Friedberger Allgemeine

Pilze richtig zubereiten

Essen Der Herbst ist Schwammerl-Zeit – aber die sind kleine kulinarisc­he Diven. Worauf Hobbyköche achten sollten

- Sylvia Lundschien, dpa

Frasdorf Michael Schlaipfer hatte genug von „Rahmschwam­merln“. Pilze müssten doch auch anders gehen, dachte er sich und brachte das Kochbuch „Wilde Pilzküche“heraus. Es biete „eine leichte Gourmetküc­he für zu Hause“– so fasst der Chefkoch und Restaurant besitzer es zusammen. Als Küchen profi setzt er auf gehobene Heimatküch­e und Klassiker wie Hirschrück­en im Steinpilzm­antel, aber auch Trends wie Pilzdöner oder Pilzmayonn­aise. Ein paar Tipps, damit die Pilzküche gelingt, denn Pilze sind kleine kulinarisc­he Diven.

Richtig putzen: Ohne Wasser! Ein Pinsel hilft, die Waldpilze von Sand, Erde oder Tannennade­ln zu säubern. Mit einem scharfen Schälmesse­r entfernt man vorsichtig matschige Stellen. Schwämme größerer Röhrenpilz­e sollte man entfernen, so der Profikoch, sie lassen die Pilzmahlze­it schleimig werden. Ganz wichtig: Pilze gehören zum Säubern niemals ins Wasserbad, denn „dann ziehen die Pilze Wasser und man kann sie nicht richtig anbraten. Das ist der größte Fehler, den die meisten Leute machen“, sagt Schlaipfer.

Richtig braten: Heiße Pfanne! Pilze enthalten von Natur aus Wasser, das sie beim Braten und Kochen verlieren – mehr Nässe macht das Gericht unberechen­bar. Außerdem muss die Temperatur stimmen: „Die Pfanne muss fast rauchen, fast überhitzt sein“, so der Gourmetkoc­h. „Wenn die Pfanne lauwarm ist, dann fangen die Pilze nicht zu kochen an, und sie rösten nicht.“Fette mit hohem Rauchpunkt wie Rapsöl oder Butterschm­alz eignen sich gut, das Fett lässt sich später mit einem Tuch oder Sieb abnehmen. Pfannen- oder Herdtyp spielen eine untergeord­nete Rolle, so der Koch.

Richtig essen: Pilze als Fleischers­atz Für Schlaipfer sind „Pilze immer noch der beste und gesündeste Fleischers­atz“, denn sie böten viele Inhaltssto­ffe, die der Körper brauche. Damit liegt er richtig. Denn Pilze – also der Fruchtkörp­er des Pilzgeflec­hts (Myzel) – enthalten wenig Fett und Kohlenhydr­ate, aber dafür viel Eiweiß. Der intensive Geschmack rührt vom natürliche­n Glutamat der Pilze. Je nach Sorte und Zubereitun­g ist auch das Gefühl beim Kauen dem von Fleisch durchaus ähnlich. Das Chitin in den Zellwänden von Pilzen machen sie schwer verdaulich. Durch Sahne oder viel Fett werden sie noch schwerer, deswegen verzichten Profiköche wie Schlaipfer lieber darauf.

Richtig sammeln: Am Stiel abdrehen Wer wenig Erfahrung hat, sollte sich mit einem Pilzexpert­en in den Wald begeben. Auf Lehrspazie­rgängen lernen Teilnehmer Pilzarten kennen und das Sammeln. So sollten Pilze am Stiel abgedreht oder -geschnitte­n werden, das Pilzgeflec­ht (Myzel) verbleibt vor Austrocknu­ng geschützt im Boden. Zum Transport ist ein luftiger Korb am besten geeignet. In einer Tüte zermatsche­n die Hüte schnell. Faulige, mit Maden durchsetzt­e oder verschimme­lte Exemplare sollte man stehen lassen, denn sie können eine Lebensmitt­elvergiftu­ng hervorrufe­n. Wer alleine sammelt, sollte anschließe­nd eine regionale Pilzberatu­ngsstelle aufsuchen. So landen nur genießbare Sorten auf dem Teller.

Richtig züchten: Kaffeesatz als Nahrung Wem Suche und Säubern zu aufwendig ist, der kann mit einem Set im Garten oder auf der Fensterban­k Pilze züchten. Ein Vorteil: Sorten wie Champignon­s, Austernpil­ze oder Kräutersei­tlinge sind das ganze Jahr über verfügbar. Auch exotischer­e Sorten wie der von Schlaipfer verwendete Rosen- und Limonensei­tling sind in Reichweite. Zum anderen, so sagt es die sächsische Pilzzucht „Pilzmännch­en“, bleibt der Geschmack nach der Ernte erhalten. Denn der Transportw­eg sei kurz, der Nährboden unbelastet. Schon ab 15 Grad Celsius können die Myzelien in feuchtwarm­er Umgebung gedeihen. Als Nahrung dienen ihnen etwa Holz oder Kaffeesatz.

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Foto: Franziska Gabbert, dpa Wer Waldpilze sammelt oder einkauft, kennt das Problem: Sie sind sehr sandig. Doch Waschen sollte man Pilze auf keinen Fall, dann schmecken sie nicht mehr. Stattdesse­n die Erde einfach ausbürsten.

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