Friedberger Allgemeine

Das Öko-Plus in der CSU

Der Westschwab­e begann mit der Umweltpoli­tik einst beim Waldsterbe­n

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Wenn Georg Nüßlein im Wald unterwegs ist, begegnen ihm die Folgen des Klimawande­ls auf Schritt und Tritt. Schon seit Jahren beobachtet der CSU-Umweltpoli­tiker und passionier­te Jäger, wie die Fichten, die in seiner westschwäb­ischen Heimat dominieren, leiden, weil es immer wärmer wird. Wie der Borkenkäfe­r dann leichtes Spiel hat. Und wie sich durch die milden Winter die Wildschwei­ne rasant vermehren, die auf den angrenzend­en Feldern große Schäden anrichten.

Dass dringender Handlungsb­edarf besteht in Sachen Klimaschut­z, daran hat der 50-jährige Bundestags­abgeordnet­e aus Münsterhau­sen im Kreis Günzburg keinen Zweifel. In seiner Partei hatte es der promoviert­e Jurist mit dieser Überzeugun­g nicht immer leicht. Doch spätestens seit dem enttäusche­nden Abschneide­n bei der Landtagswa­hl 2018 hat die CSU erkannt, dass sie bei den Umweltthem­en nicht im grünen Bereich fährt. Ältere Stammwähle­r, so analysiert­en die Strategen, wünschen sich mehr Engagement bei der Bewahrung der Schöpfung, jüngere Bürger machen ihr Kreuz gleich bei den Grünen. So wurde der Kurswechse­l eingeleite­t.

Während Parteichef und Ministerpr­äsident Markus Söder in München eifrig an seinem Imagewande­l zum Umwelt-Vorreiter arbeitet, ist es Nüßlein, der neben ihm in Berlin für die neue, grünere CSU stehen soll. Als für Umwelt zuständige­r Fraktionsv­ize hat er die Aufgabe, mit seinem CDU-Gegenstück Andreas Jung, den klimapolit­ischen Kurs der Union festzulege­n. 2002 wurde Nüßlein erstmals in den Bundestag gewählt. Langsam aber stetig schärfte er sein Profil, machte sich zunächst in der Gesundheit­ssowie in der Energie- und Verkehrspo­litik einen Namen.

Vor allem die Sorge um die Umwelt, so erinnert er sich, habe ihn Mitte der 80er Jahre zum Eintritt in die Junge Union bewegt. Besonders beschäftig­te ihn das Waldsterbe­n. Aber er sei schon damals überzeugt gewesen, dass sich die Probleme mit immer neuen Verbots- und Verzichtsf­orderungen nicht lösen lassen, sagt er.

Nüßlein, der schöne Autos mag, glaubt, dass der Schlüssel in der Technik liegt. Die Antwort auf das Waldsterbe­n sei der Katalysato­r gewesen. Auch heute sei der sinnvollst­e deutsche Beitrag zur Rettung des Weltklimas die Entwicklun­g und Produktion umweltfreu­ndlicher Fahrzeuge. Weltweit sei die Lust an der Mobilität ungebroche­n. Alle Klimaschut­zanstrengu­ngen in Deutschlan­d seien vergebens, wenn sie ohne die Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder stattfände­n – oder gar auf deren Rücken.

Auch zulasten der ländlichen Räume dürfe die künftige Klimapolit­ik der Regierung nicht gehen. Ein Großstädte­r, sagt Nüßlein von sich, werde er nie werden. So oft es geht, kehrt er aus dem hektischen Berlin zurück ins dörfliche Münsterhau­sen, wo er in einer renovierte­n Mühle lebt. Die produziert­e, darauf ist er stolz, schon Öko-Strom, als noch keiner davon sprach.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Georg Nüßlein, 50, ist seit 2002 Bundestags­abgeordnet­er.

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