Friedberger Allgemeine

In Hochdorf löschen auch die Frauen

Bei einem Großbrand im Jahr 1989 rief der damalige Kommandant die weiblichen Dorfbewohn­er zur Hilfe. Für die Männer der Ortsteilfe­uerwehr sind sie nicht mehr wegzudenke­n

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Merching-Hochdorf Sieben von 23 Aktiven bei der Freiwillig­en Feuerwehr Hochdorf sind weiblich. Überhaupt haben die Brandbekäm­pfer eine hohe Bedeutung in dem Merchinger Ortsteil. Von 93 Bewohnern gehören 60 der Feuerwehr als aktives oder passives Mitglied an.

„Ja, wir sind eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft“, sagt Maria Sirch, die in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum feiert. Bis heute sei die Damengrupp­e ein nicht wegzudenke­nder Bestandtei­l der Wehr.

„1989 bei einem Großbrand rief der damalige Kommandant Werner Sirch alle Frauen zu Hilfe und legte damit den Grundstein für die verhältnis­mäßig vielen weiblichen Feuerwehrk­räfte“, erinnert sich Kommandant Andras Christl. Sirch erinnert sich noch genau an seine Worte von damals: „Ihr helft’s ja sowieso mit, habt ihr nicht Lust dabei zu sein?“Acht Frauen folgten schließlic­h seinem Aufruf. Auch seine Frau Maria war dabei und möchte die letzten 30 Jahre nicht missen. „Die Kameradsch­aft ist einfach phänomenal.“Von Ablehnung, wie es sie früher gab, habe die Frau, die sehr wohl ihren Mann stehe, noch nichts mitbekomme­n: „Hier sind alle gleich und helfen zusammen. Außerdem geht es um die Sache.“

Dass alle weiblichen Kräfte ihre Feuerwehr leistung s abzeichen erfolgreic­h bestanden haben, versteht sich von selbst .„ Die Leistung s abzeichen werden alle zwei Jahre abgelegt “, erklärt der Kommandant. „In einem Jahr sind es die Frauen, im nächsten die Männer.“

„Als ich meine Prüfung zur MTA absolviert­e, waren es lauter junge Mädchen und Burschen und ich als 52-Jährige“, erzählt Renate Christl, die Frau des Kommandant­en. MTA bedeutet bei den Feuerwehrl­ern Modulare Truppmann-Ausbildung. Schon von Jugendbein­en an war es Christls Ziel, den aktiven Dienst am Nächsten zu leisten. Das tat die gelernte Kinderkran­kenschwest­er und Rettungsas­sistentin dann auch, bis sie zur Feuerwehr kam. „Hier ist es nicht nur das Helfen allein, das mich so fasziniert“, sagt die Ausbilderi­n für Erste Hilfe im Landkreis. Auch die Technik gefalle ihr sehr. „Außerdem hat mich der Zusammenha­lt innerhalb der Hochdorfer Feuerwehr überzeugt“, so Christl. Fragt man die Hochdorfer, was die Feuerwehr für sie bedeutet, dann fällt das Wort Zusammenha­lt am häufigsten.

Die Frauen seien auf dem Vorso der optimistis­che Blick des Feuerwehrk­ommandante­n Andreas Christl. Der ehemalige Kommandant Werner Sirch ergänzt: „Eine hohe Frauenquot­e tut dem Klima einer Feuerwehr gut.“Der Ton unter den Kameraden habe sich geändert, so Sirch. Seine Frau fügt lachend hinzu: „Zum Besseren.“Und: „Mit den Frauen wird die Feuerwehr zu einer Art Familie.“

Die freiwillig­e Feuerwehr ist der einzige aktive Verein in Hochdorf. Es werde viel gelacht, viel erzählt und viel gewitzelt. „Ohne die Damen könnt’ ma uns die Feuerwehr gar nimmer vorstellen“, sagen die Feuerwehrm­änner einstimmig.

Es sei sogar möglich, eine Löschgrupp­e nur mit Frauen zu stellen. „Irgendwie haben unsere Frauen einen weiteren Rundumblic­k, um so zu erfassen, was zu tun ist“, so Christl. Die weiblichen Mitglieder seien eine Bereicheru­ng und Verbesseru­ng, auch im Hinblick auf die Verfügbark­eit. „Es kam schon mal vor, dass nur wir Frauen ausrückmar­sch, ten, weil die Männer nicht da waren“, erinnert sich Maria Sirch.

Das Einzige, was den Frauen vielleicht schwerer fällt als den männlichen Kollegen, ist, die Wasserpump­e aus dem Wagen zu heben. Die wiegt 190 Kilogramm. „Aber da muss ich mich ja nicht vordrängen“, zwinkert Maria Sirch. Sie fügt aber hinzu: „Ich möchte nicht anders behandelt werden als die Männer auch. Und so funktionie­rt das Zusammenle­ben bei uns im Team super.“

 ?? Foto: Sebastian Mayr ?? Bei einer Übung bergen die Hochdorfer Feuerwehrf­rauen das Unfallopfe­r Leonie aus einem Auto: (von links) Uschi Böglmüller, Monika Helfer und Maria Sirch. Insgesamt sind sieben von 23 Aktiven bei der örtlichen Freiwillig­en Feuerwehr weiblich.
Foto: Sebastian Mayr Bei einer Übung bergen die Hochdorfer Feuerwehrf­rauen das Unfallopfe­r Leonie aus einem Auto: (von links) Uschi Böglmüller, Monika Helfer und Maria Sirch. Insgesamt sind sieben von 23 Aktiven bei der örtlichen Freiwillig­en Feuerwehr weiblich.

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