So leben die Menschen in der Fuggerei
Geschichte Die berühmte Augsburger Sozialsiedlung zieht jedes Jahr mehr Besucher an. Nun gibt es zwei neue Museen. Was man dort alles bestaunen kann
Fuß eines Landwirts in Silo zerquetscht
Beim Reparieren eines Futtersilos ist ein Landwirt in der Oberpfalz mit dem Fuß in die Mechanik der Anlage geraten. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, sei der schwer verletzte Mann nach dem Betriebsunfall mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden. Der 46-Jährige, der einen Bauernhof in Hahnbach (Kreis AmbergSulzbach) betreibt, ist am Donnerstag in das Silo gestiegen, um eine kaputte Maschine zu reparieren. Um zu überprüfen, ob die Störung behoben ist, schaltete er die Anlage ein. Dabei geriet er mit dem linken Fuß in die sich bewegende Mechanik und erlitt schwere Quetschungen. Der Mann schaffte es gerade noch, das Silo über eine Leiter zu verlassen.
Familie des Münchner Attentäters ist zurück
Mehr als drei Jahre nach dem tödlichen Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München ist die Familie des Täters zurückgekehrt. Sie lebe wieder im Raum München, bestätigte ein Polizeisprecher am Freitag. „Wir sind mit allen Beteiligten, insbesondere mit den Opferfamilien, im Kontakt.“Am 22. Juli 2016 hatte der 18-jährige David S. am OEZ neun Menschen und sich selbst erschossen. Die meisten Todesopfer hatten einen Migrationshintergrund. Der rechtsextreme David S. litt an psychischen Problemen. Das Bundesamt für Justiz wertete die tödlichen Schüsse als extremistische Tat. Die Familie des Täters war seit der Tat in einem Programm des Bayerischen Landeskriminalamtes betreut worden und hatte nicht in München gelebt. Augsburg Reisende kommen an einer Augsburger Sehenswürdigkeit nicht vorbei: Die Fuggerei steht in jedem Reiseführer, mit Zoo und FCA-Stadion zählt sie zu den besucherstärksten Einrichtungen in der Stadt. Rund 220 000 Gäste flanieren inzwischen jedes Jahr durch die Gassen der Sozialsiedlung – Tendenz steigend.
Doch so bekannt die Fuggerei ist, so wenig wissen Touristen über die Einrichtung, die vor fast 500 Jahren von Jakob Fugger dem Reichen gestiftet wurde. „Viele halten unsere Bewohner für Statisten“, sagt Astrid Gabler, Sprecherin der Fugger’schen Stiftungen. Dass die Sozialsiedlung bis heute Heimat für Bedürftige ist, dass die Miete in 500 Jahren nie gestiegen ist und dass es noch immer einen Nachtwächter gibt, der über die Schließzeiten der Pforte wacht – das alles ist vielen unbekannt.
Kurz vor ihrem 500. Geburtstag, der 2021 in Augsburg groß gefeiert werden soll, startet die Fuggerei nun eine Informationsoffensive: Neben einer historischen Schauwohnung und einem Bunker, der über die Fuggerei in Zeiten des Zweiten Weltkriegs erzählt, gibt es künftig auch zwei kleine, moderne Museen. Sie widmen sich der Geschichte der Menschen, die seit dem Wiederaufbau in den späten 40er Jahren in der Fuggerei gelebt haben. Rund 1400 Männer, Frauen und Kinder dürften es gewesen sein. Genau ist das den historischen Akten nicht zu entnehmen.
Die neue Ausstellung berücksichtigt viele Faktoren: So besuchen Gästeführer die Fuggerei meist mit Gruppen, die Sozialsiedlung ist dann nicht ihre einzige Anlaufstelle. Für diese Besucher gibt es die wichtigsten Daten und Fakten in Kurzform, praktisch als „Fast-Info“in Form von Piktogrammen.
Wer sich mehr Zeit lassen will, kann sich über Tage hinweg beschäftigen: In Kurzfilmen erzählen Fuggerei-Bewohner vom Leben in der Siedlung, informiert wird auch, weshalb das „Projekt Fuggerei“über 500 Jahre lang erfolgreich sein konnte: Jakob Fugger legte es in die Hände eines sogenannten Seniorats, in dem Vertreter aller drei noch existierenden Linien der Fugger sitzen. Entscheidungen über Sanierungen, Aufnahmen und andere Themen können nur gemeinschaftlich getroffen werden.
Hinzu kommt, dass zur Finanzierung der Siedlung immer auch der Fugger’sche Wald beitrug: Die Erträge aus der Forstwirtschaft erwirtschaften etwa drei Viertel der jährlichen Einnahmen der Fugger’schen Stiftungen. Der Rest fließt aus den Eintrittsgeldern für die Fuggerei.
Zwischen 500000 und 800000 Euro investieren die Fugger jedes Jahr in den Unterhalt der 67 Reihenhäuser, in denen aktuell rund 150 Menschen leben – von Singles über Paare bis hin zu Familien. Wer neu in die Fuggerei einziehen möchte, muss bis zu vier Jahre auf eine freie Wohnung warten. In großen Notlagen geht es schneller.
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Info Die neuen Museen werden am Sonntag offiziell eingeweiht. Ab dann sind sie für Besucher zugänglich. Die Fuggerei hat täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet, ab Oktober von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 6,50 Euro, Augsburger bekommen für 10 Euro eine Jahreskarte, die für zwei Personen gilt.