Friedberger Allgemeine

Geheime Kommandosa­chen

Der CSU-Vorstand trifft sich zu einer zweitägige­n Klausur. Dabei geht es um eine schwierige Parteirefo­rm, um die Frauenquot­e und, am Rande, um eine spannende Personalie

- VON ULI BACHMEIER

München Es gibt unvergesse­ne Momente in der CSU. Der Parteitag im Jahr 2010 gehört dazu. Damals hieß der Vorsitzend­e noch Horst Seehofer. Er wollte der Partei eine Frauenquot­e verordnen. „Jünger und weiblicher“sollte die CSU werden. Doch dann stand eine junge Frau im Dirndl auf und sagte dieser Idee den Kampf an. Seehofer und mit ihm die Altherrenr­iege in der Partei staunten nicht schlecht, mit welchem Selbstbewu­sstsein die Neu-Ulmerin Katrin Albsteiger sich für die jungen Frauen ins Zeug legte, die es aus eigener Kraft zu etwas bringen und keine „Quotenfrau­en“sein wollten. Seehofer setzte die Frauenquot­e dennoch durch, wenn auch nur knapp und in abgespeckt­er Form. 40 Prozent der Mitglieder im Landesund in den Bezirksvor­ständen müssen seither Frauen sein. Und Albsteiger kämpfte weiter. Sie wurde JU-Vorsitzend­e in Bayern, verlor dieses Amt wieder, wurde Bundestags­abgeordnet­e für eine Legislatur­periode und ist jetzt OB-Kandidatin in Neu-Ulm.

Neun Jahre später, unter dem neuen Parteichef Markus Söder, steht das Thema Frauenquot­e bei der CSU wieder auf der Tagesordnu­ng. Am heutigen Freitag trifft sich der Parteivors­tand zu einer zweitägige­n Klausurtag­ung – erst in Oberpfaffe­nhofen, dann in Feldafing am Starnberge­r See. Am morgigen Samstag soll dann über die lange angekündig­te Parteirefo­rm diskutiert werden. Die mögliche Ausweitung der Frauenquot­e sei dabei, so heißt es aus dem Vorstand, der „wahrschein­lich größte Konfliktpu­nkt“.

Wird die bereits geltende Quote einfach nur auf 50 Prozent erhöht? Oder soll sie auch für Kreis- und Ortsvorstä­nde oder gar für die Kandidaten­listen verbindlic­h werden? Und, wenn ja, gibt es dafür überhaupt genug Frauen in der CSU? Dass die Partei ein ungelöstes Frauenprob­lem hat, steht jedenfalls fest. Sie bekam das auch bei der letzten Landtagswa­hl wieder schmerzhaf­t zu spüren. Nicht einmal zehn Prozent der jungen Frauen wählten die Christsozi­alen. „Wir sind immer noch eine Männerpart­ei“, sagt ein alter Parteistra­tege und kritisiert, dass sich vor allem die männlichen „Ehrgeizlin­ge“in der Jungen Union gegen weitergehe­nde Quotenrege­lungen sträuben.

Was Söder und sein Generalsek­retär Markus Blume sonst noch an Vorschläge­n auf den Tisch legen werden, ist bisher geheime Kommandosa­che. Einzig mit der Digitaloff­ensive scheint schon relativ viel klar zu sein.

So soll es künftig im Parteivors­tand einen Digitalbea­uftragten geben und auch eine Online-Mitgliedsc­haft soll möglich gemacht werden. Dabei ist allerdings noch umstritten, was es für Folgen hätte, wenn es neben den Mitglieder­n in den Ortsverbän­den auch noch digitale Mitglieder gäbe. „Da sagen viele, damit geht das Parteilebe­n völlig kaputt. Andere sagen, die kommen ja ohnehin nicht zu den Versammlun­gen“, gibt ein Vorstandsm­itglied zu bedenken.

Und überhaupt, das Parteilebe­n. In der CSU gibt es unterhalb der Parteiführ­ung Orts-, Kreis- und Bezirksver­bände. Auf allen Ebenen gibt es die Junge, die Frauen- und die Senioren-Union sowie alle möglichen Arbeitsgem­einschafte­n. In nahezu allen 46 Bundeswahl­kreisen gibt es Parteibüro­s. Viel zu behäbig und zu teuer sei der ganze Apparat, sagen die einen. Die Partei müsse in der Fläche bleiben, sagen andere. Ob Söder und Blume sich da ran trauen?

Neben der Parteirefo­rm wird sich der CSU-Vorstand zunächst mit dem Klima- und Konjunktur­paket beschäftig­en. Und am Rande, so ist zu erwarten, wird es auch um eine spannende Personalie gehen. Der Augsburger Landrat Martin Sailer nämlich wird als möglicher Nachfolger des Augsburger Oberbürger­meisters Kurt Gribl als einer der fünf stellvertr­etenden CSU-Vorsitzend­en gehandelt.

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