Leben mit der Dauerbaustelle
Das Pflaster in der Spitalgasse wird erneuert, außerdem soll ein hübscher Platz entstehen. Die Arbeiten dauern bis Sommer 2020 und erstrecken sich bis zu einem Platz am Roten Tor. Ein Gastronom hat dort besondere Wünsche
Mit einem Straßenfest feiern die Geschäftsleute und Anwohner am 28. September die fertig sanierte Bäckergasse (AZ berichtete). Die Anlieger der angrenzenden Spitalgasse haben noch keinen Grund zum Jubeln. Sie stecken seit Frühjahr mitten in einer Großbaustelle, die Zufahrt ist erschwert oder nicht möglich. Wie in der Bäckergasse wird auch hier auf dem Abschnitt zwischen Milchberg und Freilichtbühne die Trennung zwischen Fahrbahn und Fußweg aufgehoben.
Wie es sich auf dem neuen Pflaster flanieren lässt, können Passanten bereits im vorderen Bereich testen. Doch je weiter sie Richtung Rotes Tor – etwa zur Puppenkiste – gehen, desto beschwerlicher wird es. Sie müssen sich den Weg an Absperrungen vorbei bahnen, auf unbefestigten Wegen laufen oder mit der Holperpartie unter ihren Füßen klarkommen.
Das wird noch eine Weile so bleiben: Das städtische Tiefbauamt rechnet mit einem Abschluss der Sanierungsarbeiten im Sommer 2020 und mit Gesamtkosten von rund 3,5 Millionen Euro für den Bauabschnitt Spitalgasse. Dazu gehört im Süden der Anschluss an die RoteTorwall-Straße inklusive eines Ausbaus der Straße „Am Eser“.
Umgestaltet werden soll auch der Platz direkt am Roten Tor, der aktuell mit unebenem und geflicktem Bodenbelag alles andere als eine Zierde und zudem von parkenden Autos zugestellt ist. Die Fahrzeuge sollen dort nach den Plänen der Stadt künftig verschwinden, sodass der unverstellte Blick auf das Rote Tor und die Wassertürme möglich ist. Dieser Punkt ist insbesondere für die junge Welterbe-Stadt von Bedeutung. Augsburg will unter anderem mit den Wassertürmen bei Einheimischen und Touristen punkten.
Um nach dem Umbau das Befahren des Platzes und das Parken zu verhindern, sollen ein Baum gepflanzt und mehrere Sitzmöglichkeiten geschaffen werden. Das bisherige Gefälle des Platzes wird auf ein Niveau angehoben und auf zwei Seiten durch Stufen eingefasst. Der kleine Platz soll nach den Vorstellungen der Stadt ab dem nächsten Sommer mehr Aufenthaltsqualität bieten und für Veranstaltungen und Außengastronomie genutzt werden.
Mit diesen Plänen kann sich James Murdock anfreunden. Der Gastronom betreibt seit 13 Jahren Murdock’s Irish Pub. Mit seinem Biergarten über der Straße an der Freilichtbühne ist er zwar hochzufrieden, die Fläche direkt am Lokal kann er aber wegen des holprigen Untergrunds bislang nicht nutzen. Gerne würde der 57-Jährige das Areal vor dem Lokal zumindest zeitweise gastronomisch bespielen. Er sei auch bereit, den Besuchern öffentlicher Veranstaltungen auf dem Platz Zutritt zu den Toiletten seines Lokals zu gewähren.
Ein Punkt liegt dem gebürtigen Iren, der früher als Ingenieur in Papierunternehmen gearbeitet hat, besonders am Herzen: Die Zufahrt zu der nahe gelegenen Quartiersgarage mit rund 175 Stellplätzen für Anlieger müsste seiner Meinung nach verlegt werden. Bislang führt sie direkt an seinem Lokal vorbei. Es sei immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen, wenn Gäste das Pub betreten oder verlassen, sagt Murdock. Denn gerade ab dem frühen Abend, wenn sein Lokal öffnet, herrsche in der Garage ein reges Kommen und Gehen. Der Wirt schlägt vor, die Zufahrt künftig entlang des Anwesens Am Roten Tor 2 zu führen. An das Gebäude grenzt die Tiefgarage an. Murdock sieht noch einen weiteren Vorteil: „Außerdem würde damit der neue Platz nicht zerschnitten.“
Das Tiefbauamt indes widerspricht der Einschätzung des PubBetreibers. Die Zufahrt könne nicht verlegt werden, weil dadurch der Platz erst recht zerschnitten würde. „Außerdem wäre diese Lösung von den Fahrbeziehungen schwieriger als die jetzige – etwa in puncto Sichtverhältnisse.“
Ad acta gelegt hat die Stadt außerdem eine Einbahnregelung in der Spitalgasse. Mehrere Verkehrszählungen hätten ergeben, dass sich diese Maßnahme nicht rechtfertigen lasse. „Vor Jahren, als das Verkehrsaufkommen noch höher war, wurde eine Einbahnregelung erwogen. Damals erhoben Anwohner Einspruch, weil in diesem Fall die Ausfahrt zum Milchberg nicht mehr möglich gewesen wäre.“Unabhängig von diesen Details sehnt James Murdock das Ende der Arbeiten herbei. „Wir leiden unter der Baustelle. Unsere Stammgäste kommen zwar nach wie vor, aber die Laufkundschaft ist weniger geworden.“