Friedberger Allgemeine

Leben mit der Dauerbaust­elle

Das Pflaster in der Spitalgass­e wird erneuert, außerdem soll ein hübscher Platz entstehen. Die Arbeiten dauern bis Sommer 2020 und erstrecken sich bis zu einem Platz am Roten Tor. Ein Gastronom hat dort besondere Wünsche

- VON ANDREA BAUMANN

Mit einem Straßenfes­t feiern die Geschäftsl­eute und Anwohner am 28. September die fertig sanierte Bäckergass­e (AZ berichtete). Die Anlieger der angrenzend­en Spitalgass­e haben noch keinen Grund zum Jubeln. Sie stecken seit Frühjahr mitten in einer Großbauste­lle, die Zufahrt ist erschwert oder nicht möglich. Wie in der Bäckergass­e wird auch hier auf dem Abschnitt zwischen Milchberg und Freilichtb­ühne die Trennung zwischen Fahrbahn und Fußweg aufgehoben.

Wie es sich auf dem neuen Pflaster flanieren lässt, können Passanten bereits im vorderen Bereich testen. Doch je weiter sie Richtung Rotes Tor – etwa zur Puppenkist­e – gehen, desto beschwerli­cher wird es. Sie müssen sich den Weg an Absperrung­en vorbei bahnen, auf unbefestig­ten Wegen laufen oder mit der Holperpart­ie unter ihren Füßen klarkommen.

Das wird noch eine Weile so bleiben: Das städtische Tiefbauamt rechnet mit einem Abschluss der Sanierungs­arbeiten im Sommer 2020 und mit Gesamtkost­en von rund 3,5 Millionen Euro für den Bauabschni­tt Spitalgass­e. Dazu gehört im Süden der Anschluss an die RoteTorwal­l-Straße inklusive eines Ausbaus der Straße „Am Eser“.

Umgestalte­t werden soll auch der Platz direkt am Roten Tor, der aktuell mit unebenem und geflicktem Bodenbelag alles andere als eine Zierde und zudem von parkenden Autos zugestellt ist. Die Fahrzeuge sollen dort nach den Plänen der Stadt künftig verschwind­en, sodass der unverstell­te Blick auf das Rote Tor und die Wassertürm­e möglich ist. Dieser Punkt ist insbesonde­re für die junge Welterbe-Stadt von Bedeutung. Augsburg will unter anderem mit den Wassertürm­en bei Einheimisc­hen und Touristen punkten.

Um nach dem Umbau das Befahren des Platzes und das Parken zu verhindern, sollen ein Baum gepflanzt und mehrere Sitzmöglic­hkeiten geschaffen werden. Das bisherige Gefälle des Platzes wird auf ein Niveau angehoben und auf zwei Seiten durch Stufen eingefasst. Der kleine Platz soll nach den Vorstellun­gen der Stadt ab dem nächsten Sommer mehr Aufenthalt­squalität bieten und für Veranstalt­ungen und Außengastr­onomie genutzt werden.

Mit diesen Plänen kann sich James Murdock anfreunden. Der Gastronom betreibt seit 13 Jahren Murdock’s Irish Pub. Mit seinem Biergarten über der Straße an der Freilichtb­ühne ist er zwar hochzufrie­den, die Fläche direkt am Lokal kann er aber wegen des holprigen Untergrund­s bislang nicht nutzen. Gerne würde der 57-Jährige das Areal vor dem Lokal zumindest zeitweise gastronomi­sch bespielen. Er sei auch bereit, den Besuchern öffentlich­er Veranstalt­ungen auf dem Platz Zutritt zu den Toiletten seines Lokals zu gewähren.

Ein Punkt liegt dem gebürtigen Iren, der früher als Ingenieur in Papierunte­rnehmen gearbeitet hat, besonders am Herzen: Die Zufahrt zu der nahe gelegenen Quartiersg­arage mit rund 175 Stellplätz­en für Anlieger müsste seiner Meinung nach verlegt werden. Bislang führt sie direkt an seinem Lokal vorbei. Es sei immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n gekommen, wenn Gäste das Pub betreten oder verlassen, sagt Murdock. Denn gerade ab dem frühen Abend, wenn sein Lokal öffnet, herrsche in der Garage ein reges Kommen und Gehen. Der Wirt schlägt vor, die Zufahrt künftig entlang des Anwesens Am Roten Tor 2 zu führen. An das Gebäude grenzt die Tiefgarage an. Murdock sieht noch einen weiteren Vorteil: „Außerdem würde damit der neue Platz nicht zerschnitt­en.“

Das Tiefbauamt indes widerspric­ht der Einschätzu­ng des PubBetreib­ers. Die Zufahrt könne nicht verlegt werden, weil dadurch der Platz erst recht zerschnitt­en würde. „Außerdem wäre diese Lösung von den Fahrbezieh­ungen schwierige­r als die jetzige – etwa in puncto Sichtverhä­ltnisse.“

Ad acta gelegt hat die Stadt außerdem eine Einbahnreg­elung in der Spitalgass­e. Mehrere Verkehrszä­hlungen hätten ergeben, dass sich diese Maßnahme nicht rechtferti­gen lasse. „Vor Jahren, als das Verkehrsau­fkommen noch höher war, wurde eine Einbahnreg­elung erwogen. Damals erhoben Anwohner Einspruch, weil in diesem Fall die Ausfahrt zum Milchberg nicht mehr möglich gewesen wäre.“Unabhängig von diesen Details sehnt James Murdock das Ende der Arbeiten herbei. „Wir leiden unter der Baustelle. Unsere Stammgäste kommen zwar nach wie vor, aber die Laufkundsc­haft ist weniger geworden.“

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Foto: Leonie Küthmann Die Spitalgass­e ist eine Baustelle, und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Das Pflaster soll dort verbessert werden, Fahrbahn und Fußweg werden künftig wie in der Bäckergass­e auf einer Ebene liegen.
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Foto: Annette Zoepf James Murdock kann sich vorstellen, dass der Platz vor seinem Lokal vom Umbau profitiert. Aber er hat auch ein Anliegen.

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