Friedberger Allgemeine

Grünes auf Augenhöhe

Von der Decke baumelnd können Pflanzen Blickfang und Raumteiler zugleich sein – oder in der Küche wertvollen Platz schaffen. Beim Gießen jedoch ist die richtige Strategie gefragt

- Christina Bachmann, dpa

Offenburg/Berlin Zimmerpfla­nzen müssen nicht auf Fensterbre­tt, Kommode oder Boden stehen. Warum lässt man sie nicht stattdesse­n mal von der Decke hängen? Das sorgt für Akzente und rückt Farne, Kakteen und Co. in ein ganz neues Licht. „Das Schöne an hängenden Pflanzen ist, dass man das Grün auf Augenhöhe hat“, sagt Wolfgang Bohlsen von der Zeitschrif­t Mein

schöner Garten. Und Zimmer lassen sich damit gliedern. „Eine größere Pflanze, die gut runterwäch­st, kann man als Raumteiler einsetzen.“

Für den hängenden Zimmergart­en kommen viele Pflanzen infrage. Geeignet ist natürlich alles, was herunterhä­ngt, aber auch vieles, was breit und üppig wächst, erklärt Olaf Beier, Vorstandsm­itglied im Bundesverb­and Einzelhand­elsgärtner. „Ein Schwertfar­n oder auch ein Geweihfarn sieht zum Beispiel in einer Ampel sehr schön aus.“Farne bieten einen Vorteil: Sie benötigen nicht so viel Licht. Damit komme man „weiter in den Raum“rein, so Beier. Eine weitere Option für schattige Ecken ist der Efeu.

Ein weiterer Tipp ist der Korallenka­ktus. Das sei eine ganz pflegeleic­hte Pflanze, die wenig Wasser brauche, so Beier. „Da hängen lange fleischige Triebe, so dick wie Schnürsenk­el, herab.“Genügsam sei auch das Zebrakraut – und mit seinen silbrig-weißen Streifen auf grünem Grund zugleich ein dekorative­r Blickfang. Auch die Grünlilie eignet sich gut als hängende Pflanze: „Die hat oben den breiten Wuchs mit den schwertför­migen Blättern und dazu die langen Ausläufer, die runterhäng­en und bis zu einem Meter lang werden können“, erläutert Beier. Soll es etwas bunter sein, rät Bohlsen etwa zu Wachsblume­n oder Kakteen: „Da gibt es Weihnachts­und Osterkakte­en, je nach Blütezeit, die wachsen überhängen­d und bringen Blüten ins Spiel.“

Nicht nur im Wohnzimmer kommen Hängeampel­n gut zur Geltung. Simone Knauss von der Zeitschrif­t

Schöner Wohnen gefallen sie auch in der Küche. „Wenn man die Arbeitsflä­chen freihalten will, kann man sich die Kräutertöp­fchen aufhängen“, schlägt sie vor. Knauss empfiehlt, hängende Pflanzen in Gruppen zu arrangiere­n: „Nicht in jeder Ecke eine einzelne Blumenampe­l, sondern mehrere zusammen“, erklärt sie und rät zum Experiment­ieren: „Man kann dabei mit Höhen oder Topfgrößen spielen und mit verschiede­nen Pflanzen, mit Blattfärbu­ngen und Formen.“

Untergebra­cht werden die Pflanzen gerne in Makramee-Blumenampe­ln. Diese waren in den 70ern aus keinem Wohnzimmer wegzudenke­n und sind jetzt wieder gefragt. „In diese geknüpften Seiltasche­n kann man jede Art von Übertopf reinstelle­n“, erläutert Beier. „Man kann vorhandene Übertöpfe nehmen, die zur Einrichtun­g passen, und die flexible Ampel passt sich jeder Topfgröße an.“

Makramee-Ampeln gibt es nicht nur naturbelas­sen mit Holzperlen, sondern auch farbig. „Zum Beispiel aus Tauen, wie man sie aus dem Seglerbeda­rf kennt. Das kann man auf den Look der Wohnung abstimmen“, erklärt Knauss.

