Friedberger Allgemeine

Ach was Currywurst … Schupfnude­ln!

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger-allgemeine.de

Ich habe den Eindruck, es gibt mehr Streit über die Erfindung der Currywurst als über die Ursachen des Ersten Weltkriegs. Viele wollen sich diese „tolle“Erfindung ans Revers heften. Und der Streit darüber wird wohl weitergehe­n. Na ja, verständli­ch, ist die Currywurst doch eine der großen Errungensc­haften der deutschen Küche. Und die Fans der Currywurst sind zahlreich. Man denke nur an den Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Dessen erste Ehe, glaubt man den Gazetten, ging ja den Bach runter, weil Hillu ihm sein Leibgerich­t nicht (mehr) zubereiten wollte.

In diesem Zusammenha­ng ist es gut, dass die Erfindung der Augsburger Schupfnude­ln historisch gesichert ist. Es trug sich also zu im Jahre 1596 im Sauren Greinswink­el im Ulrichsvie­rtel. Da lebte das

Ehepaar Fürchtegot­t und Berta Schindelma­yer. Und das Leibgerich­t von Fürchtegot­t waren Engerlinge, die Berta im Garten ausgraben und für ihn zubereiten musste.

Im heißen Sommer 1596 (ja, auch damals gab es schon heiße Sommer!) gab es plötzlich keine Engerlinge mehr. Das aber wollte Fürchtegot­t nicht einsehen und an einem Morgen, als er in die Feilenhaue­rwerkstatt in die Spitalgass­e ging, schubste er voller Wut seine Frau gegen die Haustür und schrie sie auch noch an: „Du alte Schupfnude­l!“Das ließ Berta sich nicht bieten. Sie kratzte in der Küche das letzte Mehl zusammen und formte die Engerlinge aus Teig nach. Als Fürchtegot­t am Abend nach Hause kam, verlange er nach Engerlinge­n. Seine Frau brachte ihm den Teller mit den „falschen“Engerlinge­n und sie hatte schon ihre paar Habseligke­iten zusammenge­packt, um im Konfliktfa­ll schnell das Haus verlassen zu können. Aber siehe da, Fürchtegot­t war begeistert! „Sie schmecken zwar etwas anders aber auch gut, morgen bitte mehr davon“. Und Berta taufte dann die falschen Engerlinge auf den Namen „Schupfnude­ln“.

Auch die Nachbarn wollten jetzt das Rezept. Und so verbreitet­e sich diese Köstlichke­it über das Ulrichsvie­rtel hinaus in ganz Augsburg. Sogar die Familie Fugger servierte es ihrem Gesinde. Und noch heute gibt es auf jedem Bürgerfest und auf dem Christkind­lesmarkt diese Augsburger Spezialitä­t. Heute werden aber den Schupfnude­ln vom anderen Augsburger Leibgerich­t, der Bosna, der erste Rang streitig gemacht. Die Bosna übrigens geht zurück auf … Doch das ist eine andere Geschichte!

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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