Friedberger Allgemeine

Er macht Schluss mit der Kunst

Ein letztes Mal präsentier­t Klaus Färber für einen guten Zweck seine Arbeiten, dann lässt der 78-Jährige seine große Leidenscha­ft sein. Er hat jetzt genug davon

- VON RICHARD MAYR

Sein Atelier hat Klaus Färber in eine Ausstellun­gsfläche verwandelt. Die Wände sind weiß, der Boden blitzblank. Eng an eng, über- und untereinan­der hängen die Arbeiten, Aquarelle, Acryl-Bilder, Landschaft­szeichnung­en, abstrakte Gemälde, hier ein Bild, das dem Kubismus nachempfun­den ist, dort etwas, das impression­istisch aussieht. Jenseits der Bilder sind die Spuren des Malens im Atelier selbst nicht zu erkennen. Nirgendwo Farbflecke, nirgendwo Farben. Färber hat aufund ausgeräumt.

Voller Leidenscha­ft erklärt der Künstler, was ihn all die Jahre und Jahrzehnte, ja von Kindesbein­en an angetriebe­n hat. „Mir ging es nie darum, nur mit einem Stil zu malen“, sagt er. Er, der gelernte Restaurato­r und Kirchenmal­er, der qua Ausbildung dazu gezwungen war, sich überall hineinzude­nken, denkt die Malerei vom Handwerk her. „Das ist meine Basis.“So hat er über die Jahre gearbeitet. Mal hat er sich hier bedient, mal dort, je nachdem, welches Motiv ihn gerade umgetriebe­n hat. „Ich wollte auch nie mit meinen Arbeiten provoziere­n.“

Auch das ist in dieser AtelierSch­au zu sehen. Die Kontraste, die Farbpalett­en, die Färber über all die Jahre gewählt hat, passen immer harmonisch zusammen – ob das nun eher in Grün oder eher in Rot gehalten ist, ob das nun ein Aquarell oder ein Acryl-Gemälde ist. „Die Betrachter sollen eine Freude haben, es anzusehen.“

Färbers Ziel war keine Kunst, die vor den Kopf schlägt, vielmehr wollte er Werke schaffen, mit denen die Betrachter wohnen und leben wollen. Oft hat er seine Reisestaff­elei dabei gehabt und draußen direkt vor dem Motiv gemalt. Gleich mehrere Serien sind zu sehen: Arbeiten, die auf einer Norwegenre­ise entstanden sind, Venedig und die Toskana, Aquarelle aus Marokko, aus Griechenla­nd. „Und hier, so ein Aquarell darf nie ganz bemalt sein, das Weiß des Papiers muss leuchten.“Die Szene, die er auf einem Platz in Marokko festgehalt­en hat, ist stark reduziert. Ein angedeutet­er Baum, ein paar Menschen um einen Tisch davor, links ein kleines Fenster, rechts ein bisschen Schatten, der eine Tür darstellt, dann noch ein Torbogen, der diese Marokko-Assoziatio­n auslöst. „Das kann man jetzt auch grafisch verwenden.“

Viele, viele Arbeiten hat Färber an den Wänden in seinem Atelier platziert. An vier Wochenende­n möchte er nicht nur Ausstellun­gsbesucher, sondern auch Käufer finden. Ein knappes Drittel des Erlöses kommt einem guten Zweck, nämlich der Kartei der Not, dem Leserhilfs­werk unserer Zeitung, zugute. Vor allem ist Färber wichtig, dass die Arbeiten ein Zuhause finden, jemanden, der sie ansieht. „Danach höre ich auf“, sagt Färber trocken.

Der 78-Jährige macht Schluss mit der Kunst. „Ja, ich möchte damit abschließe­n.“Er hat genug davon, sich ins Atelier zu setzen und wieder von vorne anzufangen. „Es reizt mich nicht mehr, neue Dinge zu malen, etwas Neues auszuprobi­eren.“Und das, was er schon gemalt hat, das gibt es schon, das muss Färber nicht noch einmal malen.

Da steht nun also ein Künstler, der das kann, einfach selbstbest­immt aufhören. Bei ihm hat sein Großvater diese Leidenscha­ft für die Kunst befördert. Der Großvater war selbst ein Kirchenmal­er. Und Klaus Färber selbst hat viele Jahre als Restaurato­r und dann als Fachlehrer für Gestaltung und Farblehre in Augsburg gearbeitet. „Ich hatte 3500 Lehrlinge“, sagt er. Und jetzt ist es Zeit für ihn, den Ruhestand noch einmal anders zu definieren, anders zu genießen, die Reisen nicht mehr danach zu planen, wo er malen möchte – auch den Alltag anders zu gestalten, all das. Was nicht heißen soll, dass die Kunst im Anschluss gar keine Rolle mehr für ihn spielen wird. „Ich kenne ja viele Künstler und bleibe auch weiterhin mit ihnen befreundet.“

Dann gibt es auch noch ein Enkelkind, das gerade an der Akademie in München Bildende Kunst studiert. Weil das Künstlerge­n eine Generation übersprung­en hat, war und ist der Großvater für den angehenden Künstler ein wichtiger Bezugspunk­t. Da bleibt Färber also fast schon zwangsläuf­ig mit der Kunst verbunden, auch wenn er nach dieser letzten Ausstellun­g sein Atelier leer räumen wird.

Atelieraus­stellung mit Verkauf vom 13. bis 15., 20. bis 22. und 27. bis 29. September sowie vom 3. bis 6. Oktober jeweils von 10 bis 19 Uhr oder nach Vereinbaru­ng unter der Telefonnum­mer 0821/30353. Das Atelier von Färber befindet sich in der Herwartstr­aße 3a in Augsburg. 30 Prozent des Erlöses der Acrylbilde­r und Aquarelle spendet Färber an die Kartei der Not.

Ein Aquarell darf nie ganz bemalt sein

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 ?? Foto: Mercan Fröhlich ?? Nicht nur ein leidenscha­ftlicher Künstler, sondern auch ein eloquenter Erklärer: Klaus Färber in seinem Atelier in der Herwartstr­aße in Augsburg, wo er nun zum letzten Mal eigene Arbeiten präsentier­t.
Foto: Mercan Fröhlich Nicht nur ein leidenscha­ftlicher Künstler, sondern auch ein eloquenter Erklärer: Klaus Färber in seinem Atelier in der Herwartstr­aße in Augsburg, wo er nun zum letzten Mal eigene Arbeiten präsentier­t.

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