Eine ungewöhnli­chere Art des Aufhängens ist der sogenannte Sky Planter. Gefäß und Pflanze hängen dabei kopfüber, beschreibt Knauss. „Gegossen wird von oben, nach unten ist der Topf abgedichte­t.“

Eine weitere exotische Form sind Moosbälle, Kokedama genannt: Für die aus Japan stammende Technik muss man laut Beier etwas geübt sein oder bereits vorgearbei­tetes Material verwenden. „Man umwickelt den Wurzelball­en mit Moos und hängt das Ganze an einem Drahtseil auf. Alle zwei bis drei Wochen nimmt man die Pflanze ab und taucht den kompletten Moosballen ein paar Minuten ins Wasser.“Beim verwandten Kokodama werden Übertöpfe aus Kokosnussf­asern gepresst.

Wer Blumenampe­ln in der Wohnung befestigt, sollte die Deckenkons­truktion im Blick haben. „Habe ich eine Betondecke, muss ich einen Dübel nehmen“, sagt Beier, „bei einer Holzdecke reicht ein Schraubhak­en.“Wichtig ist eine praktische Gießhöhe, auch wenn es im Handel inzwischen sogar Flaschenzü­ge für Hängeampel­n gibt.

Manche legen Eiswürfel auf die Erde des Topfes, die langsam und tropfsiche­r ihr Wasser abgeben sollen. Von diesem Trick rät Beier jedoch ab. „Es gibt Pflanzen, die reagieren äußerst empfindlic­h auf kaltes Wasser.“Etwa die Schamblume: „Da werden die Blätter gelb oder die Pflanze wirft sie ab.“

Stattdesse­n rät Beier, in einen möglichst großen, wasserdich­ten Übertopf unten ein Granulat wie Blähton einzufülle­n. So kann man auf Vorrat gießen, ohne dass die Pflanze im Wasser steht und Wurzelfäul­e droht. „Die Wurzel wächst aus dem Plastiktop­f in den Blähtonber­eich hinein, wo sie ein zusätzlich­es Wasserrese­rvoir findet.“

Oder man wählt eine Hydrokultu­r. Hier wurzeln die Pflanzen in wassergefü­llten Behältern. „Das ist das Komfortabe­lste, aber nicht mehr so einfach zu bekommen“, so Beiers Erfahrung. „Die Pflanzen sind deutlich teurer und die Auswahl nicht so groß. Da muss man einen guten Fachhändle­r haben.“

Beim Düngen bietet sich wie beim Gießen ein Vorratspri­nzip an: „Man sagt ja, man sollte Zimmerpfla­nzen alle ein bis zwei Wochen flüssig düngen“, so Bohlsen. „Für Hängepflan­zen bieten sich aber Düngekegel oder -stäbchen an, die die Nährstoffe nach und nach abgeben.“

 ?? Foto: hello kokedama/Landgärtne­rei Beier; Franziska Gabbert, dpa ?? Eine schöne Art, Pflanzen aufzuhänge­n, nennt sich Kokedama. Die Wurzeln werden in einen Moosballen gegeben (links). Eine schöne Variante der Blumenampe­l sind aufgehängt­e durchsicht­ige Gläser – so sieht man die Pflanze als Ganzes, auch ihre Wurzeln.
Foto: hello kokedama/Landgärtne­rei Beier; Franziska Gabbert, dpa Eine schöne Art, Pflanzen aufzuhänge­n, nennt sich Kokedama. Die Wurzeln werden in einen Moosballen gegeben (links). Eine schöne Variante der Blumenampe­l sind aufgehängt­e durchsicht­ige Gläser – so sieht man die Pflanze als Ganzes, auch ihre Wurzeln.
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