So soll es in Kissing weitergehen
Nachdem das Augsburger Landgericht die Kündigung der Gemeinde für rechtens erklärt hat, warten alle Seiten gespannt auf das schriftliche Urteil. Die Fraktionen wollen in Zukunft einen Schnellschuss vermeiden
Kissing Wie geht es weiter mit dem Gastronomiebetrieb in der Paartalhalle in Kissing? Wie berichtet, hat das Augsburger Landgericht entschieden, dass die Kündigung der Gemeinde rechtens ist. Demnach müssen die derzeitigen Betreiber, Iris Koy und Heiko Gärtner, die Halle räumen. Sie haben aber die Möglichkeit, Berufung einzulegen. Gärtner hatte auf Anfrage mitgeteilt, dass er erst offiziell Stellung beziehen könne, wenn ihm und seinem Anwalt das Urteil und dessen Begründung in schriftlicher Form vorlägen.
Auch in der Gemeinde Kissing ist noch keine Post vom Landgericht angekommen. Bürgermeister Reinhard Gürtner sagte am Dienstag: „Erst einmal bin ich froh, dass das Urteil gesprochen worden ist. Sobald es uns schriftlich vorliegt, werden wir es mit dem Rechtsanwalt und im Gemeinderat besprechen.“Theoretisch hätte die Gemeinde die Möglichkeit, den Räumungsanvor der Rechtskraft zu vollstrecken. Sie könnte den Pächter also, wenn sie eine Sicherheit hinterlegt, des Gebäudes verweisen, auch wenn dieser noch die Möglichkeit der Berufung hat. Gürtner möchte auf solche Gedankenspiele aber nicht eingehen. Dafür sei es noch zu früh. Über die Zukunft des gastronomischen Betriebs müsse in Ruhe beraten werden. „Wichtig ist, dass es nun keinen Schnellschuss gibt. Wir wollen ja nicht wieder dieselben Probleme haben.“
In den einzelnen Fraktionen im Gemeinderat herrscht Erleichterung. CSU-Sprecher Franz-Xaver Sedlmeyr sagte: „Ich bin froh, dass nun ein Urteil gesprochen worden ist. Ich hoffe, dass der Herr Gärtner bereit ist, das Gebäude wieder herzugeben.“Das weitere Vorgehen müsste dann im Gemeinderat besprochen werden. Im Hinblick auf eine mögliche Vollstreckung des Räumungsanspruchs sagte Sedlmeyr: „Wir müssen jetzt erst einmal schauen, wie der Herr Gärtner reagiert.“Zudem sei es wichtig, Blick auf die vergangenen Jahre zu werfen. „Von der Größe her ist es für einen Pächter schwierig, die Gaststätte und den Erlebachsaal zu stemmen“, sagte Sedlmeyr. Fraktionsübergreifend müsse daher überlegt werden, wie es weitergehen soll. „Wir dürfen dabei aber nichts überstürzen und wir sollten auch die Vereine mit ins Boot holen, damit sie ihre Vorstellungen einbringen können.“Schließlich sei das Bistro ursprünglich als Sportheim für Vereinsmitglieder und ortsverbundene Kissinger gedacht gewesen. Diese Funktion sollte es in Zukunft weiter haben.
Katrin Müllegger-Steiger, Sprecherin der Grünen, ist ebenfalls froh, dass nun ein Urteil gefallen ist. „Der Schrecken hat ein Ende“, sagte sie. Müllegger-Steiger hofft, dass der Pächter seine Niederlage akzeptiert. Sie plädierte am Dienstag dafür, in Ruhe zu überlegen, wie es nun mit der Paartalhalle weitergehen solle. „Es darf keinen Schnellschuss geben wie beim letzten Mal.“Ziel sei es nicht, so schnell wie mögspruch lich einen neuen Pächter zu finden. Vielmehr sollten verschiedene Optionen abgewogen werden. Zum Beispiel, den Betrieb im Bistro und im Veranstaltungssaal zu trennen. Müllegger-Steiger gab zudem zu bedenken, dass im März Kommunalwahlen seien. „Vielleicht kann erst der neue Gemeinderat darüber entscheiden, wie es weitergeht.“
Ronald Kraus, Sprecher der SPD, ist ebenfalls erleichtert über die Entwicklung. „Ich finde es gut, dass nun ein Urteil gesprochen worden ist. Dadurch können wir unsere Paartalhalle hoffentlich bald wieder dafür nutzen, wofür sie gebaut worden ist.“Er möchte, dass sie wieder von den Einwohnern der Gemeinde besucht und als Sport- und Kulturraum gebraucht wird. Darüber, wie das in Zukunft funktionieren soll, müsse aber noch beraten werden. Auch Kraus will keinen Schnellschuss. „Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass die Verwaltung wieder die Vermietung übernimmt.“Früher organisierte die Kommune selbst den Betrieb im großen Erleeinen bachsaal. Später hatten das dann die Pächter übernommen. Kraus sagte aber, dass selbst in seiner eigenen Fraktion die Meinungen über die Zukunft des Veranstaltungsbetriebs auseinandergingen und daher noch Beratungsbedarf herrsche.
Wolfgang Hörig von der Freien Wählergemeinschaft sagte, dass in seiner Fraktion bisher nur kurz über das Thema gesprochen worden sei. „Ich bin aber froh, dass nun ein Urteil ergangenen ist. Darauf haben wir lange warten müssen.“Wie es nun weitergehe, darüber müsse noch beraten werden. „Ich persönlich denke, dass so schnell wie möglich wieder jemand hineinkommen sollte.“Aber dieses Mal müsse eine „solide Lösung“gefunden werden. Die Flaute in den vergangenen Monaten habe dem Betrieb geschadet. Die Betreiber hätten das Bistro nur zweimal in der Woche geöffnet, obwohl das mit der Gemeinde vertraglich anders festgelegt gewesen sei. Eines steht für Hörig fest: „So eine große Sporthalle ohne Gastronomie, das kann ich mir nicht vorstellen.“