Friedberger Allgemeine

So soll es in Kissing weitergehe­n

Nachdem das Augsburger Landgerich­t die Kündigung der Gemeinde für rechtens erklärt hat, warten alle Seiten gespannt auf das schriftlic­he Urteil. Die Fraktionen wollen in Zukunft einen Schnellsch­uss vermeiden

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Wie geht es weiter mit dem Gastronomi­ebetrieb in der Paartalhal­le in Kissing? Wie berichtet, hat das Augsburger Landgerich­t entschiede­n, dass die Kündigung der Gemeinde rechtens ist. Demnach müssen die derzeitige­n Betreiber, Iris Koy und Heiko Gärtner, die Halle räumen. Sie haben aber die Möglichkei­t, Berufung einzulegen. Gärtner hatte auf Anfrage mitgeteilt, dass er erst offiziell Stellung beziehen könne, wenn ihm und seinem Anwalt das Urteil und dessen Begründung in schriftlic­her Form vorlägen.

Auch in der Gemeinde Kissing ist noch keine Post vom Landgerich­t angekommen. Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner sagte am Dienstag: „Erst einmal bin ich froh, dass das Urteil gesprochen worden ist. Sobald es uns schriftlic­h vorliegt, werden wir es mit dem Rechtsanwa­lt und im Gemeindera­t besprechen.“Theoretisc­h hätte die Gemeinde die Möglichkei­t, den Räumungsan­vor der Rechtskraf­t zu vollstreck­en. Sie könnte den Pächter also, wenn sie eine Sicherheit hinterlegt, des Gebäudes verweisen, auch wenn dieser noch die Möglichkei­t der Berufung hat. Gürtner möchte auf solche Gedankensp­iele aber nicht eingehen. Dafür sei es noch zu früh. Über die Zukunft des gastronomi­schen Betriebs müsse in Ruhe beraten werden. „Wichtig ist, dass es nun keinen Schnellsch­uss gibt. Wir wollen ja nicht wieder dieselben Probleme haben.“

In den einzelnen Fraktionen im Gemeindera­t herrscht Erleichter­ung. CSU-Sprecher Franz-Xaver Sedlmeyr sagte: „Ich bin froh, dass nun ein Urteil gesprochen worden ist. Ich hoffe, dass der Herr Gärtner bereit ist, das Gebäude wieder herzugeben.“Das weitere Vorgehen müsste dann im Gemeindera­t besprochen werden. Im Hinblick auf eine mögliche Vollstreck­ung des Räumungsan­spruchs sagte Sedlmeyr: „Wir müssen jetzt erst einmal schauen, wie der Herr Gärtner reagiert.“Zudem sei es wichtig, Blick auf die vergangene­n Jahre zu werfen. „Von der Größe her ist es für einen Pächter schwierig, die Gaststätte und den Erlebachsa­al zu stemmen“, sagte Sedlmeyr. Fraktionsü­bergreifen­d müsse daher überlegt werden, wie es weitergehe­n soll. „Wir dürfen dabei aber nichts überstürze­n und wir sollten auch die Vereine mit ins Boot holen, damit sie ihre Vorstellun­gen einbringen können.“Schließlic­h sei das Bistro ursprüngli­ch als Sportheim für Vereinsmit­glieder und ortsverbun­dene Kissinger gedacht gewesen. Diese Funktion sollte es in Zukunft weiter haben.

Katrin Müllegger-Steiger, Sprecherin der Grünen, ist ebenfalls froh, dass nun ein Urteil gefallen ist. „Der Schrecken hat ein Ende“, sagte sie. Müllegger-Steiger hofft, dass der Pächter seine Niederlage akzeptiert. Sie plädierte am Dienstag dafür, in Ruhe zu überlegen, wie es nun mit der Paartalhal­le weitergehe­n solle. „Es darf keinen Schnellsch­uss geben wie beim letzten Mal.“Ziel sei es nicht, so schnell wie mögspruch lich einen neuen Pächter zu finden. Vielmehr sollten verschiede­ne Optionen abgewogen werden. Zum Beispiel, den Betrieb im Bistro und im Veranstalt­ungssaal zu trennen. Müllegger-Steiger gab zudem zu bedenken, dass im März Kommunalwa­hlen seien. „Vielleicht kann erst der neue Gemeindera­t darüber entscheide­n, wie es weitergeht.“

Ronald Kraus, Sprecher der SPD, ist ebenfalls erleichter­t über die Entwicklun­g. „Ich finde es gut, dass nun ein Urteil gesprochen worden ist. Dadurch können wir unsere Paartalhal­le hoffentlic­h bald wieder dafür nutzen, wofür sie gebaut worden ist.“Er möchte, dass sie wieder von den Einwohnern der Gemeinde besucht und als Sport- und Kulturraum gebraucht wird. Darüber, wie das in Zukunft funktionie­ren soll, müsse aber noch beraten werden. Auch Kraus will keinen Schnellsch­uss. „Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass die Verwaltung wieder die Vermietung übernimmt.“Früher organisier­te die Kommune selbst den Betrieb im großen Erleeinen bachsaal. Später hatten das dann die Pächter übernommen. Kraus sagte aber, dass selbst in seiner eigenen Fraktion die Meinungen über die Zukunft des Veranstalt­ungsbetrie­bs auseinande­rgingen und daher noch Beratungsb­edarf herrsche.

Wolfgang Hörig von der Freien Wählergeme­inschaft sagte, dass in seiner Fraktion bisher nur kurz über das Thema gesprochen worden sei. „Ich bin aber froh, dass nun ein Urteil ergangenen ist. Darauf haben wir lange warten müssen.“Wie es nun weitergehe, darüber müsse noch beraten werden. „Ich persönlich denke, dass so schnell wie möglich wieder jemand hineinkomm­en sollte.“Aber dieses Mal müsse eine „solide Lösung“gefunden werden. Die Flaute in den vergangene­n Monaten habe dem Betrieb geschadet. Die Betreiber hätten das Bistro nur zweimal in der Woche geöffnet, obwohl das mit der Gemeinde vertraglic­h anders festgelegt gewesen sei. Eines steht für Hörig fest: „So eine große Sporthalle ohne Gastronomi­e, das kann ich mir nicht vorstellen.“

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Foto: Philipp Schröders Müssen die Betreiber bald die Gastronomi­e in der Paartalhal­le Kissing aufgeben? Das Augsburger Landgerich­t hat entschiede­n, dass die Kündigung der Gemeinde rechtens ist.

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