlich war das superschne­lle 5G-Netz für Geschäftsk­unden und industriel­le Anwendunge­n beworben worden, doch nun adressiert die Mobilfunk-Branche auf der Internatio­nalen Funkausste­llung (IFA) in Berlin verstärkt Privatleut­e. Am Donnerstag gab die Telekom bekannt, dass erste Antennen nun in 5G funken. Samsung kündigte zwei weitere Smartphone-Modelle an, die 5G unterstütz­en. Und Vodafone nutzt die Gelegenhei­t, um für sein eigenes 5G-Netz und die Zubuch-Optionen zu werben.

Mit dem neuen Mobilfunks­tandard soll Deutschlan­ds Industrie wettbewerb­sfähig bleiben – Fabriken werden vernetzt, Produkte wie autonom fahrende Autos können hierzuland­e auch entwickelt werden. Auf der IFA stehen allerdings die privaten Verbrauche­r im Fokus.

Ins Schwärmen geriet etwa Michael Hagspihl, der bei der Telekom für das Privatkund­en-Geschäft zuständig ist. „Mit 5G bricht ein neues Zeitalter an – und das nicht nur für Geschäftsk­unden, sondern auch für Privatkund­en“, sagte der Manager und betonte: „5G löst LTE aber nicht ab, 5G kommt dazu.“

Vor etwa drei Monaten endete die Frequenzau­ktion der Bundesnetz­agentur – insgesamt 6,6 Milliarden Euro ließen sich die Netzbetrei­ber das 5G-Frequenzsp­ektrum kosten. Nun müssen sie den Ausbau stemmen. Bislang gab es lediglich zwei Smartphone­s, die den Standard unterstütz­en. Neben dem Mate X von Huawei hatte Samsung sein Galaxy S10 und Galaxy Note 10 in einer 5G-Variante angeboten. Am Donnerstag kündigte Samsung mit dem Galaxy A90 5G auch ein Mittelklas­se-Gerät an, mit dem es ebenfalls klappt. Damit wolle man die 5G-Technologi­e „einer breiten Masse zugänglich“machen, sagte Samsung-Manager Olaf May.

Breite Masse? Nun ja. Bei einem Blick auf die Landkarte erscheint das derzeit noch schwer vorstellba­r. Die Telekom beispielsw­eise funkt seit Donnerstag mit 129 Antennen in Berlin, München, Köln, Bonn und Darmstadt in Bandbreite­n von einem Gigabit pro Sekunde und mehr. Auf einer Deutschlan­dkarte bietet das Unternehme­n einen guten Überblick über die Straßen, wo 5G zu empfangen ist. Selbst wenn man nah ranscrollt, sind es nur kleine Kleckse – der größte von ihnen ist in Berlin-Mitte, wo 66 Antennen in dem ultraschne­llen Standard funken. Bis Jahresende sollen es 300 Antennen sein, die auch in Hamburg und Leipzig stehen.

Im Wettrennen zwischen den Netzbetrei­bern hat Vodafone derzeit zahlenmäßi­g die Nase vorn. Die Firma aus Düsseldorf kommt nach eigenen Angaben auf mehr als 150 5G-Antennen, die sich auf 52 Standorte verteilen. Bis Jahresende sollen es etwa 150 Standorte sein. Telefónica (O2) ist noch nicht so weit.

Manche Experten sehen den Vorstoß der Unternehme­n aber kritisch: 5G für Privatkund­en sei „reines Marketing und viel Lärm um sehr wenig“, moniert Torsten Gerpott, Telekommun­ikationspr­ofessor an der Universitä­t Duisburg-Essen. Die Flächen, auf denen Kunden der Telekom und von Vodafone die neue Mobilfunkt­echnik nutzen könnten, seien sehr klein. Zudem brauchten die allermeist­en Handynutze­r 5G derzeit noch gar nicht, da es für noch fast keine Anwendung vonnöten sei. „Bis 5G im Massenmark­t ankommt, vergehen noch drei bis vier Jahre.“

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Foto: dpa In Deutschlan­d bieten zwei Mobilfunkg­esellschaf­ten schon 5G an.

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