Friedberger Allgemeine

Der Broadway liegt an diesem Abend in Friedberg

Die Allstars eröffneten das Festival mit Jazz und Swing und gehen mit Karl-Heinz Steffens in Richtung New York

- VON MANFRED ENGELHARDT

Eine ausverkauf­te Rothenberg­halle, attraktive Unterstütz­er aus Politik und Wirtschaft, das Wiedersehe­n mit den Allstars – Gerd Horseling von den „Bürgern für Friedberg“strahlte. Mit gehörigem Feuer eröffnete am Mittwoch die Bigband umjubelt den 18. Friedberge­r Musiksomme­r.

Karl-Heinz Steffens, Dirigent, künstleris­cher Leiter, Jazz-Klarinetti­st, bekennend dauerverli­ebt in seinen früheren Wohnort, musizierte im Rund der Allstars, die in allen Elementen prominent besetzt waren: mit Tal Balshai (Piano), Michael Griener (Schlagzeug), Jan Roder (Bass), der Bläser-Riege aus Saxofonen (Meister-Arrangeur Prof. Thomas Zoller, Norbert Nagel, Florian Riedl, Christoph Hörmann, Ulrich Wangenheim), Trompeten (Claus Reichstall­er, Felix Ecke, Peter Tuscher; Steffens: „Vollpower“), Posaunen (Patrick Flassig, Eberhard Budziat, Lukas Jochner, Johannes Herrlich; Steffens: „wunderbar weich“). Mittendrin und entspannt moderieren­d Karl-Heinz Steffens. Er ließ mit feiner Koketterie so manchen Joke raus über die teils im „erfahrener­en Alter“agierenden Mitstreite­r. Doch was die dann im Programm „Friedberg goes Broadway“ausschleud­erten, hatte mitreißend­en jugendlich­en Idealblutd­ruck, als es Swing, Arrangemen­ts zu Musical, Filmsoundt­racks und Show-Hits der frühen 1930er Jahre bis heute zu hören gab.

Mit Gillespies „You go to my head“, das die musizieren­den Gruppen zum Auftakt quasi eine nach der anderen heranrolle­n ließ, wurde man unwiderste­hlich mitgenomme­n auf die Reise in den Kosmos „Broadway“, aber auch in die Nebenstraß­en von „Big Apple“, den Theatern und Klubs „Off Broadway“. Ein Schwerpunk­t: Cole Porter. In „Begin the Beguine“konnte dieser rhythmisch elektrisie­rende Tanz ebenso fröhlich wie scharf konturiert aufblitzen. „Easy to love“verlor sich nicht in verzehrend­er Hitze, sondern ließ Piano, Tenorsax, die Trompeten fast sachlich cool machen. Oder: „I’ve got you under my skin“setzte das brillant präludiere­nde Nichtbläse­r-Trio Piano/Drums/Bass mit rhythmisch­em Starkstrom den fetzig-kompakten Posaunen-Chorus in Bewegung – dies, wie die anderen Nummern, gingen unter die Haut.

Richard Rogers, immer verbunden mit seinem Librettist­en Hammerstei­n, durfte im Reigen der populären Hits nicht fehlen: „I could write a book“demonstrie­rte eine elegant gedämpfte, fein austariert­e Bläser-Ästhetik im anspruchsv­ollen Arrangemen­t, in dem Phasen fast schelmisch­er Zuspitzung­en zu genießen waren. Welche Faszinatio­n der am Broadway überaus erfolgreic­he, fast fremde Ton den deutschen jüdischen Emigranten Kurt Weill ausübte, wurde mit „My Ship“, oder als Zugabe mit dem berühmten „Speak low“demonstrie­rt. In den vielen Highlights ragte durch Rasanz, rhythmisch­e Eruptionen (Bass, Drums) und dämonische Dramaturgi­e das magisch in den Bann ziehende Arrangemen­t „Stella by Starlight“aus Victor Youngs Soundtrack zum Horrorfilm „The Uninvited“heraus. Das Publikum feierte seine Allstars.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Allstars präsentier­en dem Friedberge­r Publikum zum Auftakt Songs aus den 1930er Jahren.
Foto: Michael Hochgemuth Die Allstars präsentier­en dem Friedberge­r Publikum zum Auftakt Songs aus den 1930er Jahren.

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