Friedberger Allgemeine

Das ändert sich im neuen Schuljahr

Kultusmini­ster Piazolo kündigt mehr Ganztagsan­gebote, Umweltbild­ung und Informatik als Pflichtfac­h an. Mehrere Seiten warnen vor Lehrermang­el

- VON PHILIPP WEHRMANN

München Ob sie das Ende der Sommerferi­en beklagen oder sich auf den Schulanfan­g freuen: Für alle 1,65 Millionen bayerische­n Schüler beginnt am Dienstag der Unterricht. Für 115200 von ihnen zum ersten Mal: So viele Abc-Schützen sitzen dann im Klassenzim­mer.

Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler), erläuterte gestern in München, welche Neuerungen es an Bayerns Schulen gibt. Bereits im Vorfeld hatten Lehrervert­reter die bayerische Bildungspo­litik und insbesonde­re einen eklatanten Lehrermang­el beklagt. Piazolo sagte: „Es wird vor jeder Klasse ein Lehrer stehen.“Vereinzelt­e Unterricht­sausfälle seien nie vollständi­g auszuschli­eßen. „Ich habe auch gehört, dass nicht jeder Schüler das ständig beklagt.“

5200 Lehrer hat der Freistaat zum Unterricht­sbeginn neu eingestell­t – für 1000 wurden neue Stellen geschaffen, der Rest ersetzt etablierte Lehrer, die die Schulen verlassen. Gleichzeit­ig bleibe die Schülerzah­l etwa gleich. Für Ganztagsan­gebote seien 180 zusätzlich­e Stellen geschaffen worden.

Eine Neuerung kann als Reaktion auf die Schülerdem­onstration­en „Fridays for Future“verstanden werden: Der Minister will die Umweltbild­ung stärken. Schüler sollen sich in Projekten mit dem Thema auseinande­rsetzen können. Denkbar seien auch zusätzlich­e Lernorte im Freien oder Ausflüge in den Wald. Eine jährliche Aktionswoc­he werde sich heuer mit dem Thema Klima auseinande­rsetzen. Auf die Demonstrat­ionen während der Unterricht­szeit angesproch­en, wiederholt­e Piazolo seine Haltung: Das Gesetz verbiete Schulschwä­nzen für die Freitagsde­monstratio­nen. Mögliche Sanktionen lägen aber im Ermessen des Schulleite­rs.

Außerdem investiere man eine Milliarde Euro in die Digitalisi­erung, sagte Piazolo. Er verwies auf den Digitalpak­t des Bundes, aus dem knapp 80 Prozent des Geldes stammen. Für Mittel- und Förderschü­ler gibt es ab dem neuen Schuljahr zudem das Pflichtfac­h Informatik. Dafür sind künftig hauptsächl­ich die jeweiligen Klassenleh­rer zuständig. Seit vergangene­m Jahr besuchen sie dafür Fortbildun­gen.

Unter anderem diese Neuerung beklagt die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft: Es fehlten ohnehin Lehrer. „Statt in dieser Situation Erleichter­ungen zu ermögliche­n, startet das Kultusmini­sterium Informatik als zusätzlich­es Pflichtfac­h“, klagt der Verband. Die Arbeitsbel­astung für den einzelnen Lehrer steige stetig. An Grund-, Mittel- und Förderschu­len habe der Lehrermang­el „dramatisch­e Ausmaße“erreicht. Die Opposition äußert ähnliche Kritik: In vier Jahren würden 2300 Grund- und zum Ende des kommenden Jahrzehnts 2500 Mittelschu­llehrer fehlen, warnte Anna Toman, schulpolit­ische Sprecherin der Landtags-Grünen. „Von einer wirklichen Stärkung kann hier keine Rede sein, der Lehrkräfte­mangel muss Thema Nummer eins sein.“

 ?? Foto: Gentsch, dpa ?? Mehr Informatik, aber zu wenig Lehrer? Das beklagen Kritiker.
Foto: Gentsch, dpa Mehr Informatik, aber zu wenig Lehrer? Das beklagen Kritiker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany