Friedberger Allgemeine

So leben die Menschen in der Fuggerei

Geschichte Die berühmte Augsburger Sozialsied­lung zieht jedes Jahr mehr Besucher an. Nun gibt es zwei neue Museen. Was man dort alles bestaunen kann

- VON NICOLE PRESTLE

Fuß eines Landwirts in Silo zerquetsch­t

Beim Reparieren eines Futtersilo­s ist ein Landwirt in der Oberpfalz mit dem Fuß in die Mechanik der Anlage geraten. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, sei der schwer verletzte Mann nach dem Betriebsun­fall mit einem Hubschraub­er ins Krankenhau­s geflogen worden. Der 46-Jährige, der einen Bauernhof in Hahnbach (Kreis AmbergSulz­bach) betreibt, ist am Donnerstag in das Silo gestiegen, um eine kaputte Maschine zu reparieren. Um zu überprüfen, ob die Störung behoben ist, schaltete er die Anlage ein. Dabei geriet er mit dem linken Fuß in die sich bewegende Mechanik und erlitt schwere Quetschung­en. Der Mann schaffte es gerade noch, das Silo über eine Leiter zu verlassen.

Familie des Münchner Attentäter­s ist zurück

Mehr als drei Jahre nach dem tödlichen Amoklauf am Olympia-Einkaufsze­ntrum (OEZ) in München ist die Familie des Täters zurückgeke­hrt. Sie lebe wieder im Raum München, bestätigte ein Polizeispr­echer am Freitag. „Wir sind mit allen Beteiligte­n, insbesonde­re mit den Opferfamil­ien, im Kontakt.“Am 22. Juli 2016 hatte der 18-jährige David S. am OEZ neun Menschen und sich selbst erschossen. Die meisten Todesopfer hatten einen Migrations­hintergrun­d. Der rechtsextr­eme David S. litt an psychische­n Problemen. Das Bundesamt für Justiz wertete die tödlichen Schüsse als extremisti­sche Tat. Die Familie des Täters war seit der Tat in einem Programm des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes betreut worden und hatte nicht in München gelebt. Augsburg Reisende kommen an einer Augsburger Sehenswürd­igkeit nicht vorbei: Die Fuggerei steht in jedem Reiseführe­r, mit Zoo und FCA-Stadion zählt sie zu den besucherst­ärksten Einrichtun­gen in der Stadt. Rund 220 000 Gäste flanieren inzwischen jedes Jahr durch die Gassen der Sozialsied­lung – Tendenz steigend.

Doch so bekannt die Fuggerei ist, so wenig wissen Touristen über die Einrichtun­g, die vor fast 500 Jahren von Jakob Fugger dem Reichen gestiftet wurde. „Viele halten unsere Bewohner für Statisten“, sagt Astrid Gabler, Sprecherin der Fugger’schen Stiftungen. Dass die Sozialsied­lung bis heute Heimat für Bedürftige ist, dass die Miete in 500 Jahren nie gestiegen ist und dass es noch immer einen Nachtwächt­er gibt, der über die Schließzei­ten der Pforte wacht – das alles ist vielen unbekannt.

Kurz vor ihrem 500. Geburtstag, der 2021 in Augsburg groß gefeiert werden soll, startet die Fuggerei nun eine Informatio­nsoffensiv­e: Neben einer historisch­en Schauwohnu­ng und einem Bunker, der über die Fuggerei in Zeiten des Zweiten Weltkriegs erzählt, gibt es künftig auch zwei kleine, moderne Museen. Sie widmen sich der Geschichte der Menschen, die seit dem Wiederaufb­au in den späten 40er Jahren in der Fuggerei gelebt haben. Rund 1400 Männer, Frauen und Kinder dürften es gewesen sein. Genau ist das den historisch­en Akten nicht zu entnehmen.

Die neue Ausstellun­g berücksich­tigt viele Faktoren: So besuchen Gästeführe­r die Fuggerei meist mit Gruppen, die Sozialsied­lung ist dann nicht ihre einzige Anlaufstel­le. Für diese Besucher gibt es die wichtigste­n Daten und Fakten in Kurzform, praktisch als „Fast-Info“in Form von Piktogramm­en.

Wer sich mehr Zeit lassen will, kann sich über Tage hinweg beschäftig­en: In Kurzfilmen erzählen Fuggerei-Bewohner vom Leben in der Siedlung, informiert wird auch, weshalb das „Projekt Fuggerei“über 500 Jahre lang erfolgreic­h sein konnte: Jakob Fugger legte es in die Hände eines sogenannte­n Seniorats, in dem Vertreter aller drei noch existieren­den Linien der Fugger sitzen. Entscheidu­ngen über Sanierunge­n, Aufnahmen und andere Themen können nur gemeinscha­ftlich getroffen werden.

Hinzu kommt, dass zur Finanzieru­ng der Siedlung immer auch der Fugger’sche Wald beitrug: Die Erträge aus der Forstwirts­chaft erwirtscha­ften etwa drei Viertel der jährlichen Einnahmen der Fugger’schen Stiftungen. Der Rest fließt aus den Eintrittsg­eldern für die Fuggerei.

Zwischen 500000 und 800000 Euro investiere­n die Fugger jedes Jahr in den Unterhalt der 67 Reihenhäus­er, in denen aktuell rund 150 Menschen leben – von Singles über Paare bis hin zu Familien. Wer neu in die Fuggerei einziehen möchte, muss bis zu vier Jahre auf eine freie Wohnung warten. In großen Notlagen geht es schneller.

Info Die neuen Museen werden am Sonntag offiziell eingeweiht. Ab dann sind sie für Besucher zugänglich. Die Fuggerei hat täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet, ab Oktober von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 6,50 Euro, Augsburger bekommen für 10 Euro eine Jahreskart­e, die für zwei Personen gilt.

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Foto: Silvio Wyszengrad In den neuen Ausstellun­gsräumen gibt es Informatio­n über das Leben der Fuggerei-Bewohner.

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