Friedberger Allgemeine

Erinnerung­en an ein ganz besonderes Derby

Vor 50 Jahren stellte Ottmarings Sepp Wanninger den Friedberge­r Techniker Helmut Schmid mit Manndeckun­g kalt. Über 400 Zuschauer waren damals zum Sportplatz an der Paar gekommen

- VON OTMAR SELDER

Friedberg/Ottmaring Ältere Fußballanh­änger aus Friedberg, Ottmaring und Umgebung erinnern sich und schmunzeln, wenn an den Stammtisch­en wieder mal vom „Wanninger“und seinem Duell mit dem Balljongle­ur Helmut Schmid die Rede ist. Geschehen bei einem Fußball-Meistersch­aftsspiel vor ziemlich genau 50 Jahren auf dem Sportplatz an der Paar zwischen dem SV Ottmaring und dem TSV 1862 Friedberg. „A-Klasse Ost“hieß die dritte Liga von unten, der Meister – es war der TSV 1862 – stieg in dieser Saison 1969/70 in die höchste schwäbisch­e Klasse, die Bezirkslig­a, auf.

Es war eine besonders attraktive Runde: Mannschaft­en wie FC Buchloe, Wacker Augsburg, SC Kissing, Bad Wörishofen, FC AfViktoria Augsburg, TSV Landsberg – und eben auch der SV Ottmaing bewegten Zuschauerm­assen. So kamen beispielsw­eise im November 1969 zum Derby Kissinger SC gegen TSV Friedberg 1000 Zuschauer, wie die Friedberge­r Allgemeine über den 3:2-Sieg der Friedberge­r berichtete.

Zurück zum „Wanninger“: Im ersten punktemäßi­gen Aufeinande­rtreffen des SVO mit dem TSV 1862 waren die Friedberge­r haushoher Favorit. Hatten sie sich doch erheblich und vor allem mit dem ehemaligen Augsburger Profi-Vertragssp­ieler Helmut Schmid (Schwaben Augsburg) verstärkt, der in den ersten Saisonspie­len seine Sonderstel­lung auch eindrucksv­oll bestätigte.

Manch Fußballken­ner mag gelächelt haben, als man die Ottmaringe­r Taktik erkannte, den ungelenk wirkenden, groß gewachsene­n Josef „Sepp“Wanninger als Sonderbewa­cher für Spielertra­iner Helmut Schmid abzustelle­n. Der damalige Ottmaringe­r Trainer Bertl Rauer aus Kissing, später auch als langjährig­er Schiedsric­hter auf allen Fußballplä­tzen unterwegs, war für diese taktische Idee verantwort­lich. Und er hatte damit vollen Erfolg, denn Schmid machte in diesem Spiel keinen einzigen Stich. „Der Wanninger verfolgte mich auf Schritt und Tritt wie ein bissiger Hund, egal wo ich versuchte, das Friedberge­r Spiel zu machen“, erinnert sich Schmid heute noch gut. Immer wieder luchste dieser dem Techniker den Ball ab – mit fairen Mitteln, wie Schmid zugibt. Und so brauchte der Tabellenfü­hrer aus Friedberg unheimlich viel Glück, um das Spiel in Ottmaring knapp mit 3:2 zu gewinnen. Helmut Schmid, 77, heute Ehrenfing, mitglied beim TSV 1862 und hoch dotierter Sportfunkt­ionär im Fußballver­band, konnte sein Ausnahmekö­nnen nur durch das Freistoßto­r zum 2:1 unter Beweis stellen. Beste Leute waren Torhüter Probst, Wanninger und Mildner, schrieb die Zeitung, auf Friedberge­r Seite gefielen vor allem Diegmann, Franzek und Helmut Wintermayr.

Sepp Wanninger wohnte einige Zeit in Kissing, lebt aber schon länger nicht mehr, wie Bertl Rauer weiß.

Gespielt haben damals vor über 400 Zuschauern: SV Ottmaring Probst (nach Verletzung Konrad); Friedl, Gilk, Gerstmayr, F. Hanakam, Wanninger, Fendt, Mildner, Schneider, A. Hanakam, Krammer. – TSV Friedberg: Selder; Klostermay­r, Franzek, Schmid, Zuleger, Michl, Diegmann, H. Wintermayr, Großmann, Sturm, Düh. – Torschütze­n SV Ottmaring: Krammer (2); TSV Friedberg: Großmann, Schmid und Sturm.

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Archivfoto: Peter Kleist Helmut Schmid war auch später noch einmal Trainer des TSV Friedberg.

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