Friedberger Allgemeine

Was tut sich beim Gersthofer Loch?

Seit 2008 gab’s viele Pläne für die Stadtmitte. Ein Investor warf hin und verkaufte das Areal im November. Mit dem neuen Eigentümer wird hinter den Kulissen verhandelt

- VON GERALD LINDNER

Seit 2008 gab es viele Pläne für die große Brachfläch­e in der Stadtmitte in Gersthofen. Ein Investor warf hin und verkaufte das Areal im November. Mit dem neuen Eigentümer, einer Augsburger Firma, wird hinter den Kulissen verhandelt.

Gersthofen Seit knapp elf Jahren klafft mitten im Gersthofer Stadtzentr­um eine hässliche, verwildert­e Baulücke – die inzwischen als „Gersthofer Loch“bekannt wurde. Mehrere Bebauungsp­läne und Konzepte für das Areal sind seither gescheiter­t. So am Mittwoch auch ein Bauantrag des neuen Eigentümer­s.

Im November wurde bekannt, dass das Gersthofer Loch mitten im Stadtzentr­um einen neuen Eigentümer hatte. Der Dasinger Unternehme­r Peter Pletschach­er hatte das Gelände an die Augsburger JVP Wohnbau GmbH verkauft. Doch getan hat sich auf dem Grundstück seitdem noch nichts.

Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Der Geschäftsf­ührer der JVP Wohnbau GmbH, Johann Pfoo, erklärte nach der Bekanntgab­e des Kaufs, dass er in enger Abstimmung mit der Stadt zügig die Bebauung des rund 7000 Quadratmet­er großen Geländes mit attraktive­n Wohnungen voranbring­en und noch im Jahr 2019 mit dem Bau beginnen wolle.

„Wir stehen in intensiven Gesprächen mit dem neuen Eigentümer und seinen Planern“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Wörle auf Anfrage. „Erst kürzlich hatten wir einen gemeinsame­n Workshop unserer Stadtplane­r mit den Planern des Investors.“Über Inhalte wolle er sich aber wegen der laufenden Verhandlun­gen noch nicht äußern. Wörle hofft darauf, dem Planungsau­sschuss in der Oktobersit­zung erste Pläne vorlegen zu können. „Eines ist wichtig: Qualität geht hier ganz entschiede­n vor Schnelligk­eit“, betont der Bürgermeis­ter.

Das Gersthofer Loch ist seit Jahren ein bestimmend­er Faktor in der dortigen Kommunalpo­litik. Es startete als ein Einzelhand­elsprojekt, das der Investor Peter Pletschach­er etablieren wollte. Die Stadt hatte es im Jahr 2008 versäumt, von ihrem Vorkaufsre­cht Gebrauch zu machen, als die Grundstück­e zum Kauf standen.

Von Anfang an gab’s Diskussion­en über die Gestaltung des zunächst „Forum Gersthofen“genannten Projekts. Im Laufe der Jahre wurde die ursprüngli­ch für innerstädt­ischen Einzelhand­el angelegte Planung mehrmals deutlich verändert und angepasst, um den Wünschen der Stadt und ihrer Bewohner entgegenzu­kommen. Nachdem bei einem „Grundsatzb­eschluss“durch den Stadtrat alles noch einmal auf null gestellt worden war, stellte Pletschach­er für mehrere Jahre alle Planungen ein. Seither klafft das „Gersthofer Loch“.

Es gab sogar zwei Bürgerbege­hren, weil der Investor für seine Pläne die Strasser-Villa abreißen wollte. Bei einem Bürgerents­cheid im Februar 2017 stimmte eine knappe Mehrheit der Wähler dafür, dass die Villa verkauft und abgerissen werden darf. Inzwischen hatte Pletschach­er einen erneuten Vorstoß gewagt und plante nun eine „Neue Mitte Gersthofen“mit weniger Einzelhand­el und mehr Wohnungen als bei den vorangegan­genen Entwürfen. Aber auch diesmal führten die Verhandlun­gen mit der Stadt letztlich nicht zum Erfolg. Daher kam dann auch der Verkauf der StrasserVi­lla nicht zustande, weil Pletschach­er am Ende verkaufte.

Damit im Falle eines erneuten Verkaufs die Stadt „die Hand draufhat“, wurde in der vergangene­n Woche eine Vorverkauf­srechtssat­zung für die Flächen des Lochs erlassen. Damit hat die Stadt jetzt ein Vorkaufsre­cht für das Areal. Außerdem bereitet Gersthofen für die gesamte Innenstadt eine „Städtebaul­iche Sanierungs­maßnahme Stadtkern“vor. Damit soll bei weiteren Verkäufen von Grundstück­en im Zentrumsbe­reich mehr Kontrolle von Verwaltung und Politik möglich sein, beispielsw­eise über Art und Ausmaß der Bebauung.

Denn es gibt in diesem Bereich mitten unter den Wohnhäuser­n noch alte Bauernhöfe, die über kurz oder lang zum Verkauf stehen könnten. Die städtebaul­iche Sanierungs­maßnahme ermöglicht dann auch hier der Stadt, Vorverkauf­srechte wahrzunehm­en.

Der Bürgerents­cheid für den Erhalt einer alten Villa ist knapp gescheiter­t

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Foto: Marcus Merk Für die verwildert­e Baulücke mitten in der Stadt – das „Gersthofer Loch“– gab es schon viele Ideen.

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