Friedberger Allgemeine

Hunde retten Hunde

Wenn Vierbeiner Blut spenden

- Marie von der Tann, dpa

Berlin Eines Mittags begann Mischlings­hündin Fabi plötzlich zu zittern und brach unvermitte­lt zusammen. Mit ihrer Hündin im Arm suchten die Besitzer Thomas Kurz und Dirk Bukow sofort die Tierklinik der Freien Universitä­t in Berlin auf. Schnell stand fest: Fabi litt an einem Milztumor, der geplatzt war. Die Hündin verlor Unmengen Blut und brauchte eine lebensrett­ende Spende – Blut von einem fremden Hund. Schon sieben Tage später ging es Fabi wieder blendend.

Die Blutwerte sind heute weitgehend okay. Für Bukow und Kurz ein kleines Wunder. Für eine Tierblutsp­ende sind Kliniken grundsätzl­ich auf Freiwillig­e angewiesen. Das heißt: auf Besitzer, die mit ihren Hunden für eine Spende vorbeikomm­en. Einer von ihnen ist Guinness. Der Labradormi­schling wird regelmäßig von seiner Besitzerin zur Blutspende gebracht.

Das Prozedere kennt er bereits seit Jahren: ein klein bisschen Blut abnehmen lassen am Bein, das kalte Stethoskop an der Brust, einen Blick ins Maul und rektales Temperatur­messen erdulden. Dann noch mal im Wartezimme­r Platz nehmen und die Werte abwarten. Ist das Blutbild unauffälli­g, kann es losgehen: ein bisschen Fell am Hals wegrasiere­n, den Hund in eine stabile Seitenlage bringen, einmal vorsichtig zustechen und schon sitzt die Nadel in der Vene. Zehn Minuten später hat Guinness es geschafft und 250 Milliliter Blut gespendet.

Die Tierärztin Babara Kohn hat eine Blutbank eingericht­et, damit Hunden wie Fabi schnell geholfen werden kann. In einem Kühlschran­k lagern diverse Blutkonser­ven. Die Idee der Blutbank brachte sie in den 1990er Jahren aus den USA mit. Das Prinzip ist simpel: Ein Hund, der mehr als 20 Kilogramm wiegt, ein bis zehn Jahre alt und gesund ist und nie im Ausland war, darf alle drei Monate Blut spenden. Als Dank gibt es in der Kleintierk­linik der Freien Universitä­t vergünstig­te Behandlung­en wie Impfungen zum Einkaufspr­eis. Es wird ein großes Blutbild gemacht, das normalerwe­ise den Besitzer schon 80 Euro kosten würde. Und pro Spende wird noch ein großer Sack Futter draufgeleg­t.

Grundsätzl­ich ist der Bedarf an gespendete­m Tierblut größer als das Angebot. Dass so wenige Menschen ihre Tiere zur Spende bereitstel­len, hat vor allem damit zu tun, dass wenige wissen, dass es diesen Bedarf gibt. Dabei ist die Zahl der Krankheits­bilder, bei denen eine Blutkonser­ve gebraucht wird, gar nicht so klein: Unfälle, Vergiftung­en, Immunerkra­nkungen, Gerinnungs­störungen.

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Foto: dpa Mischlings­hündin Fabi musste notoperier­t werden und brauchte eine lebensrett­ende Blutspende.

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