Friedberger Allgemeine

Beethoven muss draußen bleiben

Sanierung Ausgerechn­et! Bonns Beethovenh­alle ist zum Komponiste­n-Jubiläum eine Baustelle

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Bonn Das Desaster liegt hinter Bauzäunen, Gerüsten und Unkraut: Die Beethovenh­alle, wo in der Bonner Republik Bundespräs­identen gewählt und der Bundespres­seball gefeiert wurde, ist seit Jahren eine Baustelle. Und das bleibt auch erst mal so. Der denkmalges­chützte Nachkriegs­bau sollte im nächsten Jahr eigentlich Hauptspiel­ort der Feiern zum 250. Geburtstag des gebürtigen Bonners Ludwig van Beethoven werden. Doch vor 2022 wird das Gebäude, in dessen Untergrund in den 1950er Jahren sogar Erde vom Grab des Komponiste­n eingemauer­t wurde, nicht fertig. Zentrale Spielstätt­e der im Dezember beginnende­n Feiern wird die Oper.

In Sachen Beethovenh­alle trat die Stadt die Flucht nach vorne an: Im schlimmste­n Fall könnte die Sanierung 166 Millionen Euro kosten – rund 100 Millionen mehr als einst geplant, erklärte sie im Sommer. Dahinter stecken viele Probleme. Die 1959 eingeweiht­e Halle war auf einem Trümmergru­ndstück errichtet worden. Während der Sanierung wurden Hohlräume im Boden entdeckt, die zu sichern waren. Die Koordinati­on auf der Baustelle klappte nicht, neue Ausschreib­ungen wurden nötig.

Dirk Kaftan, der Chef des Beethoven Orchesters Bonn, und die rund 100 Musiker haben so auf absehbare Zeit kein eigenes Haus. Auch wenn die Situation nicht einfach ist, machen sie das Beste daraus. Sie geben Konzerte auf einem Indoor-Campingpla­tz, in dem historisch­en Ballhaus Redoute, bei der Telekom oder im einstigen Kanzlerbun­galow. „Das Publikum zieht mit an den unterschie­dlichen Orten, auch wenn es akustisch nicht optimal ist“, sagt Kaftan. Der frühere Augsburger GMD hat mit seiner frischen Art viele Fans gewonnen, seine erste Bonner Konzertsai­son endete mit nahezu verdoppelt­en Besucherza­hlen.

Mit dem gewölbten Dach und den flachen Anbauten wirkt die Beethovenh­alle eher sperrig. Ursula Schirmer, Sprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz, sieht den Bau des Architekte­n Siegfried Wolske aber als „wunderbare­s Beispiel für Wiedererst­arken der bürgerlich­en Kultur in der jungen Bundesrepu­blik“. Die Stiftung gibt mehr als vier Millionen Euro zur Renovierun­g der „Perle der 50er Jahre“. Die Mehrzweckh­alle war einer der ersten repräsenta­tiven Bauten für die junge Bundeshaup­tstadt Bonn. Den Grundstein legte der damalige Bundespräs­ident Theodor Heuss.

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Foto: Volker Lannert, dpa Ein Bild aus besseren Tagen: Die Bonner Beethovenh­alle in einer Aufnahme aus der Zeit vor Beginn der Sanierung.

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